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Josef Mäschle, Dillingen / Saar

Das deutsche Feuerwehrbeil-ein klassisches Beispiel einer Fehlentwicklung14.02.10 15:21
Ob man als Endverbraucher das Feuerwehrbeil mag oder nicht ist eine Grundsatzfrage.
Ich finde Handbeile generell nützliche Werkzeuge, wenn ich nicht gerade etwas für meine vorgesehene Arbeit besseres zur Hand habe.

Mit dem deutschen Feuerwehrbeil bin ich allerdings unzufrieden.
Für die Anforderungen der Feuerwehr ist es nicht sinnvoll konzipiert.

Kopfform
Der Beilkopf des Feuerwehrbeils läuft keilförmig auseinander. Das ist toll zum Brennholzspalten, was aber nicht wirklich eine originäre Tätigkeit der Feuerwehr ist. Für die Arbeit der Feuerwehr sollte ich ein THL-Beil haben, dass abgesehen von der Klingen über den Verlauf des Kopfes die selbe Dicke behält. Dadurch klemmt es sich beim Öffnen von Blech nicht im Verlauf des Schnittes fest.

Hebelschneide: Die sogenannte Hebelschneide hat außer dem Öffnen von Feuerwehrverschlüssen keine sinnvollen Anwendungen, und diesen Öffnungseffekt kann ich auch mit einem fast beliebigen anderen Werkzeug oder einem Öffnungspin oben am Beilkopf erfüllen. Ein klassisches Feuerwehrbeil mit Dorn ermöglicht es dagegen auch, Löcher in Türen, Trapezbleche und ähnliches zu schlagen und dadurch zu löschen, ohne den Brandraum betreten zu müssen. Ebenso kann das Beil klassisch im Balken geparkt werden, wenn eine zusätzlicher Tritt gebraucht wird oder kurz beide Hände frei sein müssen.

Der Dreikantschlüssel ist spätestens im Innenangriff sinnvoll, seit Feuerwehrfahrstühle neuer Norm damit in den Feuerwehrbetrieb umgeschaltet werden können. Unten am Stiel ist er aber nicht sinnvoll angebracht, da der Benutzer zum Entfernen von Absperrpfosten immer noch einen zweiten FA benötigt, der diesen anhebt. Gleichzeitig ist der Dreikantschlüssel auch eine Verschlimmbesserung: Bisher war das Feuerwehrbeil durch den Gummigriff im Niederspannungsbereich i. d. R. ausreichend isoliert, um den Anwender vor direkten Berühren von Spannung damit zu schützen. Der Dreikantschlüssel ist mit dem Metallstiel und damit auch mit dem Beilkopf elektrisch gut leitfähig verbunden. Da Gipskartonwände im Innenausbau eine immer größere Rolle spielen und häufig im Rahmen der Nachkontrolle geöffnet werden müssen, besteht aber auch eine immer höhere Gefahr. Elektroleitungen zu durchtrennen. Aus meiner Sicht ist ein voll isolierter Griff für ein Feuerwehrbeil deshalb Stand der Technik.

Das Zubehör: Die Beiltasche mag zwar preiswert und auch einigermaßen robust sein, aber sie ist auch eine der unpraktischsten Tragevorrichtungen, die ich kenne. Es ist damit nicht möglich, das Beil mit einer Hand und ohne hinzusehen mit Brandbekämpfungshandschuhen in einer Sekunde zu entnehmen und wieder hineinzustecken. Derartiges wäre z. B. mit einer Kunststoffkassette, in die der Beilkopf einrastet und mit einem Knopfdruck ausgeworfen werden kann problemlos möglich.
Entsprechendes zweihändiges Herumgehampel ist die Folge, wenn auf einer Leiter mal ein AGT versucht, das Beil zu zücken um eine Scheibe einzuschlagen. Was ich aus Sicht der Arbeitssicherheit wie auch der Arbeitseffizienz davon halte, möge sich der geneigte Leser selber denken.
Eine sehr einfach im Kopf zu realisierende Kupplungsschlüsselfunktion ist ebenfalls leider nicht in Sicht, obwohl ich einem in Normausschüssen vertretenen Hersteller schon lange den Rat gegeben habe...

Insofern hoffe ich nach wie vor auf ein Wunder- und wer nicht an solche glaubt möge mal im Ausland recherchieren und sich z. B. Mal ein Nupla-Feurwehrbeil ansehen.

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