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Blog von

Josef Mäschle, Dillingen / Saar

Offener Brief12.02.10 07:57
Tag für Tag geschehen Unglücke.
Tag für Tag versuchen viele Menschen zu helfen, wenn Hilfe gebraucht wird.
Tag für Tag berichten die Medien darüber.
Mal sind diese Helfer heldenhafte Retter, dann wieder…doch das ist ein anderes Thema.

Diese Helferinnen und Helfer stammen aus verschiedensten Hilfsorganisationen, die den Bürgern im Notfall zu Hilfe kommen. Feuerwehren, Rettungsdienste, Technisches Hilfswerk und viele andere, die eigentlich nur auffallen, wenn man sie braucht und sie nicht in zwei Sekunden zur Stelle sind.

Deshalb stiften manche Länder sogar Medaillen, um Ihre Helfer zu „ehren“.

Dazu möchte ich mich mit meiner Meinung äußern.

Ich bin (inzwischen seit über zehn Jahren) Feuerwehrmann, weil ich gerne helfe, gerne mit Technik umgehe, gerne mit Gleichgesinnten zusammen bin. Ich erfreue mich nicht an anderer Menschen Leid, und ich zünde auch nichts an, wenn es mal länger nicht gebrannt hat.

Ich freue mich sehr, wenn mal nichts passiert, mal niemand in Not ist, mal niemand Schmerzen hat, niemand leiden muß.

Ich freue mich etwas weniger,
wenn ich wenigstens einem Menschen oder Tier in einer Notlage helfen kann,
und zwar so gut wie es nur eben machbar ist.

Sollte allerdings in nächster Zeit jemand auf mich zutreten und mir ernsthaft „ehrenhalber“ ein Blechabzeichen in die Hand drücken, dann werde ich mich nicht freuen.
Ich werde mich ärgern.

Warum?
Weil ich für meine Engagement etwas ganz anderes erwarte.
Ich möchte nach jedem Einsatz gesund wieder nach Hause kommen. Ich möchte nicht meinen Arbeitsplatz verlieren, weil ich zu diesem Einsatz gefahren bin, um jemanden zu helfen. Und ich wünsche mir dies ebenso für alle meine anderen Kameradinnen und Kameraden.

Ich finde, daß dies nicht zuviel erwartet ist.

Trotzdem gibt es immer noch viele Feuerwehrleute, die in ein Feuer gehen ohne ausreichend geschützt zu sein. Sie gehen in einen Brandraum, in dem Temperaturen von mehreren hundert Grad herrschen, und sollen dabei eine Hose tragen, die nicht dicker ist als eine handelsübliche Jeans. Tolle Idee. Schon oft haben sich Feuerwehrleute deshalb die Beine verbrannt, und es passiert immer wieder. Verletzt werden allerdings nur diejenigen, die wirklich in das Feuer gehen und dort Menschen zu retten versuchen. Nicht denjenigen, die diese Entscheidung treffen um eine paar Euro auf Kosten anderer Menschen Gesundheit und Leben zu sparen. Und dies scheint offensichtlich legal zu sein.

Trotzdem gibt es immer noch Rettungsdienstangehörige, die oft mehrmals wöchentlich nach Verkehrsunfällen blutende eingeklemmte Personen befreien und versorgen. Und denen immer noch keine kostenlosen Schutzimpfungen gegen gängige Infektionserkrankungen von ihrer Gemeinde angeboten wurde.

Trotzdem gibt es immer noch Helfer, die wissen daß sonst niemand zu Hilfe kommt, wenn sie nicht ihre Arbeit unterbrechen und diese oft über Leben und Tod entscheidende Hilfe leisten. Sie wissen auch, daß niemand ihnen und ihrer Familie zu Hilfe kommt, wenn sie deswegen dann letztendlich nach vielen Einsätzen ihre Arbeit verlieren. Meistens helfen sie so lange, bis ihnen der Arbeitgeber diskret andeutet, daß es viele Gründe und Möglichkeiten gibt, einen „renitenten“ Mitarbeiter zu entlassen. Und sie haben gegenüber einer Partei immer ein schlechtes Gewissen: Familie, Freunden, Opfern, Kameraden. Es gibt praktisch keine Lösung, bei der nicht jemand zu kurz kommt. Trotzdem führen die Gemeinden, die zum Einsatz rufen, keine Gespräche mit den Arbeitnehmern und denken meist nicht einmal über neue Lösungen nach.

Der Satz: „Tue nichts Gutes, dann geschieht Dir nichts Böses“ scheint mir in diesem Zusammenhang immer mehr Wahrheit zu erhalten.

Deshalb ärgere ich mich.
Wie mit Sicherheit die meisten meiner Kameradinnen und Kameraden (stellvertretend genannt allein bei der deutschen Feuerwehr über eine Million, die zusammen dafür sorgen, daß überall hier binnen Sekunden und Minuten Hilfe zur Stelle ist) interessiere ich mich nicht für ideelle Auszeichnungen. Ich interessiere mich dafür, professionell zu helfen und TROTZ meines Ehrenamtes gesund und (sozial) sicher leben zu können.

Ich bitte alle Menschen, die darauf Einfluß nehmen können, es auch zu tun.
Die Politiker um ihr verantwortungsvolles und zukunftsbewußtes Handeln,
die Arbeitgeber um Verständnis und Bereitschaft zum Dialog,
die Bürger um eine bißchen mehr Aufmerksamkeit für ihre Nachbarn,
damit aus kleinen Problemen keine echten Notfälle werden. Für Niemanden.

Und wenn Sie noch mehr tun möchten, dann gehen sie mal bei Ihrer Feuerwehr oder einer anderen Hilfsorganisation, die ihnen liegt, vorbei und sehen sie sich mal um…vielleicht wollen sie dann ja auch dort mithelfen.

Ich bitte nicht nur deshalb um Verständnis, weil den Helfern zumindest keine Nachteile aus ihrer Hilfeleistung erwachsen sollten.
Sondern auch, damit es in zwei, fünf oder zehn Jahren, wenn sie oder ein Mensch, der Ihnen nahe steht, in Lebensgefahr gerät, immer noch andere Menschen geben kann, die zu Hilfe kommen.

Danke für ihre Aufmerksamkeit.

Ein Helfer.

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