1. Freiwillige Feuerwehr
2. Feuerwehrfrau
Hallo,
Geschrieben von Michael B- Mein Beispiel für die Probleme der Ausbildung für Großschadenslagen ist immer: Ich war vor 22 Jahren in der Führungsgruppe der Feuerwehren des Landkreises. Hätte damals der KBM eine Übungslage vorgegeben in 10.000 m Höhe stoßen 2 Flugzeuge zusammen, hätte ich vermutlich die Übung nicht ernst genommen und gesagt so viel Übungskünstlichkeit das gibt es nicht. 2002 war Überlingen!
So oder ähnlich wird es bei vielen Übungslagen für Großschäden (ich spreche noch nicht einmal von Katastrophen) gehen, es ist oft unvorstellbar!
Und hier sind wir doch an einem interessanten Punkt der Vorbereitung, wie üben wir Großschadenslagen/Katastrophen?
1.) Wer arbeitet die Übungen aus?
Fast alle Übungen die ich miterleben durfte wurden durch den höchsten Teilnehmer (KBM, LdF, Chef des Stabes, Landratsamt, etc) ausgearbeitet und dann durch die selbe Person mitbespielt (um den Verlauf der Übung zu gewährleisten). Wenn nun aber der oberste teilnehmende Führungskreis die Lage mit all seinen Feinheiten kennt, wo beüben sich diese für die Realität? Dies lässt sich in FW-Deutschland auch gerne auf die kleinste Einheit runterbrechen, wenn immer die Wehrführung die Übungen ausarbeitet, Wie beübt sich diese?
Meiner Meinung sollte auch hier von Kopf bis Fuß beübt werden. Und jetzt nicht nur den Kopf in einer Planspiel-Übung sondern in Vollübungen, dass die Probleme des Fußes auch wirklich bis nach oben durchstoßen und bearbeitet werden müssen. Hier bei sollte auch hinterfragt werden, ob es nicht überall sinn macht, diese Übungen fremdzuvergeben (z.B. Stab XY arbeitet für den Bereich AB aus und stellt hier die Übungsleitung (nicht die Einsatzleitung) ) oder nach unten zu delegieren dass Abteilungsleiter, Wehrführer, Stabsmitglieder oder einfach Feuerwehrleute mit Sachkenntnis diese Ausarbeiten und danach NICHT daran teilnehmen.
2.) Wann üben wir?
Meistens finden diese Übungen doch Samstags Vormittags mit mehrwöchiger Ankündigung statt, also haben wir für die Übung den maximalen Personalkörper und in diesem eine funktionierende Dienstpostenbesetzung gem. Anforderungsmodell. Wir wissen, wenn wir um 8 Uhr anfangen, kommt um 12 Uhr der Caterer und danach Nachbesprechung, damit wir um 18 Uhr wieder bei der Familie sind. Das dies mit der realität nicht passt, sollte doch jedem klar sein oder? Das Problem ist doch vieler Orts ersichtlich, wenn Dienstags um 9.17 Uhr der Alarm bei der kleineren Feuerwehr aufläuft und die Staffelstärke mit 4 PA-Trägern eine echte Herausforderung wird. Das Konzept der Alarmübungen wird m.M. vielerorts durch die Meldewege auch ad-absurdum geführt. Wenn im Vorlauf zufällig die FF Nachmittags mit 9 Mann beim "Gerätehausreinigen" ist, weil über den Dienstverteiler alle Wehrführer im CC waren, dann kann ich mir so eine Alarmübung doch gleich schenken.
Meiner Meinung nach sollte hier einfach mal scharf auf den Knopf gedrückt werden, ohne viel Vorabstimmung. Ja es wird teuer, aber dann müssen die Lohnausfallbescheinigungen halt mal glühen. Im Nachgang kann man so etwas über eine Zeitnahe Pressebegleitung aber auch einfacher den Arbeitgeber/Familien/etc verkaufen, als wenn man danach die Leute einfach wieder in ihr "normales" Leben entlässt.
3.) Was üben wir?
Nach meiner Erfahrung üben wir meistens so, dass der angesetzte Personal/Materialrahmen passend ist. Also keine Über- oder Unterforderung eingeplant ist. Am Ende steht jeder mit seiner Erbsensuppe/Bratwurst/... in der Hand und wusste was er genau gemacht hat und war glücklich und mit sich zufrieden. Die Wehr die Tagsüber keine Staffel zusammenbekommt, aber hier mit einer Gruppe + Privat-PKW kam, war ebenso ausgelastet, wie die weiße Bereitschaft die für jeden ihrer N-KTW mindestens einen Patienten, der dem Anforderungsprofil der Ausrüstung entsprach, zum beüben bekommen hat.
Ich habe einmal eine Übung mit erleben können, bei der die Lage weit über den Personal/Materialansatz lag, die Lage war NICHT durch die Kräfte zu bewältigen. Nach Zeit x wurde durch die Übungsleitung dann ein Kontigentsführer eingespielt, der sich die ganze Baustelle hat übergeben lassen und die Übungskräfte damit aus der Lage heraus waren. Die Stimmung war "gedrückt". Von unten hatte man das Gefühl, man hat versagt, weil die Übung ja nicht abgebacken wurde, die Führung war überrascht, weil diese in Gedanken immernoch in der Mangelverwaltung waren und noch immer ihren Weg gesucht haben, die Lage irgendwie zu kontrollieren. Ich persönlich fand diese Übung von Outcome sehr realistisch. Wenn hinterher in der Zeitung steht "Die Übung wurde hervorragend abgearbeitet, keine größeren Probleme, nur einige Stellschrauben müssen gedreht werden" dann denke ich mir immer, dass diese Übung entweder Perfekt oder einfach zu leicht war.
Ich hatte beim Bund mal einen Kompaniechef, der jedes Gruppengefechtsschießen damit hat enden lassen, dass der Feinddruck zu groß wurde und man seine Stellungen aufgeben musste. Egal wie "gut" die Lage lief. Einfach dass sich keiner der Führer vor Ort als Überkrieger sah und jeder selber sein Handeln kritisch hinterfragte. Ebenso hat er es auch genossen, wenn die Gruppen fertig waren und loslegen wollten, sich erst noch ein paar zu rauchen bevor die Lage startete. Er nannte es die Ausbildung "Warten" die in seinen Augen viel zu selten gelehrt wird.
In diesem Sinne bin ich auf eure Meinungen dazu gespannt.
Gruß
Daniel
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