Rubrik | Freiw. Feuerwehr |
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Thema | Bayerischer Rundfunk: Quer - Gibt es zu viele Dorf-Feuerwehren? #
| 61 Beiträge |
Autor | Pete8r M8., Ronneburg / Hessen | 846252 |
Datum | 03.02.2019 11:54 MSG-Nr: [ 846252 ] | 2518 x gelesen |
Infos: | 03.02.19 FW-Forum: Fusionierung Feuerwehren 01.02.19 'Lösungsmöglichkeiten für kleine Ortschaften / Flächengemeinden' von Jürgen M. 31.01.19 BR "quer": Gibt es zu viele Dorf-Feuerwehren?
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1. Alarm- und Ausrückeordnung
2. Allgemeine Aufbau Organisation (Pol)
Ich habe mich mal von oben bis unten durch diesen Thread gelesen. Ich sehe neben all den sehr fundierten inhaltlichen Aussagen zu technischen oder sozialen Teilaspekten aber vor allem ein großes Thema, dass wir mittlerweile in sehr vielen Lebensbereichen haben: Stadt und Land driften brachial auseinander.
Man könnte trefflich darüber streiten, inwiefern die Urbanisierung derzeit politisch sogar gefördert wird, anstelle dem Exodus auf dem Land entgegenzuwirken (Milliardenprojekte in den Städten vs maroder Infrastruktur auf dem Land etc. / Pendlerpauschale vs. Homeofficeförderung). Aber zurück zum Thema:
Die Argumentation von Stadtmenschen wie Ulrich C. und Andreas L., die ja auch viel Zustimmung findet, ist aus städtischer Sicht nachvollziehbar. Es gibt in der Tat Beispiele wo ein nicht mehr funktionsfähiges Feuerwehrwesen, das reduziert auf die soziale Komponente, von der öffentlichen Hand finanziert wird. Aber ich denke das wird der Mehrheit der Kleinfeuerwehren nicht gerecht.
Aus ländlicher Sicht betrachtet sieht das ganze nämlich völlig anders aus:
- Wenige Feuerwehrbegeisterte stemmen das immer komplexer werdende Feuerwehrwesen bei drastisch schwindender Zahl aktiver Mitstreiter.
- Ein Bürgermeister verwaltet ein regelmäßig größer werdendes Defizit und ist dank Gesetzeslage verpflichtet, eine funktionsfähige Feuerwehr vorzuhalten -sonst Organisationsverschulden .
- Hauptamtliche Kräfte wären niemals bezahlbar. Pflichtfeuerwehr keine realistische Alternative.
- Unter 80.000 Einwohnern einer Stadt finden sich noch immer 0,1% Feuerwehr begeisterte, die ihre Zeit dafür investieren. Bei den 3-4000 Einwohnern einer kleinen Gemeinde muss sich aber mindestens auf 0,7% bis 1% Prozent kommen, um eine Feuerwehr zu betreiben.
- Immer mehr Pendler wohnen nur noch vor Ort, engagieren sich dort allerdings nicht mehr - Also ist klar, dass man versucht über entsprechende Anreize (tolle Community, Freizeitaktivitäten, Kneipenersatz) die Attraktivität der Feuerwehr für Dorfbewohner zu erhöhen - das sehe ich, wenn der Rest passt als legitim und in der Gesamtbetrachtung als günstiger an.
Ich bin vor knapp 10 Jahren vom städtischen Umfeld in eine kleine Gemeinde mit 3600 Einwohnern und drei Ortsteilen gezogen, wo ich inzwischen stv.LdF bin ich kenne also beide Welten.
Unter ähnlichen Bedingungen wie oben genannt, haben wir in meinen Augen recht gute Lösungen gefunden:
- Ein gemeinsamer (neuer) Standort zwischen den Ortsteilen, der aus feuerwehrmäßiger Sicht sicherlich das Optimum gewesen wäre, hat sich als nicht finanzierbar herausgestellt.
- Zwei direkt aneinandergrenzende Ortsteile werden wurden zusammengelegt, der entsprechende Standort ertüchtigt und auf aktuellen Stand gebracht.
- Die nun verbleibenden zwei Ortsteilwehren arbeiten als eine Feuerwehr zusammen. Ausbildung und Übungen werden gemeinsam abgehalten, da nur so eine sinnhafte Manpower beisammen ist und auch nur so die Qualität der Ausbildung zu gewährleisten ist.
- Bei den Einsätzen genauso: Unsere AAO sieht tagsüber generell die gemeinsame Alarmierung beider Ortsteilwehren vor Abends / Wochenends wird bei Kleinereignissen nur der betroffene Ortsteil alarmiert.
- Konzeptionell wird das bei Ausrüstung weiterverfolgt: Hydraulisches Rettungsgerät gibt es mit einfachen Unterbaumaterial an einem Standort im LF10, die andere Ortsteilwehr hat Säbelsäge, Büffelheber, Rüstholz etc. auf dem LF8/6. Wer zuerst ankommt kann wirksame Maßnahmen beginnen - gemeinsam steht dann alles zur Verfügung, um professionell zu arbeiten. Durch die gemeinsamen Übungen ist der Ausbildungsstand an den Geräten in beiden Ortsteilen gewährleistet.
Mit diesem Hintergrund sage ich ganz klar, dass mittelfristig und für die aktuelle tägliche Praxis in kleineren Einheiten gedacht werden muss - dies allerdings in einer Art und Weise, die das notwendige Qualitätsniveau sicherstellt.
Langfristig allerdings läuft in den ländlichen Regionen aber nicht nur das Feuerwehrwesen in unlösbare Probleme. Da sehe ich allerdings eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die derzeit unzureichend gewürdigt wird.
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