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Rubrik | Einsatz | zurück | ||
Thema | Ein knappes Ding... - 2 x Durchzündung | 21 Beiträge | ||
Autor | Alex8and8er 8P., Braubach / Rheinland-Pfalz | 826358 | ||
Datum | 04.01.2017 13:34 MSG-Nr: [ 826358 ] | 4544 x gelesen | ||
Infos: | ||||
Hallo Jan, du hast das Video bzw. deine Gedanken dazu auf ja auf den verschiedensten Kanälen geteilt, ich erlaube mir jetzt mal nur auf diesem einen zu antworten und deine Texte aus den verschiedensten Quellen zu zitieren. Einleitend: Meine Hochachtung für den offenen Umgang mit den Einsatzerfahrungen, meinen Glückwunsch zum Einsatzerfolg, vielen Dank für die Veröffentlichung der guten (im Sinne von lehrreichen) Videoaufnahmen. Ich denke hiervon und von einer hoffentlich folgenden Diskussion können wir alle profitieren. Es braucht mehr Leute mit dieser Einstellung. Es wird niemand ernsthaft bezweifeln, dass du für eine solche Lage wohl zur ersten Wahl als "Abschnittsleiter Brandbekämpfung" gehörst. Für die weiteren Ausführungen unterstelle ich mal, dass die durchschnittliche Feuerpatsche (hü) von Feuer ausmachen weniger Ahnung und weniger Erfahrung hat als das, was bei euch vor Ort war. Trifft eine solche Lage also eine deutsche Durchschnittsfeuerwehr, gelten oftmals weniger gute Voraussetzungen als Geschrieben von ---Jan S. in "Der Unterschied"--- Gute Gruppenführer, super Leute. Rennpferde. Umso wichtiger ist es daher seine Leute zu kennen. Kommen wir mal zur Lage bei deinem Eintreffen/Übernahme als Abschnittsleiter Brandbekämpfung. Du hast festgestellt:
Die darauf folgenden Minuten sind geprägt von diversen Problemen, zu deren Lösung du dann einen Gruppenführer beauftragt hast. Geschrieben von ---Jan S. in "Der Unterschied"--- Zuerst fehlt der Sicherheitstrupp, dann haben wir einen Schlauchplatzer (umherfliegenden Glasscherben), dann ist das Tankwasser zu Ende bevor wir einen Hydranten aufgetaut haben und so weiter und so weiter. Ich denke das kennt jeder und das meiste davon wäre nicht zu verhindern gewesen. Einzige Frage an dieser Stelle: Wo war denn vorher der Sicherheitstrupp? Das Video spricht davon, dass zum Zeitpunkt der ersten Durchzündung der erste Innenangriff beginnt/läuft/begonnen werden soll. Sofern er nicht von der Durchzündung betroffen war, hätte er doch eigentlich bereits fertig sein sollen. Weiter zum Ablauf: Das Feuer brennt in den folgenden Minuten also ohne weitere Applikation von Wasser weiter. Die Entwicklung der Rauchgase mit Geschrieben von ---Jan S. in "Der Unterschied"--- (...) einer schönen Schwerkraftströmung, Flammenzungen und Rollover. kann man sehr schön beobachten. Bei 7:08 im Video geht dann der Angriffstrupp erneut zum Innenangriff. Gut zu erkennen die sehr niedrige Rauchschicht und die entsprechend niedrige Gangart des Trupps. Was mich verwundert: Bei 7:24 hört man über Funk "In einer Minute ist Wasserversorgung... nötig?/fertig?". Sofern ich mich nicht verhört habe, bedeutet das aber, dass das "Problem" mit der Wasserversorgung noch immer nicht gelöst ist und der Trupp jetzt ohne sichergestellte Wasserversorgung vorgeht. War dem so? Dann kommt im Video ein Schnitt. Der Angriffstrupp hat das Gebäude wieder verlassen (keine Schlauchleitung mehr im Gebäude) und steht neben der Zugangstür, der Innenangriff wurde also abgebrochen. Bei 7:36 steht im Video "keine Wasserversorgung mehr" und über Funk "Wie weit seid ihr denn mit Wasser? - Wasser haben wir noch keins!". In den folgenden Minuten ist gut zu sehen, wie sich der Brandrauch entwickelt. Bei 9:00 im Video beginnt dann der offensichtlich dritte Innenangriffsversuch mit nun stehender Wasserversorgung. Bei 9:52 "schon wieder Schlauchplatzer". 10:46 im Video zweite Durchzündung, diesmal in heftiger. Bei 11:10 im Video kriecht der Angriffstrupp aus dem Gebäude. Zusammenfassend: Der Einsatzerfolg hat euch recht gegeben. Dass es so positiv ausgegangen ist, lag sicherlich an mehreren Faktoren:
Geschrieben von ---Jan S.in "Der Unterschied"--- Ups. Ernsthafte Zweifel. War der zweite Angriffsversuch wirklich die richtige Entscheidung? Eigentlich gibt einem das Ergebnis ja recht (Gebäude gerettet, keiner ernsthaft verletzt) - aber hast du aus falschem Ehrgeiz nicht mit Leben und Gesundheit der Jungs gespielt? Auch jetzt noch, wo ich hier sitze und alles zum Xten Mal durchdenke habe ich Zweifel. Im GLUT-Schema steht bei "heiß": "Innenangriff ggf. nur zur Menschenrettung". Halten wir fest: Zu dem Zeitpunkt des zweiten Innenangriffs war bekannt, dass sich keine Person mehr im Gebäude befindet. Als der Innenangriff begonnen wurde, war das schon eine knappe Kiste. Wahrscheinlich war es "für euch", mit euren Kräften die richtige Entscheidung in den Innenangriff zu gehen. Ich kann mir aber auch genug Dinge vorstellen, die hätten schief gehen können - mit aus anderen Fällen bekanntem Ausgang. Vier Meter klingen sehr wenig, vier Meter können aber reichen, wenn der Schlauch weg ist und plötzlich eine Wand fehlt. Geschrieben von ---Jan S. in "Der Unterschied"--- Schlimmstenfalls faucht es einmal, aber wenn die Jungs den Bauch am Boden haben und nicht tiefer als 4m reingehen, ist das ok. Ein kalkuliertes Inkaufnehmen einer Durchzündung im Innenangriff zum Schutz von Sachwerten halte ich für grenzwertig. Ich bin der Meinung wir sollten den Sicherheitsgewinn unserer PSA möglichst nicht (bzw. wenn überhaupt nur zur Menschenrettung - und selbst da müsste man hinterfragen, welche Chancen hier noch bestanden hätten) dazu einsetzen in Lagen zu gehen, die derart kritisch sind. Ich für meinen Teil - mit dem Wissen, dass ich weit weniger Erfahrung habe und selten so fitte und gut ausgebildete Kräfte unter mir haben werden - hoffe, mich bei einer vergleichbaren Lage gegen einen Innenangriff zu entscheiden. Ich erkläre hinterher lieber, warum wir leider die Sachwerte nicht mehr retten konnten als warum Kameraden verletzt oder getötet wurden. Selbstverständlich ist unsere Aufgabe mit nicht unerheblichen Risiken verbunden und ich bin nicht übervorsichtig, aber die Frage "wofür?" bliebe. Geschrieben von ---Jan S. in "Der Unterschied"--- Natürlich war ich schon stolz auf unsere Leistung. Aber eigentlich wollte ich auch eine Diskussion über: was kann man besser, was anders machen. Bekommen habe ich bis dato viel Lob, ein wenig Klugscheißerei, ein paar komische Anmerkungen (wie kann man nur) aber noch keine richtige Diskussion. Ist vielleicht auch nicht einfach. Auch von mir also erstmal eine "komische Anmerkung" - wobei ich sie nicht komisch, sondern legitim finde. Zu einer sachlichen Diskussion gehört auch mal eine anderslautende Meinung. Nun zum "was kann man besser, was anders machen": Ein Gedanke "aus dem Bauch" heraus. Beim gewählten Zugang ist euer Angriffsweg auch gleichzeitig der Weg, den die aufgeheizten Rauchgase nach Draußen nehmen. In diesem Bild (Quelle: Jan S. in "Der Unterschied") scheint es so als wäre der Angriffsweg durch den Haupteingang bereits vorbereitet und mit Überdrucklüftern versehen. Wenn ich mir im Video bei 9:12 das Bild der Räumlichkeiten so anschaue: Wie wäre es mit einem Vorgehen Haupteingang - Umkleide Damen - Sauna gewesen? Gleichzeitig Überdrucklüftung Haupteingang, Rauchvorhang Durchgangstüre Umkleide Damen - Flur vor Sauna, Abluftöffnung Hinterausgang? Sicherlich, da wäre auch einiges an Rauchgasen abgefackelt, aber wahrscheinlich wäre der Trupp unter wesentlich geringerer Temperaturbelastung vorgegangen, zumindest bis zur Sauna. Hattet ihr diese Option nochmal in Betracht gezogen? MkG Alexander Alles mein Mist. | ||||
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