Sehr gut geschrieben.
Ich sehe bei dieser ganzen Trinkwasserhysterie gewisse Parallelen zu einem anderen Thema, was die Feuerwehrwelt vor einigen Jahren "schockierte". Nämlich der Beseitigung von Ölspuren (jetzt mal nur rechtliche/praktische Handhabung betrachtet, nicht auf die fragliche Sinnhaftigkeit bezogen solche Einsätze überhaupt der FW aufs Auge zu drücken).
Damals hieß es auch überall, neuerer Stand der Technik (Nassreinigung) über alles, Bindemittel/Besen nie wieder, und wenn einer dagegen verstößt, und es kommt einer auf einer so behandelten Straßenoberfläche zu einem aufgeschlagenen Knie, droht die zweckgebundene Wiedereinführung der Kerkerhaft für den Oberfegemeister der Feuerwehr. Und das ganze Brimborium drumherum wer ist für welche Straße zuständig, über welche Umwege können andere zuständig sein oder werden, und wer darf wo wann nach welchen Tests welchen Quadratmeter wieder freigeben kam noch obendrauf.
Ergebnis war große Verwirrung, jeder sah sich direkt mit einem Bein im Knast, Schulungsveranstaltungen und Powerpoints quer durchs Land.
Und heute? Heute streuen und fegen viele weiter wie zuvor, wenn man nur auf ausdrücklich vom tatsächlich Zuständigen freigegebenen Straßen fahren dürfte hätten ganze Landstriche keine Verkehrsanbindung mehr. Und die Rechtssprechung ist nicht damit beschäftigt, massenweise Ölspureinsatzleiter zu verknacken, sondern (gefühlt zunehmend) eher damit, den Kommunen (und Wehren) den Gedanken wieder aus dem Kopf zu schlagen, für jeden Ölfleck gleich die teure Saugmaschine anrollen zu lassen.
Da lob ich mir die Trägheit der Feuerwehr in der Umsetzung von neuen Ständen der Technik ausnahmsweise mal. Wenn die ganze Hysterie und Wedelei mit dem StGB mal vorbei ist, und sich praktikable Lösungen für die Fläche herauskristallisieren, ist immer noch ein guter Zeitpunkt, sich mal näher mit dem Thema zu beschäftigen. Bis dahin löscht man am besten als Feuerwehr einfach weiter, und wenn der Nachbar vom Hydrant am nächsten Tag mal kurz Dünnpfiff hat, ist das erstmal alleine sein Problem.
"In der Regel machen es die reinen Experten nicht gut. Das ist wie vor Gericht. Der Zeuge weiß, wie es war, versteht aber nichts. Der Gutachter versteht alles, weiß aber nicht, wie es war. Der Richter versteht nichts und weiß nichts, aber er entscheidet - nachdem er alle angehört hat." (Wolfgang Schäuble, Stern-Interview vom 20.06.2013)
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