Guten Morgen,
ich glaube nicht, dass das ein technisches Digitalfunkproblem war, sondern einfach ein taktisches Problem, das bei dieser Lage aber auch kaum zu lösen ist.
Alle Einsatzkräfte die unmittelbar im Schadensbereich eingesetzt waren dürften am Anfang auf der selben Gruppe oder dem selben Kanal gewesen sein. Bereiche trennen kann ich eigentlich erst dann, wenn ich sauber innere Absperrungen stehen hab. Vorher ist jede einzelne Polizeikraft in diesem Bereich darauf angewiesen, dass sie direkt mitbekommt wann und wo der Täter gesehen wird. Ein Umsetzen von Meldungen über die EZ würde hier denke ich viel zu lange dauern. Diese Lage ist viel dynamischer als es bei Rettungsdienst oder Feuerwehrlagen üblich ist. Die Örtlichkeit dürfte auch mit reinspielen. Wenn ein Täter auf freier Fläche entlang einer Bundesstraße verfolgt wird, dann kann ich einmal seinen Standort durchgeben und dann alle paar Minuten mal kurz aktualisieren. In der Stadt, mit enger Bebauung oder sogar im Gebäude, da dürfte ein Team, das Kontakt hat ununterbrochen am Sprechen sein, zugleich müssen sich andere Teams aber mit denen in Verbindung setzen können und durchgeben, wo sie sich positionieren.
Es stimmt, der Digitalfunk macht das ganze ein wenig schwieriger, weil er einfach ein wenig langsamer ist. Analog konnte ich leichter kurz mal dazwischen drücken, jetzt muss ich immer warten bis die Verbindung steht. Das mag ja nur eine Sekunde dauern, bis der Pieps kommt, aber bis dahin kann viel passiert sein.
Ich bin mir sicher, dass der Funkverkehr der Polizei in der Anfangsphase überlastet war! Aber eine Kanaltrennung geht halt einfach erst, wenn ich auch die entsprechenden Abschnitte gebildet habe. Kanäle bzw. Gruppen zu trennen, bevor die Abschnitte stehen würde die Kräfte massiv gefährden und das würde dem Grundsatz "Fernmeldetaktik folgt der Einsatztaktik!" widersprechen.
Mit Fortschreiten des Einsatzes mag das an sich besser werden, aber man darf nicht vergessen, dass (neben den Ressourcen des Digitalfunks) auch die Führungsstruktur eine Rolle spielt. Mit der Bildung von Einsatzabschnitten und Unterabschnitten werden die Kommunikationswege einfach länger.
M.E. kann es damit durchaus eine Zeit dauern, bis die Information von Zivilkräften, dass sie möglicherweise für weitere Täter gehalten wurden, durchkommt. Zudem muss die Meldung dann geprüft werden und mit der Vielzahl an anderen Meldungen abgeglichen werden. Diese Meldung allein konnte keine weiteren Täter ausschließen und in Verbindung mit den Falschmeldungen bezügl. Stachus, Hofbräuhaus etc. bedurfte das schon einer eingehenden Prüfung.
Mein Fazit: Der Digitalfunk kann möglicherweise an seine Grenzen gekommen sein. Allerdings war diese Lage so dynamisch, dass sich gewisse Probleme in der Kommunikation nicht vermeiden lassen und man sich nicht vorschnell auf die Netzauslastung festlegen sollte.
Schönen Sontag!
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