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RubrikKommunikationstechnik zurück
Thema SMS-Alarmierung unsicherer als FME-Alarmierung    # 30 Beiträge
AutorJako8b E8., Düsseldorf / NRW820255
Datum19.05.2016 19:06      MSG-Nr: [ 820255 ]9390 x gelesen

Bei taktisch erwogener Einbeziehung (wirklich notwendig?) vielfältiger Mobilfunkkommunikationsmöglichkeiten (GSM, GPRS, UMTS, LTE, SMS, LPNB, etc.) in den BOS-Tagesbetrieb, und erst recht bei aufwachsenden Einsatzszenarien z.B. mit mehreren Einsatzabschnitten sowie MANV-Hintergründe, sollten sich Führungs- und IuK-Verantwortliche stets daran erinnern, worauf das grundsätzlich kommerzielle Geschäftsmodell der bundesweit nur drei physikalischen Netzbetreiber abzielt.

Es sei allen BOS-Nutzern empfohlen, die schriftlich verbindlich zugesagte Betriebsverfügbarkeit mal zu studieren, die sich bei SIM-Karteneinzelverträgen in den AGB-Formulierungen, bzw. bei Rahmenvertragen in den plakativ ausformulierten Leistungsbeschreibungen versteckt.
Kurz zusammen gefasst lässt sich danach kaum wiederlegen, das eine Alarmierung für den Erst- und sogar Zweiteinsatz (Nachrücken weiterer sofort notwendiger Einsatzkräfte) über Mobilfunkalternativen keineswegs als ständig "verfügbar" zu bezeichnen sind.
Die Begrifflichkeit "hinreichend sicher" oder "kommt nur in Ausnahmefällen vor"; aber auch "wir sind stets bemüht Ausfälle unverzüglich zu beheben"; hilft nicht wirklich, wenn nach ausgelösten Alarmierungen am Sammelpunkt die Summe der technisch tatsächlich erreichten Kameraden "überschaubar" bleibt. Kritisch wird es spätestens, wenn der Mobilfunk in größeren Arealen (nächster Stützpunkt, Nachbargemeinde, etc.) nicht verlässlich arbeitet.

Das Thema Business Continue Management (BCM), nicht nur unter Krisenbedingungen, dürfte den nationalen Mobilfunkbetreiber nicht unbekannt sein, da der weltweite GSMA-Dachverband hierzu bereits seit Jahren deutliche (Werbe-)Aussagen formuliert hat:
http://www.gsma.com/mobilefordevelopment/wp-content/uploads/2016/05/GSMA_Disaster-Response_Business_Continuity_Management_Report.pdf


Beim SMS-Ablauf handelt es sich um einen echten Store- und Forward-Mechanismus , der zum üblichen Mobilfunkbasisbetrieb zusätzlich gewährleistet sein muss. Dies ist im Gegensatz zur unmittelbaren TETRA-SDS-Aussendung ein Grund, warum je nach selbst vorgenommener SMS-Konfiguration eine SMS/MMS-Zustellung ggf. auch noch bis zu einer Woche bei zeitlich zeitlich späterer Mobilfunkeinbuchung (auch bei temporärer Nichterreichbarkeit z.B. innerhalb von Gebäuden) des ausgewählten SMS-Adressaten unterstützt wird.
Je nach Auslastung des involvierten Store- und Forward-Mechanismus (Plattform) kommt es im Normalbetrieb öfters vor, das ausgelöste SMS-Vorgänge erst nach Minuten, bzw. nach vielen Stunden vollständig umgesetzt bzw. zugestellt werden.

Für eine Alarmierung im Einsatzdienst plädiere ich weiterhin für einen physikalisch redundanten Übertragungsweg zur jeweils parallel etablierten BOS-Sprechfunkinfrastruktur. Egal wie diese sich in Zukunft darstellt oder darstellen wird.


Die inflationäre Nutzung einer direkten Mobilfunkkommunikation sowohl zwischen Führungsverantwortungen, Funktionsrollen, ja mitunter bis zu einzelnen Einsatzkräften, nimmt nicht nur unter technisch fragwürdigen Verfügbarkeitserwägungen bedenkliche Ausmaße an. Neben der Erosion grundsätzlicher Führungsgesichtspunkte wächst u.a. das Risiko bezüglich des "stillen Post"-Effekt, einer Verlagerung von angemessener (Vor-)Planung in Richtung kurzfristigen Reagierens; sowie gleichzeitig drastisch unterlaufener Einsatzdokumentationsbedingungen.
Wer aber BOS-Sprechfunkbetriebsabläufe nicht angemessen trainiert (schult), bzw. im Tagesbetrieb adäquat "umsetzt", darf sich nicht über Irritiationen oder "Mißverständnisse" wundern, wenn es dann mal höher hergeht. Ein ständiges situationsbezogenes Palaver über Mobilfunk ist da natürlich viel einfacher, leider auch zeitintensiver (Ablaufkette).


Für technologisch modern abzudeckende Einsatzherausforderungen bzw. strukturiert organisierte Krisenbewältigungen reicht allerdings weder der BOS-Sprechfunk, noch ergänzende Alarmierungswege. Die insgesamt telekommunikativ zu unterstützenden Verwaltungsnotwendigkeiten und IT-Erwartungen werden im BOS-Umfeld (vgl. Einrichtung und Betreuung von Notunterkünften in der Anlaufzeit, Logistik, u.ä.) sicherlich noch zunehmen. Schon bei nur lokal beschränkten BOS-Anforderungungszenarien werden auch zukünftig kommende Mobilfunktechnologien (5G) schnell an kapazitive Grenzen (BOS, Betroffene, Presse, Schaulustige, uvm.kommen.
D.h. schon bei größeren Menschenansammlungen bzw. öffentlichen Veranstaltungen kommt es trotz störungsfrei arbeitender Mobilfunknetze immer öfter zu Verdrändungs- bzw. Konkurrenzaspekten (facebook, youtube, whatsapp, instagramm, MMS, uvm.). Denn die Bandbreite pro Fläche wird in Funknetzen immer beschränkt sein. Vielleicht nicht innerhalb von Sportarenen (Mico- oder Pico-Zellen) o.ä., aber spätestens auf den Zugangsflächen oder Anfahrtswegen davor!

Zum Thema kritische TK-Infrastruktur (in Relation zu BOS-Alarmierung- und Führungsnotwendigkeiten nicht nur beim einzelaspekt Stromausfall) verweise ich auf einschlägige Ausführungen die nicht den kommerziellen Mobilfunk tangieren:

http://www.zukunftsforum-oeffentliche-sicherheit.de/downloads/Gruenbuch_Zukunftsforum.pdf
http://www.allianz.com/de/presse/news/studien/news_2008-11-26.html
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/056/1705672.pdf

Erneut wird eindringlich daran erinnert, das kommerziell vorgehaltene Basisstationen (Mobilfunkzellen), bzw. die von allen Netzbetreibern in der Fläche unterhaltene Zugangstechnologie (RAN, Radio Access Network), im Regelfall über keine oder nur eingeschränkte Notstromversorgungen verfügen. Die überregionale Vernetzung im technischen Hintergrund, also die Transitebene, ist kaum operativ (Resilenz) von außen einzuschätzen.
Eine parallele BOS-Nutzung unterschiedlicher Netzbetreiber schützt zwar gegen singuläre Betriebsprobleme, aber nicht gegen strukturelle Beeinträchtigungen. Bei Auslösern elementaren Krisensituationen helfen nur noch autark agierende Telekommunikationssysteme (z.B. in ELW).


Zum gesetzlichen Thema Post- und Telekommunikationssicherstellung (PTSG) wird auf die folgenden Fachbeitrag hingewiesen:

http://www.ifkom.de/42.0.html?&tx_ttnews%5BbackPid%5D=32&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3423&cHash=ef7c54fb28d2fe5e243a10db553fdf35

Eine mögliche TK-Priorisierung für BOS-Nutzer beschränkt sich weiterhin nur auf die GSM-Sprachtelefonie.
Das BSI kümmert sich beim Thema NPSI bzw. KRITIS nur um Cyber-Aspekte, nicht um Infrastrukturbedingungen.
Im Telefonfestnetz (PSTN, ISDN) stehen beachtliche Infrastrukturveränderungen vor der Tür.

Treiber u.a. ist in den nächsten Monaten eine anschlußrelevant zwangsläufige Folge des sogenannten Vectoring im Teilnehmeranschlussbereich. Hierüber werden Telefonkunden zwangsweise auf VoIP-Grundlagen umgeschaltet. Im räumlich abgrenzbaren Einzugsbereichen wird nur noch ein lokal tätiger Festnetzbetreiber die Betriebsverantwortung über die dort kupferbasierten Teilnehmeranschlussleitungen übernehmen, welche zur xDSL-Bandbreitenoptimierung in den grauen Anschlusskästen am Straßenrand (ehemals KVz der Deutschen Bundespost) aufgeschaltet sind.
Bisher ist für diese Multifunktionsgehäuse mit aktiver Technik (Umwandlung Kupfer - Glasfaser) keinerlei unterbrechungsfreie Stromversorgung vorgesehen. Wenn also Strom weg, sind sämtliche daran angeschlossenen Festnetzanschlüsse (incl. Hausnotruf, Alarmleitungen, ELA-Rundruf, LAN/WAN, etc.) ohne Verbindung!

Um für uns alle spürbare TK-Verbesserungen erreichen zu können, müssten fachkundige BOS-Vertreter verstärkt über stringenter organisierte Arbeitskreisen oder Informationsebenen noch deutlicher, und vor allen Dingen nachhaltiger und "lauter" agieren; damit über eine bundesweite "Regelungen" kommunaler "Hinweise" oder "Notwendigkeiten" heute schon drohende Infrastrukturdefizite nicht erst wieder bei außergewöhnlichen Einsatzlagen öffentlichkeitswirksam/multimedial diskutiert werden.

Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun. (Johann Wolfgang von Goethe)

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