Wenn man den Artikel als Impuls sieht, dann kommt durchaus zu dem Schluss, dass die Botschaft stimmt. Ich möchte es mal an ein paar Beispielen aus Niedersachsen verdeutlichen.
Mitgliederwerbung
Es wird immer wieder propagiert, dass es immer schwerer für de ehrenamtlichen als auch auf der hauptamtliche Seite Nachwuchs zu rekrutieren. Ein guter Anfang sind schon mal die Kinderfeuerwehren. Hier hat man erkannt, dass man Menschen recht früh für eine Sache gewinnen muss.
Daneben gibt es noch die Werbemaßnahmen. Aber wie läuft das ab? Da werden Plakate aufgehängt und Stellwände an die Straße gestellt. Und weiter? Was macht man noch? Gut, ich habe auf der Interschutz einen Stand des LFV Nds. gesehen, an dem offenbar Mitgliederwerbung betrieben wurde. Auf der Interschutz Mitglieder zu gewinnen ist vermutlich genauso effektiv, wie auf der CEBIT Neulinge für den Gebrauch von PCs zu begeistern. Die Planlosigkeit ist doch offenkundig. Wo ist die Strategie hinter den Plakaten? Gibt es Schulungen oder Infoveranstaltungen, wo Kameraden für den optimale Einsatz und Gestaltung von Werbemassnahmen sensibilisiert und geschult werden? Nein, dafür haben wir weder Personal, noch Interesse oder auch Zeit. Also bleibt alles beim Alten: Plakat an die Wand und wundern, dass keiner kommt.
Nachwuchsgewinnung BF
Bei den Kameraden der BF sieht es auch nicht besser aus. Ein Schüler der in den mittleren Dienst bei der BF will, muss eine 7-jährige Ausbildung absolvieren. 3 Jahre Lehre + 2 Jahre Laufbahnausbildung + 2 Jahre Notfallsanitäterausbildung. Immerhin konnte die Ausbildung zum Notfallsanitäter um ein Jahr verkürzt werden. Aber 7 Jahre Ausbildung entsprechen 14 Semester Studium! Im Vergleich dazu. Ein normales Bachelorstudium dauert nur 6 bis max. 8 Semester. Mal ehrlich, welcher 16-jähriger Realschüler oder 18-jähriger Abiturient möchte sich das ans Bein binden. 7 Jahre sind aus deren Perspektive fast die Hälfte des Lebens.
Die Werkfeuerwehre sind da schon weiter. Sie bieten eine 3-jährige Ausbildung zum Werkfeuerwehrmann mit IHK-Abschluss an.
Und im gehobenen Dienst? Dort gibt es ein Projekt von Ostfalia und NABK. BauIng + Laufbahnausbildung in den Semsterferien in 7 Semestern. Wie bekommt man ein BauIng-Studium mit 7 Semestern und eine 2-jährige Laufbahnausbildung (=4 Semester) in 7 Semester hin? Am Ende leidet die Feuerwehrseite, weil alles am Wochenende oder in den Semesterferien absolviert wird. Gerade die Praktika bei den BF sind am Wochenende. Nur was läuft am Wochenende auf einer BF? Nicht viel.
Übrigens sieht man hier schön den Vergleich. Mittlerer Dienst 7 Jahre Ausbildung und dazu im Vergleich nur 7 Semester (=3,5 Jahre) für den gehobene Dienst. Was ist das für ein Verhältnis? Der Facharbeiter hat eine längere Regelausbildung als die dazugehörige Führungskraft. Wenn wir den 18-jährigen Abiturienten als Ausgangsbasis nehmen, dann ist er mit seiner mittleren Dienstausbildung mit 25 Jahren fertig und würde er die Karriere als Führungskraft wählen, dann wäre er schon mit 21 Jahren fertig. Das ist doch eine verkehrte Welt. Wo ist da der Plan?
Netzmittel
Der Einsatz von Netzmittel ist ein ähnliches Thema. DeVries hat in seinem Werk die Vorteile von Netzmittel gut erläutert. Leider fehlt aber eine ganzheitliche Betrachtung des Ganzen. Gut, dass war auch nicht der Ansatz von DeVries. Hier fängt nämlich die Führungsausbildung an. In dem man die Erkenntnisse von DeVries ins Verhältnis zu den anderen Einflüssen bringt.
Bei einer ganzheitliche Betrachtung könnte man folgende Aspekte betrachten:
- Vorteile Netzmittel (s. De Vries)
- Umweltschäden durch das Löschmittel (s. ???)
- Wirtschaftliche Betrachtung
- Zeitgewinn
Unter diesen Aspekten formt sich vielleicht ein anderes Bild. Es gibt Einsatzzwecke, da macht es Sinn. Dann gibt es Einsatzzwecke (z.B. brennende Papiermülltonne), da ist der Sinn zumindest zweifelhaft. Und dann gibt es Einsatzzwecke, da ist es sogar kontraproduktiv. Insbesondere, wenn man den Gedanken an den Umweltschutz stärker einbezieht.
Feuerwehrschulen
An den Nds. Feuerwehrschulen arbeiten gute Lehrkräfte keine Frage. Aber hat sich schon jemand mal die Frage gestellt, welche pädagogische Ausbildung die Kameraden haben? Sie haben keine. Trotzdem machen sie ihren Job gut. Jeder Handwerksmeister, der Lehrlinge ausbilden will, braucht einen Ausbilderlehrgang. Aber die armen Kameraden der NABK schicken wir ohne das nötige Handwerkszeug ins Rennen. Das ist schon fast unfair. Kein Berufsschullehrer mit abgeschlossenem Ing.-Studium wird ohne pädagogische Kenntnisse (2 Semester) vor die Klasse gestellt. Aber wir bei der Feuerwehr können das. Die 2-jährige Laufbahnausbildung gD befähigt einen dazu, obwohl dort Pädagogik nahezu keine Rolle spielt.
Das ist weder fair für den jungen Berufseinsteiger nach seiner Laufbahnausbildung, der seine Erfahrung im Unterricht vor der Klasse sammeln muss, noch für die Schüler.
Wo ist bitte der Plan?
Am Ende ist die Frage nach der Strategie, vielleicht doch interessanter als man denkt. Und es macht durchaus Sinn, wenn sich Hochschulen mit Themen, wie Einsatztaktiken und Personalmanagement bei Feuerwehren auseinandersetzen.
Bei alledem darf man nicht übersehen, dass das Einsatzergebnis der Feuerwehren gut ist. Aber könnten wir nicht noch besser werden?
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Geändert von Fabian W. [16.07.15 10:05] Grund: = nur für angemeldete User sichtbar = |