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RubrikKatastrophenschutz zurück
Thema Studie: Nuklearer GAU: Risiko in Westeuropa am größten   71 Beiträge
AutorDani8el 8R., Peine / Niedersachsen725441
Datum24.05.2012 05:22      MSG-Nr: [ 725441 ]23867 x gelesen
Infos:
  • 07.03.21 Studie: Nuklearer GAU: Risiko in Westeuropa am größten - Gefahr einer Kernschmelze 200 Mal höher als gedacht
  • 06.07.16 spiegel.de Atomkraft-Risiko: Wann fliegt das nächste AKW in die Luft?
  • 24.05.12 Über das Max-Planck-Institut für Chemie
  • 23.05.12 ZDF: Das Märchen vom knappen Strom
  • 23.05.12 Studie: Nuklearer GAU: Risiko in Westeuropa am größten - Gefahr einer Kernschmelze 200 Mal höher als gedacht

  • Hallo,

    geschrieben von Linus D.:
    zum zweiten fürchte ich mich vor einem flächendeckenden Stromausfall fast mehr als vor einem nuklearen Vorfall.
    Ich habe jetzt an sich echt ein Weilchen darüber nachgedacht, wie auf diesen Satz am besten zu reagieren wäre. - Merken manche mitunter eigentlich, WAS sie hier schreiben!? Dieser Satz macht mich irgendwo wirklich fast ein bißchen sprachlos. Nun ja, Tschernobyl ist schon lage her, Fukushima noch nicht so lange, aber in der täglichen Newsflut offensichtlich längst untergegangen.


    Ich dachte, wir hätten schon desöfteren hier durchgekaut, welche fatalen Folgen ein einwöchiger Stromausfall (sagen wir mal in einem Drittel oder der Hälfte Deutschlands) hätte. Beispielsweise waren 2005 im Münsterland (laut BBK) 1/3 der bundesweiten Notstromkapazitäten des THW eingesetzt. Nun ist aber das Münsterland deutlich kleiner als 1/3 der BRD...
    Ok, dann mal Butter bei die Fische: Was für höchst dramatische, fatale Folgen wären das denn eigentlich?

    Dazu noch eine Vorbemerkung: Es gibt in diesem Forum starke, ich nenne sie jetzt mal, konservative Tendezen und zum Teil eine entsprechende Meinungsführerschaft. Das ist auch an sich völlig ok, jedem seine Meinung. Es führt aber andereseits auch dazu, daß z.B. Diskussionen wie diese regelmäßig ähnlich verlaufen. Bedenken, die nunmal, ganz im Gegensatz zu hier, inzwischen von einer Mehrheit der Bevölkerung geteilt werden, werden relativiert, mit dem typischen "mal ernsthaft damit beschäftigen" gekontert oder gar ins lächerliche gezogen. Ich erinnere mich übrigens noch gut an die Diskussionen zu Fukushima, als auch hier die immer schlimmer werdenden Meldungen jeweils vor der nächsten Eskalationsstufe analog dazu relativiert wurden, bis dann, als das Kind in den Brunnen gefallen war, umgehend auf "das kann aber hier nicht passieren, weil ist ja alles ganz anders" umgeschwenkt wurde. Und dazu, in dieses Schema paßt nunmal auch die (Horror-) Vision vom "einwöchingen Stromausfall". Nicht zuletzt, weil er ja zwangsläufig auch mit der Frage der AKW verbunden wird. Was wiederum sonst auch durchaus strittig ist, siehe Artikel der einen, wie auch Veröffentlichungen der anderen Seite, wie oben im Threadcontainer.

    Aber zurück zum "GAU Stromausfall", zur Sache:

    Was würde, könnte passieren? Zuerst mal wäre es evtl. dunkel und und im ungünstigeren Fall kalt. Mal nur so am Rande bemerkt muß das aber nicht unbedingt der Fall sein, könnte uns ja auch in einer lauen Mainacht wie heute, mit 17°C, erwischen. Zunächst würde also mal gar nicht so viel passieren. Neuralgische Einrichtungen wie Krankenhäuser haben allem Übel zum Trotz regelmäßig noch eine Notstromversorgung, lebenswichtige Geräte sind in der Regel über Akkus gepuffert. Für die Feuerwehren würde dies sicherlich "Großeinsatz" bedeuten, und für das THW auch, um hier und da mit "Strom" auszuhelfen. Und es ist ja auch nicht so, daß das noch nie passiert wäre: Siehe z.B. erst im vergangenen Jahr - Stromausfall legt ganz Hannover lahm (ganz interessant hier auch Seite 2: "Chronologie spektakulärer Stromausfälle - Städte in Dunkelheit" - wäre mir jetzt keiner, außer dem Münsterland, als ganz besonders dramatische Katastrophe noch in Erinnerung... aber na gut).

    Stromausfall Stufe 2: Erhöhtes Fahrtaufkommen im Rettungsdienst (Krankentransport), weil die Akkus der lebenswichtigen Geräte zur Neige gehen. Die Patienten müssen verteilt werden, hier kann man aber zum Teil auch auf Plegeheime usw. zurückgreifen, weil man die inzwischen ja ohnehin mit Elektrizität versorgen muß. Große Teile der kommunalen Feuerwehren und Katastrophenschutzeinheiten sind inzwischen auf den Beinen, Stäbe haben ihre Arbeit aufgenommen, Verstärkung / Verbände von außerhalb sind inzwischen angefordert.

    Stromausfall Stufe 3: Schule, Kindergarten und häufig auch Arbeit, weil es ohne Strom nun mal dort oftmals wenig zu tun gibt, finden nicht statt. Börse, sollte der Finanzplatz FFM betroffen sein, leider auch nicht. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen / Radio hat inzwischen ein Notprogramm zur Information der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten aufgebaut. Sollte es in dem Szenario kalt sein, finden sich in Häusern mit bzw. an den inzwischen aufgrund der Energiepreise (wieder) recht verbreiteten Öfen vorher so gar nicht für möglich gehaltene Gemeinschaften zusammen, heizbare Notquartiere für Menschen ohne Zugang zu solchen Öfen müssen eingerichtet werden. So oder so (also auch wenns warm ist) ist inzwischen alles, was mit Feuerwehr oder Katastrophenschutz zu tun hat, unterwegs. Dies gilt auch für die Polizei, da lichtscheue Subjekte die Lage für sich auszunutzen versuchen. Überregionale Kräfte sind inzwischen auf breiter Front im Einsatz, weitere angefordert, die Bundeswehr ist inzwischen auch längst im Boot. In der Not werden alten Fähigkeiten, wie der Fernmeldebau, wieder entdeckt und (örtliche) Katastrophenschutzeinheiten, die an normalen Werktagen an sich kaum einsatzbereit sind, weisen erfreuliche Personalstärken auf. Die Versorgung mit Kraftstoffen muß zum Teil über weite Distanzen organisiert werden, für privat gibt es keine Zuteilung, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln muß durch die Ausgabe aus Supermärkten gewährleistet werden, Ikea schickt sämtliche in Deutschland verfügbaren Kerzen und Teelichter ins Krisengebiet. Probleme mit Notstromaggregaten in neuralgischen Einrichtungen, weil die Einrichtungen alt sind und nur nachlässig gewartet wurden.

    Stromausfall Stufe 4: Engpässe in der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, da örtliche Betriebe nicht produzieren können und die Kapazitäten örtlicher Märkte inzwischen erschöpft sind. Herbeischaffung und Versorgung mit Grundnahrungsmitteln, auch warm, durch die Betreuungszüge, was in Teilen der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe und Verständnis stößt. Verhungern und verdursten muß aber grundsätzlich niemand. Probleme durch zunehmend ausfallende NEA, alles was in Deutschland verfügbar war, ist bereits im Einsatz. Hilfe durch die Nato und aus dem benachbarten und weiteren Ausland. Ikea schickt sämtliche in Europa verfügbaren Kerzen und Teelichter ins Krisengebiet. Erschöpfung in den Stäben.

    Stromausfall Stufe 5: Strom ist wieder da, die Versorgung wider hergestellt und gesichert! Trotzdem dauert es noch mehrere Tage, bis alles wieder wie gewohnt funktioniert und sich das öffentliche Leben wieder völlig normalisiert hat.

    Epilog: Schon am Tag nach der Wiederherstellung der Versorgung beschließt der Deutsche Bundestag mit breiter Mehrheit, die Stromnetze wieder zu verstaatlichen und eine nicht unerhebliche Milliardensumme in die Netzerhaltung sowie den Netzausbau zu investieren (unter Garantie; wenn nicht sogar Drastischeres).

    Würden in dem Szenario Menschen sterben? Ja, je nach Witterung eventuell sogar nicht wenige. Würde es erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen geben? Auch. Würde sich das Leben danach wieder normalisieren? Ja.

    Es gibt übrigens auch durchaus (Industrie)-) Staaten und Städte, in denen schon häufiger mal der Strom ausfällt. In Schutt und Asche liegen die überwiegend trotzdem nicht.


    Anderes Szenario, "nuklearer Vorfall", GAU:

    Man nehme ein beliebiges AKW, nehme weiterhin das Schlimmste an und ziehe dann einen 30 km Kreis um das AKW. Die dort lebende Bevölkerung muß umgehend und dauerhaft evakuiert werden, die Sperrzone um Tschernobyl beträgt heute dem Vernehmen nach sogar rund 4300 km², was in etwa zwei Mal der Größe des Saarlandes enspricht. Je nach dem, welches AKW gewählt wird, könnte auch eine Großstadt im Evakuierungsgebiet liegen, was die Sache nicht einfacher macht. Opfer? Nicht so leicht zu beziffern. Im Fall Tschernobyl sprechen offizielle Berichte von 26 direkt getöteten Personen, andere von ca. 50, wieder andere von (inzwischen) ingesamt bis zu mittleren fünfstelligen Zahlen über einen längeren Zeitraum. Abgesehen von Hunderttausenden, die medizinischer Behandlung bedürfen. Die finanziellen Folgen sind, nicht nur deswegen, daher immens, nach dem neuklearen kommt zwangsläufig auch der wirtschaftliche GAU. Bliebe zum Schluß noch die Frage, wo man die Evakuierten in einem relativ kleinen Land am besten unterbringt.


    Jetzt darf gerne jeder selbst entscheiden, was er "fürchtenswerter" findet. Ich habe meine Entscheidung getroffen.


    Gruß

    Daniel

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     01.10.2012 18:34 Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü)
     06.07.2016 13:10 Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü)
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