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DIN Deutsches Institut für Normung e. V.
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Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF), freiwilliger Zusammenschluss der Leiter der Berufsfeuerwehren Deutschlands
Gesetzliche Unfallversicherung
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RubrikFeuerwehrtechnik zurück
ThemaPetzl William Ball-Lock HMS-Karabiner41 Beiträge
AutorAxel8 M.8, Bendorf / Rheinland Pfalz688832
Datum17.07.2011 14:08      MSG-Nr: [ 688832 ]10403 x gelesen

Hallo,

zusammenfassend möchte ich mich mal zu ein paar verschiedenen Punkten des Verlaufs der Diskussion hier äußern.

Dreiwege Verschlusskarabiner.

Für die HMS empfiehlt es sich einen Dreiweg Verschlusssicherungskarabiner zu verwenden und auch dabei zu achten das bei ablassen der einlaufende Seilstrang über den festen Schenkel des Karabiner orientiert ist. Das bietet im Rahmen einer Gefährdungsermittelung derzeit die höchste Basissicherheit. Abweichend zu irgend welche Europäischen Erkenntnissen hat das DIN mit seiner Aufnahme eines Dreiwegeverschlusssicherungskarabiner sicher keinen Fehler gemacht. Den Unfallauswertungen des DAV belegen eindeutig, das Sicherungsunfälle bei der Verwendung von der HMS durch Seilaushängen eines Schlags folgende Klassifizierung des Basisrisikos ergeben. Zweiwege Verschlusssicherungskarabiner (sehr hoch, mehrere Unfälle belegt) Schraubverschlusssicherungskarabinern (mittel), Dreiwegeverschlusssicherungskarabinern (gering). Vgl. z.B. Pit Schubert, Risiko und Sicherheit in Eis und Fels. Also ist es doch legitim wenn über europäische Erkenntnisse hinaus nationale Erkenntnisse in eine Gefährdungsanalyse mit einfließen um das Basisrisiko zu minimieren. Das hat schon was damit zu tun das Resteuropa weniger sicher ist da man in Deutschland einfach neue Erkenntnisse aus dem aktuellen Unfallgeschehen der letzten Jahre aufgenommen hat und das hat in eine moderne DIN mit einfliessen lassen.

Das vorangegangene bezieht sich aber nur auf den Karabiner, der für die HMS Tätigkeit verwendet wird.
Das bezieht sich nicht auf die Karabiner der Zwischensicherung wo ich persönlich Schraubkarabiner für unabdingbar halte. Die Öffenbarkeit eines Dreiwegeverschlusssicherungskarabiner kann man im trockenen sehr gut üben, nur hat man da leider meistens nicht zusätzlich das Seil in der Hand was man im Vorstieg da einhängen möchte und welches ab einer bestimmten Höhe einen schönen Gegenzug allein durch das Eigengewicht aufbringt (ein ggf. nachlässiges Ausgeben des Seils durch den Bediner der Sicherung mal ganz vernachlässigt).
Natürlich bestehen auch bei Schraubverschlusssicherungskarabinern Faktoren die das Restrisiko steigern können. Aber betrachte man es mal folgend, so gelten diese als akzeptabel und organisatorisch als wesentlich besser Situiert als z.B. Twist- und Trilockkkarabiner .

Ein Schraubkarabiner lässt sich sehr gut einhändig aufschrauben, dann kann man das Seil ergreifen und es Einhändig einhängen. In dieser Position (Umlenkung noch nicht überstiegen) jetzt ist die Gefährdung als Ergebnisse eines Sturzes aufgrund einer sehr geringen möglichen Sturzhöhe sehr gering. Jetzt setzt erst mal eine psychologische Entspannung ein da man wieder sicherer steht (sehr schön zu sehen wenn man mal an vereisten Masten klettert, die Knie des Kletternden schlottern weil er rutschig steht und wie das schlottern aufhört sobald die nächste Sicherung allein geklippt ist). Jetzt kann man drei Sekunden opfern und den Karabiner zu schrauben um die Gefahr eines Seilaushängen bei eine Sturz aus der Position überhalb der Umlenkung zu verringern.

Ergänzend dazu sollte in der Ausbildung pendantisch darauf geachtet werden das immer von unten hinten nach vorn oben geklinkt wird, das der masive Schenkel des Karabiners in die Weiterkletterrichtung des zu sichernden zeigt, die Bandschlinge soweit verkürzt wurde wie möglich und das der Karabiner nicht auf einer Struktur aufliegt wo er sich das Gate im Belastungsfall aufdrücken kann. Dann ist ein ausklincken im Belastungsfall fast gänzlich auszuschließen Auch wenn der Karabiner nicht zugeschraubt sein sollte.


Jetzt zum weiteren verlaufe der Diskussion. Ich sehe es vollkommen richtig an, das mal die Frage eines Arbeitsschützers aufgeworfen wird, brauchen wir wirklich die Redundanz.
Allerdings sehe ich sie im falschen Kontext dargelegt. Für mich gilt primär in der begleiteten Rettung ja. In der Unbegleiteten oder in Sonderfällen nein.

Höhlenrettung: hier Einseiltechnik für Zugang und unbegleitete Rettung. Darüber hinaus sehr Trainings intensiv um sicher zu sein. Fehlertoleranz bis zu einem überkritischen Fehler (verletzung mit mehrtägigen Tätigkeitsausfall bis hin zu extus) sehr gering. Wird aber verbessert durch z.B. redundanter oder alternierender Aufbau der Anschlagpunkte, Scharfkanten Kontakt des Seils durch Umlenkungen oder Umsteigestellen vermeiden, immer erst Gerät belasten, Funktion testen und dann Sicherungen aushängen usw. Also sehr viele Organisatorische Maßnahmen zur Verringerung des Restrisikos.
Die Einseiltechnik wird da aus Gründen der Risikoabschätzung und den unumstößlichen Faktoren der allgemeine Lage durchgeführt. Immerhin muss da alles Material ggf. über mehrere hundert Meter in die Höhle hinein, durch Engstellen hindurch und vertikale Passagen hinauf oder herunter gebracht werden. Auch hat man meistens nicht die Möglichkeit zur Schaffung ausreichender Anschlagpunkte für Anschlagpunkte die ein super redundantes System benötigen würden und irgend wann ist einfach der Akku der Hilti leer.
Eine Begleitung der Trage findet z.B. meistens nicht im gleichen System statt sondern parallel dazu an einem externen System.
Aber auch hier gibt es Bestrebungen z.B. die begleitete Rettung an redundanten Seilsträngen durchzuführen.

In der Luftrettung stellen Redundante Systeme teilweise eine größere Gefährdung (verhängen und verheddern usw.) dar als wie sie an Sicherheitsplus bringen würden. Die Hauptgefährdung (Kontakt der Seile mit scharfen, trennenden Kanten) ist hier sehr selten existent. Ausserdem fliegt die Luftrettung ja auch nicht mit zwei Hubschraubern übereinander. Wobei aktuell primär nur Helicopter mit zwei Triebwerken zugelassen sind und diese auch nur bis zu einer gewissen Ausnutzung der Leistung die Einsätze fliegen dürfen um genug Leistung im Falle eines Triebwerksabfall zur Verfügung zu haben. Also Redundanz ist da etwas nicht gänzlich unbekanntes. Auch gibt es z.B. in Polen teilredundante Aufbauten des Bergetaus (also zwei parallel laufende Seile). Ebenso ist das aktuelle Lifeline System Bergtau der Fa. ECMS teilredundant aufgebaut (ebenfalls zwei Seilstränge).

Jetzt aber zurück zur Höhenrettung.

Meiner Annahme zufolge gehören hier nicht redundante Seilsysteme auch reflektiert und eine Person die im Seil hängt muss nicht unbedingt begleitet gerettet werden.
Beispiel: Person ist über ein Flachdach in sein mitlaufendes Auffanggerät gestürzt, hängt da und die berufsgenossenschaftlich vorgeschriebene spontane Kameradenrettung der Arbeitskollegen greift nicht.
Hier kommen jetzt Höhenretter zum Einsatz. Warum muss hier eine Redundante begleitete Rettung durchgeführt werden. Nur weil wir cool sind und es vermeintlich drauf haben.

In diesem geschilderten Fall ist meines Erachtens nach eine begleitete Rettung aus folgenden Gründen absolut unangebracht und nicht patientengerecht.

Für die begleitet Rettung brauche ich sehr stabile Anschlagpunkte (die meisten Securanten auf Flachdächern nutze ich persönlich sehr ungern da ich nicht weiß wie diese befestigt wurden und ich schon einige erlebt habe die man von Hand entfernen konnte) . Das bedingt auf Flachdächern meistens einen Erheblichen Aufwand Fixpunktbau um einen sicheren Punkt zu erstellen der ausreichend Tragfähig und geeignet positioniert ist . Hier ist viel Erfahrung gefordert und es kostet erheblich Zeit.

Der Retter muss meist über flache Kanten aussteigen. Ggf. ist er dann schon unterhalb des Gestürzten (Übernahme dann wie?). Ansonsten hat er kaum Bewegungsradius aufgrund der kürze des Seils von der Kante bis zu Ihm. Der Ausstiegspunkt muss auch so positioniert sein, das der Retter in direkter Fallinie operieren kann, sonst wird die Übernahme ergänzend zusätzlich erschwert.

Warum verbinde ich nicht einfach meinen Seilanfang mit seinem Seil unterhalb der Kante (z.B. Seilklemme, Prusik o.ä.), führe das Seil über einen Kantenschutz und Hänge in seinen Anschlagpunkt ein Rettungsabseilgerät ein, das ich auch als Rücklaufsperre nutzen kann. Dann baue ich einen Expressflaschenzug um Ihn kurz anheben zu können (gleichzeitig Test der Funktionalität und Sicherheit meines Systems durch Kraftschluss), hänge dann sein Verbindungsmittel aus und verbinde es ein zweites mal mit meinem System. Anschließend lasse ich Ihn einfach ab.

Im Zweifelsfalle können die Kollegen parallel während des Aufbaus durch mich den Anschlagpunkt redundanzieren. So dauert die Rettung nach eintreffen auf dem Dach ca. 5-7 min. Primärer Personalansatz 1-2 Höhenretter. Wie lange dauert da eine begleitete redundante Rettung (und wie war das mit Zeit und Hängetrauma??)? In der Belastungsbilanz kritischer Anschlagpunkte, welches System ist da besser? Wieviele Einsatzkräfte benötige ich für die beiden Rettungen jeweils usw.?
Vor allem, welche Vorteile bringt die Retterbegleitung in diesem Fall ausser das der meiner Meinung nach sehr unreflektierte Satz Eine Rettung hat immer begleitet zu erfolgen erfüllt ist.
Selbst wenn gestufte Strukturen da sind kann man erst das Seil bis zum Boden ablassen und dann den gleichen Aufbau darstellen. Dann hat man das ganze um ein Führungs- Abhalteseil ergänzt.
Bevor jemand sagt, das ist ja gar nicht in der AGBF usw. abgedeckt, so frage ich mich warum darin eine GUV R 199 als Grundlage aufgeführt ist und diese Rettung nicht redundant mit einem Abseilgerät nach EN 341A in dieser ein Standartrettungsverfahren darstellt.


Jetzt zu dem begleitete Rettung Radi vs. Autostopgerät mit mitläufen Sicherungsgerät.
Für mich stellt es sich so dar, das ich bei beiden Verfahren keine Hand frei habe um mich um den Patienten zu kümmern.
Beim Radi muss ich den Prusik nachschieben und bei den meisten Autostopgeräten muss ich mit einer Hand einen Hebel bedienen und mit der anderen Hand den Seileinlauf steuern. Wer das nicht macht und nur über den Hebel steuert verletzt das sog. Bremshandprinzip welches bei Nockengesteuerten Geräten unbedingt zu beachten ist. Alles andere stellt gemäß Bedienungsanleitung des Herstellers eine nicht bestimmungsgemäße Anwendung dar worüber es mehrere dokumentierte Unfälle gibt (auch einen aktuellen).
Für mich stellt sich diese begleitete Rettung aus folgenden Gründen als sehr kritisch dar.
Nicht Team basiert: Abseilen, Übernahme, ausheben usw. das muss alles der Retter (= hohes Fehleranfälliges technisches Stresslevel und Körperliche Anstrengung)machen, was machen die anderen derzeit oben???
Stehende Seile über eine Kante belastet sind viel Versagensgefährdeter gegenüber Durchtrennung als laufende Seile von passiven Verfahren. Was bringt ein Seil das mit voller Last immer an der gleichen Stelle durch Kanteneinfluss (physikalischer Einfluss auf das Kantenarbeitsvermöglen als auch Trennender Einfluss durch Abrasion) belastet wird? Wird dieses eine durchtrennt, so ist die Belastung auf das zweite Seil noch einmal erheblich höher (also wie bewertet man dann hier die Redundanz wenn die Vorhersehbare Belastung im Fall X viel höher ist als im ursprünglichen Versagensfall).

Fährt man gleich passive Rettungsverfahren (die natürlich im Training nicht so cool und Heldenhaft sind wie die aktiven/ dafür aber wesentlich professioneller) so ist über der gefährdenden Kante immer ein neuer Seilabschnitt, fährt man jetzt noch mit einem geschickten, wirklich Lastteilenden Verfahren, Gerät so kann die tatsächliche Versagenswahrscheinlichkeit durch Durchtrennung der Seile erheblich gesenkt werden (weil zwei halb belastete Seile nicht so schnell versagen wie ein voll belastetes /Vergleich der Leistungsfähigkeit des Kantenarbeitsvermögens in Bezug auf Belastung). Dazu muss bei einem passiven Verfahren der Retter sich nur darum kümmern wie er dem Patienten übernimmt (gleich Bypass klinken und dann Pampers dran). Ausheben, ablassen usw. macht dann komplett das Team von oben. Das bedingt natürlich ein bisschen mehr Kommunikation, ist aber weniger Fehleranfällig was z.B. der direkte Vergleich der Verfahren beim Leistungsvergleich der Höhenretter 2007 in Münster gezeigt hat. Das Ergebniss da zeigt mir, das Aktive Rettungsverfahren nicht so unkomplexe Rettungen darstellen wie angenommen oder hier im Verlauf dargestellt.

Ich hoffe ich habe es einigermaßen Verständlich dargelegt.

Viele Grüße
Axel Manz



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