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RubrikEinsatz zurück
ThemaLöschgel . War: Großbrand in Porta Westfalica62 Beiträge
AutorLutz8 R.8, Weener / Niedersachsen687434
Datum05.07.2011 16:16      MSG-Nr: [ 687434 ]21042 x gelesen
Infos:
  • 04.07.11 SDB Hydrex Löschgel - Punkt 6.2

  • Moin,

    so, ich habe mir nun mal alles durchgelesen. Ich wage nun mal einen Einsatz in drei Einsatzabschnitte einzuteilen und die Vor und Nachteile der Löschmittel zu beschreiben:

    Initialphase: An eine direkte suffiziente Brandbekämpfung ist noch nicht zu denken, Vorrang hat hier der Objektschutz. Hier kann Gel nach einhelliger Meinung der Disskutanten Punkten. Alternativ kann CAF Anwendung finden, setzt aber teure und nicht überall vorhandene zusätzliche Ausrüstung voraus, die nicht in der Norm von Löschfahrzeugen enthalten ist. Gel dagegen kann ohne zusätzliche Ausrüstung Anwendung finden. Wasserwände scheiden meist wegen ihrem sehr hohen Wasserbedarf aus, da ständig Wasser nachgeführt werden muss.

    Brandbekämpfung bis "Brand unter Kontrolle": Hier wird unterschiedlich argumentiert. Wasser/Netzwasser wird eine nachhaltigere Wirkung unterstellt, weil es in der Lage ist, in das Brandgut einzudringen. Diese Fähigkeit scheint aber Umstritten. In Brandstoffen mit hoher Dichte scheint auch Netzwasser nicht so gut einzudringen, es findet aber auch kein "Einfressen" des Feuers statt. Anders dagegen bei lose gehäuften oder gpressten Brandstoffen. Hier scheint Wasser besser einzudringen , jedoch auch schneller wieder aus dem Brandgut herauszufließen. Hier findet aber ein gewisser Wärmetransport weg vom Brandherd statt, welcher die Wirkung des Wassers durch Verdunsten und Sauerstoffverdrängung zu unterstützen scheint. Gibt es hierzu Versuche, die den Umfang dieses Effekts dokumentieren?
    Schaum wird hier als mögliches Löschmittel genannt, unter der Annahme, daß brennender Kunststoff zur Brandklasse B zuzuordnen ist. Hier kommt es in erster Linie zu Stickwirkungen, und nur in sehr geringem Umfang zu Kühlung und Sauerstoffverdrängung. Schaum dürfte auch nur sehr wenig ins Brandgut eindringen und wenn, dann eher als Netzwasser, welches aus kollabiertem Schaum stammt. Problematisch ist hier die Umweltverträglichkeit gerade der AFFF-Schäume und die Neigung des Schaumes zu fließen, so daß Schaumteppiche schnell wieder aufreissen. Da die Brände nur erstickt wurden, die Wärme aber nicht abtransportiert wurde besteht eine deutliche Gefahr der Rückzündung. Auch besteht Gefahr für die Einsatzkräfte, da durch den Schaum, welcher von sich aus über die ganze Einsatzstelle fließt, Gefahrstellen nicht mehr gesehen werden können. Auch die Giftigkeit und krebsanregende Wirkung gerade der weit verbreiteten AFFF-Schaummittel ist kritisch zu betrachten. Meines Erachtens nach ist Schaum hier wie bei allen Klasse A Bränden nicht geeignet.
    Klasse A Schaum: Schaummittel für die Bildung von CAF scheint umweltverträglicher zu sein. Es bleibt bedingt auch an senkrechten Flächen kleben und ereicht seine Wirkung durch ersticken. Die Fliessneigung ist gegenüber den Klasse B Schaummitteln deutlich vermindert. CAF dringt nicht in das Brandgut ein. Vorteil ist die schnelle Niederschlagung des Feuers, Nachteil die geringere Stabilität unter Hitzeinwirkung, da der Wasseranteil pro Volumen gering ist. Nachteil ist aber die recht aufwändige und kostenintensive Herstellung. Da die Generatoren teuer und nicht Normbestandteil von Löschfahrzeugen sind, dürfte die Verfügbarkeit als gering eingestuft werden.
    Löschgel: Es bleibt auch an senkrechten Flächen kleben und entzieht dem Brandgut Hitze durch verdunsten und verdrängen, allerdings in einem geringeren Umfang als normales Wasser. Es dringt nur wenig bis garnicht in das Brandgut ein. Bei geschlossener Geldecke hat es die Fähigkeit zum Ersticken, die Geldecke ist dabei sehr stabil, da sie nicht zum Aufreißen neigt. Sie ist für Menschen ungiftig und nur in geringem Maße gewässergefährdend. Vorteilhaft ist dabei, daß es i.d.R. nicht unkontrolliert in Gewässer fließen kann wie es Schaum und Wasser vermögen. Vorteil ist das schnelle Niederschlagen der Flammen. Nachteilig scheint die Wirkung des Gels als Gleitmittel, welche aber von den Anwendern anscheinend nicht als nachteilig empfunden wird.

    Zusammenfassend kann gesagt werden, daß Wasser und Gel die einzigen wirklich geeigneten Löschmittel für Großbrände der Klasse A sind. Wasser kann besser die Wärme abführen, fließt aber schnell weg und muss ggf. durch Dämme und Barrieren gehindert werden, Gewässer zu verunreinigen. Gel hat diese Fließneigung nicht, scheint aber auch nicht in dem hohen Maße Wärme abführen. Interessant wäre meiner Meinung nach, ob es möglich ist, das Gel so herzustellen, daß es zum Eindringen flüssig genug ist einerseits, es aber auch nicht gleich wieder aus dem Brandgut herausfliesst andererseits. Auch eine Zugabe von Netzmittel zum Gel wäre mal eine Versuchsreihe wert. Klassischer Löschschaum erscheint dagegen nicht geeignet und mit zu hohen Risiken für Mensch und Umwelt verbunden. CAF, obwohl grundsätzlich geeignet, hat die gleichen vor und Nachteile wie Gel, ist aber nicht in einer ausreichenden Menge herzustellen. Auch die durch hohen Materialaufwand teure Herstellung ist nachteilig.
    Da Gel schneller die Flammen nieder zu schlagen scheint als Wasser ist ein schnellerer Erfolg in dieser Einsatzphase wahrscheinlich.

    Ablöschen und Nachlöscharbeiten: In dieser Einsatzphase ist es möglich, das Brandgut nach und nach auseinander zu ziehen und abzulöschen. Der Löschmittelaufwand ist punktueller und damit insgesamt pro Zeiteinheit geringer. Klassischer Löschschaum ist hier zwar eher sinnvoll einsetzbar, aber noch immer nicht das Löschmittel der Wahl. Alle anderen bisher genannten Löschmittel sind geeignet. Löschwasser hat hier den Vorteil, daß es sehr billig ist und nahezu unbegrenzt zur Verfügung steht. Gel hat den Vorteil, daß es bei ausreichender Benetzung ein Rückzünden verhindern kann, wenn Löschwasser schon wieder abgetropft ist. Dazu muss aber das Gel sorgsammer aufgebracht werden, da es sich nicht so gut verteilt wie wasser. Hier ist wieder der Grad der Viskosität interessant, unter welchem man beide Vorteile im angepasst hergestellten Gel vereinen kann. Nachteil ist hier , daß Gel natürlich schon teurer ist, als reines Wasser. Damit sollte man schon die Frage stellen, wie hoch die Gefahr der Rückzündung ist. Klasse-A-Schaum ist hier möglicherweise wieder sinnvoll anzuwenden, untersteht aber der selben Indikationsstellung von Gel bei allen bisher beschriebenen Nachteilen. Auch kann ein intensiveres wieder aufflammen des Feuers vorkommen, sobald die erstickende Löschmitteldecke aufreißt. Da dieses aber ein sehr lokales geschehen ist, halte ich diesen Effekt für beherschbar.

    Zum Gel generell kann daher gesagt werden, daß es zwar in der ersten und zweiten Einsatzphase Vorteile zu haben scheint. Leider hat Gel noch keine große Verbreitung gefunden, so daß es wahrscheinlich keine ausreichenden Mengen an Gelbildner an der Einsatzstelle geben wird. Eine Zuführung durch den Hersteller im Einsatzfall ist zeitaufwändig, weshalb es zur Zeit nur ein dasein als Spartenlöschmittel führt. Ob dieses dasein zu recht ist dürfte in Frage stehen, zumal es eine gute und kostengünstige Alternative zum investitionsintensiven Klasse-A-Schaum sein dürfte.

    Gruß aus dem Rheiderland

    Lutz



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     01.07.2011 17:53 Chri7sti7an 7M., Oberraden Großbrand in Porta Westfalica
     01.07.2011 19:22 Lutz7 R.7, Weener
     01.07.2011 19:52 Holg7er 7S., Dierdorf
     02.07.2011 14:00 Mich7ael7 B.7, Freigericht-Somborn
     02.07.2011 16:55 Thor7ben7 G.7, Leese <-> OS
     02.07.2011 23:31 Lutz7 R.7, Weener
     03.07.2011 11:28 ., Nentershausen
     03.07.2011 14:57 Lutz7 R.7, Weener
     03.07.2011 11:48 Mich7ael7 B.7, Freigericht-Somborn
     03.07.2011 12:04 Andr7eas7 B.7, Düsseldorf
     03.07.2011 14:38 Mich7ael7 B.7, Freigericht-Somborn
     03.07.2011 14:48 ., Marburg
     03.07.2011 14:50 ., Marburg
     03.07.2011 15:22 ., Frankfurt
     03.07.2011 15:29 ., Frankfurt
     03.07.2011 15:38 ., Frankfurt
     03.07.2011 15:41 ., Marburg
     03.07.2011 15:41 Thor7ben7 G.7, Leese <-> OS
     03.07.2011 15:45 Andr7eas7 B.7, Düsseldorf
     03.07.2011 18:25 Hans7wer7ner7 K.7, Kirnitzschtal
     03.07.2011 18:47 Ulri7ch 7C., Düsseldorf
     04.07.2011 11:56 Chri7sti7an 7M., Oberraden
     04.07.2011 12:08 Thor7ben7 G.7, Leese <-> OS
     04.07.2011 15:27 Mich7ael7 B.7, Freigericht-Somborn
     04.07.2011 16:42 Mart7in 7G., Hannover
     05.07.2011 15:57 Mich7ael7 B.7, Freigericht-Somborn
     05.07.2011 16:08 Ulri7ch 7C., Düsseldorf
     05.07.2011 16:37 Lutz7 R.7, Weener
     05.07.2011 17:21 Mart7in 7G., Hannover
     05.07.2011 18:23 Andr7eas7 B.7, Düsseldorf
     04.07.2011 17:43 Chri7sti7an 7S., Wasserburg/Bodensee
     04.07.2011 17:47 ., Dortmund
     05.07.2011 12:30 Ulri7ch 7C., Düsseldorf
     05.07.2011 13:07 ., Marburg
     02.07.2011 21:34 ., Frankfurt
     03.07.2011 16:04 Mich7ael7 B.7, Freigericht-Somborn
     03.07.2011 18:54 ., Frankfurt
     03.07.2011 22:50 Mich7ael7 B.7, Freigericht-Somborn
     03.07.2011 19:15 ., Frankfurt
     03.07.2011 19:18 ., Frankfurt
     03.07.2011 19:21 Chri7sti7an 7T., Recklinghausen/ Fw. Herten
     03.07.2011 19:25 ., Frankfurt
     03.07.2011 23:05 Mich7ael7 B.7, Freigericht-Somborn
     03.07.2011 19:47 ., Marburg
     04.07.2011 06:52 Mich7ael7 R.7, GL (Köln)
     04.07.2011 12:00 Chri7sti7an 7M., Oberraden
     04.07.2011 12:09 Thor7ben7 G.7, Leese <-> OS
     04.07.2011 23:33 Thom7as 7G., Steyerberg/Voigtei / Nds.
     04.07.2011 23:54 Juli7an 7H., Stemwede / Osnabrück
     05.07.2011 23:17 Thom7as 7G., Steyerberg/Voigtei / Nds.
     05.07.2011 16:16 Lutz7 R.7, Weener
     05.07.2011 16:50 ., Thierstein
     05.07.2011 16:53 ., Thierstein
     05.07.2011 17:05 Lutz7 R.7, Weener
     07.07.2011 08:46 Mart7in 7G., Hannover
     07.07.2011 09:54 Thor7ben7 G.7, Leese <-> OS
     05.07.2011 17:25 Ulri7ch 7C., Düsseldorf
     05.07.2011 17:46 Mich7ael7 B.7, Freigericht-Somborn
     06.07.2011 10:17 Ulri7ch 7C., Düsseldorf
     06.07.2011 10:54 Lutz7 R.7, Weener
     06.07.2011 11:14 Ulri7ch 7C., Düsseldorf
     05.07.2011 23:53 Rein7er 7H., Rosport
     05.07.2011 17:27 Mart7in 7G., Hannover

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