Selbst wenn die unhaltliche Beschäftigung (oder Ablehnung) mit TETRA noch zunehmen wird, sollten die Realitäten zu ISDN/a-b Telefonie; Ablösung des C-Netzes sowie die einseitige Abkündigung der analogen Standleitungen inhaltlich und organisatorisch nicht sachlich auf die gleiche Ebene gestellt werden.
Die Einführung des C-Netzes war eine proprietär "verspätete" (nzur NMT-Entwicklung im europäischen Norden) Sonderentwicklung nach Überfälligkeit des halbautomatischen B-Netzes. Die digitale Mobilfunkentwicklung, mit einer deutlich besseren Kanalausnutzung, mit internationaler Rooming-Aussicht, mit kleinen tragbaren Endgeräten schon unter 2.000 DM, sowie deutlich gesenkten Minutenkosten, ließen einem nationalen Sonderweg keine Perspektive. Nach entsprechendem GSM-Ausbau schlug sich das auch in der Kundenwanderung nieder.
Bis auf weiteres (hoffentlich noch sehr lange) können die meisten Telefonkunden noch zwischen einem "echten" analogen oder ISDN-Teilnehmeranschluss wählen. Also kein Substitut in Kabelnetzen (nach der Box) oder VoIP-Realisierungen. Leider interessiert das die meisten Kunden im privaten Massengeschäft nicht. Obwohl immer mehr nachdenkliche Stimmen überlegen, wie denn das mit der lausigen Qualität im nicht mehr durchschaubaren Wettbewerb (ohne Aufsicht sowie Qualitäts- oder Verfügbarkeitskontrolle) weiter gehen könnte.
Geiz bzw. eine FLAT-Rate ist halt Geil. Im Einzelfall eintretende Funktions- oder Verfügbarkeitseinschränkungen (Stromausfälle, Überlastungen im Internetaccess, Servicezusagen, wenn überhaupt nur vom eigenen Netzzugangsbetreiber, aber Gesprächsziel in anderen Netzinfrastrukturen) rwerden halt verdrängt oder gar nicht als gravierenden Zusammenhänge gesehen.
Bei zukünftiger NGN-Strukturen werden wir uns wehmütig an die heutige Telefonzuverlässigkeit zurück erinnern.
Die rechtlich gebotene Infrastrukturvorhaltung, flächendeckend u.a. Standleitungen zur Verfügung zu stellen, ist für die Telekom immer noch geltendes Recht (TKSiV; Ablösung für Mai 2010 vorgesehen, weitestgehend auch zu anderen Krisenthemen ohne wirksamen Einfluss aus Polizei, Feuerwehr und Katastrophenschutz). Allerdings ohne Kläger kein Richter, und erst recht keine fortwährende Bereitstellung. Dann müssen die BOS-Nachfrager eben das Vielfache für weniger stabile Technologiealternativen zahlen. Mann will oder kann es ja nicht anders.
Nicht nur aus dieser vermeintlichen Rechtsicherheit sollte der Erwartung, das zumindest die 2m-Band-Frequenzen bis auf weiteres für die BOS sicher sind, kein besonderes Gewicht beigemessen werden.
Natürlich ist der heutige analoge BOS-Funk weit entwickelt worden und dementsprechend einschätzbar. Wegen immer höheren Kommunikationsanforcderungen (FMS-Statuserweiterungen, kurze Anweisungstexte, vgl. Digitalmelder, GPS- oder Notrufoptionen, uvm.) stehen die ständig weniger werdenden anaolg nachgefragten Grundsatzfunktionen auf verlorenem Posten. Bestes Beispiel ist der zivile Digitalfunk (bei Taxen, ÖPNV, Stadtwerken, Kleinnutzer, etc.). Die Beschaffungs- und Folgekosten, nicht nur für Gleichwelle und Endgeräte, sprechen eine deutliche Sprache. Kleine Stückzahlen werden immer weniger bezahlbar bzw. vertretbar.
Beim TETRA-BOS Aufbau wurde fast kein Umsetzungsfehler oder Peinlichkeit ausgelassen. Aber er wird irgendwann einmal Realität. Nur wann (2014, 2016)? Durch die zeitlich gestreckte Einführung werden die strukturell feststellbaren Unzulänglichkeiten hoffentlich nach und nach ausgemerzt. Es kostet halt nur zusätzliches Geld, was an anderer Stelle fehlen wird.
Der verbleibende Zeitraum sollte aber gerade von den npol BOS genutzt werden, sich organisatorisch, strukturell und einsatztaktisch auf kommende Digitalfunkmöglichkeiten vorzubereiten bzw. untereinander abzustimmen. Dies gilt für PA-Angriffe in Gebäuden genauso wie für eine TETRA-gestützte Einsatzabwicklung von größeren Lagen mit weit verstreuten Abschnitten, z.B. in ländlichen Gebieten, oder innerhalb nur einer einzigen Basiszelle. Der aktuelle Vorschlag zur taktischen Gestaltung der künftigen Funkrufnahmen können eigentlich nur als Lokalpatriotismus alter Prägung verstanden werden. Na denn viel Spass bei weiterer Fortsetzung einer solchen Vorgehensweise.
Nur nach einer sachlich und fachlich angemessen gestalteten Diskussion erhöht sich mindestens die öffentliche Wirkung von passend ausformulierten und hoffentlich gemeinsam getragener Fragen an verantwortliche Führungsstrukturen; im Gegensatz zu derzeit zuvielen Negativmeldungen mit partiell sicherlich legitimer Relevanz, aber leider ohne große Nachwirkung. Es löhnt sich daher nicht für Einzelfragen zur Unzeit irgendwelche Zeit zu investieren. So berechtigt das auch sein könnte.
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