Rubrik | Ausbildung |
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Thema | Feuerwehrführerscheine fürs Volk.. | 84 Beiträge |
Autor | Flor8ian8 V.8, Viechtach / Bayern | 594721 |
Datum | 02.12.2009 13:04 MSG-Nr: [ 594721 ] | 35910 x gelesen |
Infos: | 01.12.09 DFV "lobt" Bayern...
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Themengruppe: | Führerscheine |
Technisches Hilfswerk
Mehrzweckfahrzeug;
Mehrzweckfahrzeug (Bayern), ähnlich MTW
Mehrzweckfahrzeug mit Ladehilfe (RLP), Spezifiziert in TR 5 RLP, drei größen, ähnlich GW-L
Feuerwehr
Hier muss man ja wirklich auf jede Silbe aufpassen die man von sich gibt :-)
Also, nochmal von ganz vorne:
Der Freistaat Bayern hat es den Hilfsorganisationen (BRK, THW, FFW und man möge mich ergänzen oder korrigieren) in Bayern ermöglicht, durch eine Anpassung des Führerscheinrechts mit einer Fahrerlaubnis der Klasse B Fahrzeuge bis zu einem Gesamtgewicht von 4,75 to. (oder 4,749 to.?) bzw. mit einer Erweiterung Fahrzeuge bis zu einem Gesamtgewicht bis zu 7,49 to. (oder doch 7,5 to.?) zu führen.
Die Verantwortlichen werten dies als Erfolg auf ganzer Linie und alle Probleme scheinen offenbar gelöst.
Ich vertrete diese Meinung jedoch nicht. Es stellt nur einen Teilerfolg für Feuerwehren mit den betroffenen Fahrzeugen dar. Soweit ich meine bescheidenen Kenntnisse in Sachen Feuerwehr (THW- und BRK-Anhänger mögen mir verzeihen, dass ich nur von Feuerwehr rede, ich meine euch jedoch genauso) und die bayernweite Fahrzeugaufstellung des Innenministeriums jedoch richtig deuten kann sind geschätzt 50 % der Feuerwehreinsatzfahrzeuge in Bayern (ich nehme da mal Anhänger, MZF usw. raus, somit also nur Fahrzeuge die tatsächlich einen Schlauch dabei haben und nicht sowieso mit FS-Kl. B gefahren werden können) schwerer als 7,5 Tonnen.
Für diese Fahrzeuge gilt der beschlossene „Feuerwehr-Führerschein“ nicht. Es ist weiterhin ganz normal bei der Fahrschule die Fahrerlaubnisklasse C zu erwerben (reicht m. M. in 99 % der Fälle, CE nicht so gebräuchlich). Dies schlägt dabei mit Kosten in Höhe von 1.600 € bis 2.000 € an. Und wer zahlt schon freiwillig so viel Geld, nur um ein Feuerwehrfahrzeug führen zu können? Ohne finanzielle Unterstützung des Sachaufwandsträgers (die Gemeinde, die übrigens laut bayerischem Gesetzeskommentar in vollem Umfang für den Erwerb der Fahrerlaubnisse aufkommen müsste) ist es sicherlich auch vielen Freiwilligen nicht zumutbar. Und wie jeder weiß sind so ziemlich alle Kommunen finanziell am Ende und man braucht sich deswegen keine großen Hoffnungen auf einen Zuschuss machen. Ist halt Realität, Pflichtaufgabe hin oder her.
Quo vadis? Die Fahrzeuge an sich werden immer schwerer, da die Fahrgestelle ohne Aufbau schon einiges Gewicht mitbringen, so dass TSF-W-Fahrzeuge schon mit der 7,5’er-Grenze kämpfen. Die altgedienten Kameraden, die noch glückliche Besitzer einer LKW-Fahrerlaubnis sind, gehen in den nächsten Jahren in Ruhestand. Die jungen Feuerwehrler sind (glücklicherweise) mit großem Eifer bei der Sache, haben jedoch kein Geld (und auch keine Zeit, klingt komisch ist aber so) um den Führerschein zu machen. Ergo: Den Feuerwehren (und auch den anderen Hilfsorganisationen) gehen die Fahrer für die „richtig“ schweren (ab 7,5 to.) Fahrzeuge aus. Dies wird sich vor allem in einigen Jahren bemerkbar machen.
Meine Idee war daraufhin eine Dienstfahrerlaubnis für alle Hilfsorganisationen, wie sie in der BRD auch bei Polizei und Bundeswehr üblich ist. Dass dies mit Europarecht vereinbar und möglich ist zeigt uns das österreichische Bundesland Tirol.
Ziel wäre: Eine Dienstfahrerlaubnis, bei der die Ausbildung für die jeweiligen Zwecke der entsprechenden Hilfsorganisation zugeschnitten ist. (Ich könnte, wenn ich wollte, gerne mal mein Lehrbuch von der FS-Theorie zur Hand nehmen und ungefähr 50 % Lehrinhalte rausschneiden, die ich halt einfach im Einsatz, wenn ich zum Fahrzeug renne, starte und aus der Halle fahre definitiv nicht brauche. Ich verzichte jetzt bewusst auf eine Aufzählung, denn irgendjemand findet irgendetwas dass er irgendwann mal schon irgendwie machen möchte.) Diese Dienstfahrerlaubnis gilt uneingeschränkt für alle Fahrzeuge, jedoch nicht für den Privatgebrauch. Die Ausbildung wäre kurz zusammengefasst starkt komprimiert und nur auf die tatsächlich benötigten Dinge beschränkt.
Da hier auch viel Ausbildung am Standort durchgeführt werden kann (z.B. neben notwendigen Grundfahrstunden bei einer zugelassenen Stelle auch Unterrichtsfahrten mit erfahrenen Kameraden) würden sich die Kosten wesentlich reduzieren.
Das stetig Übungsfahrten durchgeführt werden müssen, um die Fahrpraxis aufrechtzuerhalten dürfte ja wohl selbstverständlich sein!
Weiterhin stellt sich die Frage: Was ist sinnvoller? (Hierbei sei gesagt, dass dies NUR auf FW bezogen ist, ein Berufskraftfahrer braucht ja sowieso den C(E)!)
a) Der FS wird bei der Fahrschule im kompletten Ausbildungsprogramm erworben und außer bei Feuerwehr nie mehr genutzt. Aber man darf fahren, selbst wenn man seit 2 Jahren oder auch noch nie auf dem Bock gesessen ist.
b) Es wird eine Dienstfahrerlaubnis angestrebt, bei der der Bewerber speziell auf die Bedürfnisse der Fahrzeuge seiner Rettungsorganisation ausgebildet wird und kann zugleich noch die geforderten Übungsfahrten mit den betroffenen Fahrzeugen am Standort durchführen.
Dies wäre meiner Ansicht nach die praktikabelste Lösung, jedoch scheint so etwas in Bayern bzw. Deutschland von Haus aus nicht zu funktionieren, wie ich nach Antwort auf meine Anfrage beim Ministerpräsidenten erfahren habe. Aus welchem Grund auch immer, sei es die Blindheit der Politiker oder deren Berater, das sture „Nichtwollen“, das Abwarten bis zur nächsten Wahl, irgendeine Lobby oder auch nur die Angst, dass es sich Deutschland mal erlauben könnte, eine EU-Richtlinie bis an die möglichen Grenzen auszunutzen. Und am meisten verwundert mich die Euphorie, mit der sich nicht nur der Landesverband brüstet. Leute: Das hier ist bislang nur ein Teilerfolg, jetzt gilt es auch den Sack zuzumachen!
Das war’s von meiner Seite mal in groben Zügen (ich will jetzt nicht ins Detail gehen, das wird die anschließende Diskussion mit sich bringen), bin jetzt echt auf eure Meinung gespannt. (Und dafür habe ich meinen freien Tag halb geopfert…)
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