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1. Freiwillige Feuerwehr
2. Feuerwehrfrau
Feuerwehrmann
1. Freiwillige Feuerwehr
2. Feuerwehrfrau
Tanklöschfahrzeug
Löschgruppenfahrzeug
Feuerwehrmann
Löschgruppenfahrzeug
Rettungstransportwagen
(Altfahrzeuge nach DIN 75080, heute nach DIN EN 1789 Typ C)
Umfangreiche medizinische Ausstattung.
Zum Transport von Notfallpatienten vorgesehen gemäß RettG NW.
Rettungstransportwagen
(Altfahrzeuge nach DIN 75080, heute nach DIN EN 1789 Typ C)
Umfangreiche medizinische Ausstattung.
Zum Transport von Notfallpatienten vorgesehen gemäß RettG NW.
Notarzteinsatzfahrzeug
Rettungstransportwagen
(Altfahrzeuge nach DIN 75080, heute nach DIN EN 1789 Typ C)
Umfangreiche medizinische Ausstattung.
Zum Transport von Notfallpatienten vorgesehen gemäß RettG NW.
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(Altfahrzeuge nach DIN 75080, heute nach DIN EN 1789 Typ C)
Umfangreiche medizinische Ausstattung.
Zum Transport von Notfallpatienten vorgesehen gemäß RettG NW.
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(Altfahrzeuge nach DIN 75080, heute nach DIN EN 1789 Typ C)
Umfangreiche medizinische Ausstattung.
Zum Transport von Notfallpatienten vorgesehen gemäß RettG NW.
Notarzteinsatzfahrzeug
DIN Deutsches Institut für Normung e. V.
Löschgruppenfahrzeug
1. Truppmann
2. Teleskopmast(bühne)
Vorbeugender Brandschutz
RubrikSonstiges zurück
ThemaVergleich Feuerwehrstruktur in Europa2 Beiträge
AutorUlri8ch 8C., Düsseldorf / NRW504760
Datum21.08.2008 18:04      MSG-Nr: [ 504760 ]6493 x gelesen

Geschrieben von Jens ObergIch soll einen Vortrag über die Strukturen der Feuerwehr in anderen europäischen Ländern (Großbritannien, Frankreich, Niederlande, Dänemark) im Vergleich zur Feuerwehr in Deutschland halten.

Vgl. diesen Thread:

http://www.feuerwehr-forum.de/s.php?n=478173

der dort erwähnte Text von mir zu Helsinki, s.u.:

Helsingin Pelastuslaitos

Die europäische Union hat ein Fortbildungsprogramm für Angehörige der Katastrophenschutzorganisationen der Mitgliedsländer aufgelegt. In diesem Zusammenhang waren z.B. Kollegen der Feuerwehren Schwedens unter anderem in Düsseldorf zu Besuch. Düsseldorfer Feuermänner (SB) waren im Rahmen dieses Programms u.a. in Irland, Schweden und der Autor in Finnland.
Der nachfolgende Bericht über den Besuch bei der Feuerwehr der Stadt Helsinki soll weniger Bilder und fahrzeugtechnische Details von Feuerwehrfahrzeugen liefern, als vielmehr einen Vergleich zwischen den ähnlich großen Städten Düsseldorf und Helsinki und ihrer jeweiligen Gefahrenabwehrorganisation ermöglichen.


Stadt

Helsinki ist eine der nördlichsten Großstädte mit ausgesprägt strengen Wintern aber auch heißen Sommern. Die Stadt hat eine sehr schöne Altstadt mit kleinen Gassen und Straßen, aber auch Neubau- und Industrieviertel. Helsinki verfügt über zahlreiche Naherholungsgebiete, z.B. auf den zahllosen vorgelagerten Inseln.
Es gibt einen großen internationalen Hafen mitten in der Stadt sowie etwas außerhalb einen internationalen Flughafen mit einer eigenen Feuerwehr.
Helsinki hat ca. 540.000 Einwohner und gehört damit zu den wenigen Großstädten Skandinaviens.

Foto 1: Blick vom Turm der Feuer- und Rettungswache 2 (einem der höchsten Objekte in der Stadt) auf den Hafen mit den Fährschiffen. Deutlich ist der unterschiedliche Baustil der Altbauten zu erkennen, der mit den Reiz der Altstadt ausmacht.


Organisation

Die "Feuerwehr" Helsinki ist eine städtische Behörde und für die Brandbekämpfung, die Technische Hilfeleistung, den medizinischen Rettungsdienst und den Zivilschutz zuständig und entspricht damit vom Aufgabenzuschnitt her in etwa den meisten größeren Feuerwehren z.B. in NRW.
Wegen dieser Aufgabenverteilung - die meisten Einsätze werden auch in Helsinki im medizinischen Rettungsdienst gefahren - wird in Helsinki die Feuerwehr seit einer Umstrukturierung der Gefahrenabwehr im Jahre 1991 auch offiziell nicht als solche sondern allgemeiner als "Rettungsdienst" (finnisch: Pelastuslaitos oder schwedisch: Räddningsverket) bezeichnet.

Der Verwaltungsgliederungsplan sieht wie folgt aus:



Abb. 1: Originaler Verwaltungsgliederungsplan in deutsche Übersetzung (nach vorliegender Skizze)

Dabei werden die Bereiche medizinischer Rettungsdienst (Rettungsabteilung), Zivilschutz, Bezirksalarmzentrale und Rettungsfachschule (Ausbildungsabteilung) weiter unten genauer erläutert. Die Verwaltungsabteilung regelt alle Verwaltungsangelegenheiten (Finanzen und Personal), die Kontrollabteilung sorgt durch Überprüfung der eigenen Vorschriften im Rahmen des Qualitätsmanagements für deren Einhaltung. Daneben ist die Kontrollabteilung noch für die Überwachung der Bestimmungen zum Umweltschutz und beim Transport von Gefahrgütern zuständig.

In der gesamten Organisation arbeiten in den 7 Abteilungen ca. 600 Mitarbeiter.

Der "Rettungsdienst" Helsinki verfügt dabei in seiner Rettungsabteilung (Feuerwehr) über 8 unterschiedlich große Feuer- und Rettungswachen und 14 Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr. Hauptamtlich sind ca. 550 Personen (davon ca. 450 im Schichtdienst) beschäftigt, bei der "richtigen" FF sind es in den 14 LG nur ca. 250 FM (SB) (weitere Mitglieder der FF sind z.B. in der Brandschutzerziehung oder als Musiker tätig).
Jede Feuer- und Rettungswache der Berufsfeuerwehr ist dabei mit mindestens einem Standard-Löschfahrzeug (Mischung in etwa aus TLF 16/25 und LF 16/12) und einem Rettungswagen ausgestattet. Jede Feuerwache hat dabei auch noch unterschiedliche Sonderaufgaben (z.B. Taucher, Schule, Notarzt und einem dem hiesigem Organisatorischen Leiter Rettungsdienst vergleichbaren Paramedic).

Im täglichen Einsatzdienst finden in einem 3-Schichten-System ca. 75 FM (SB) in einer 44 Stunden Woche Verwendung. Dabei folgen auf eine 24 h-Schicht, 2 Tage frei, wieder 24- h Schicht, 2 Tage frei, 24 h-Schicht, 2 Tage frei, 24 h-Schicht, 5 Tage frei und wieder von vorn.

Beispiel für eine Schicht:
Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di
D f f D f f D f f D f f f f f D

Durch das starre Schichtensystem können relativ starke Personalschwankungen auftreten.

Die Einsatzzahlen und -arten werden durch umfangreichen Rechnereinsatz detailliert aufbereitet (wegen der Sprach- und Platzprobleme können hier leider nur Auszüge gebracht werden).
Im Vergleich zum etwas größeren Düsseldorf stellt sich die Einsatzetwicklung für die Jahre 1990 (gesicherte deutsche Daten aus Helsinki vorhanden) und 1995 (z.T. etwas ungenaue Übersetzung aus umfangreichen Detailübersichten) wie folgt dar:
Einsatzart Helsinki Düsseldorf
1990 1995 1990 1995
Feueralarm 2702 3461 2366 1774
- Brandeinsätze 924 1057 1626 1487
- Fehlalarme 1778 2404 740 287
THL 1585 2471 5669 3904
Notarzt und Kranken-transport 28313 30476 18976 25405
Krankentransp. 29 19 39129 54540
Insgesamt: 32589 36427 66140 85623
Personal ca. 400 ca. 400 ca. 540 ca. 480

Die durchschnittliche Zeiten im Jahr 1990 betragen für den Rettungsdienst Helsinkis für eine
Notfallmeldung = 60 s
Alarmierung = 60 s
Alarmfahrt = 240 s


Medizinischer Rettungsdienst

Der Rettungsdienst wird meist nur im 12 h-Schichtrythmus gefahren, d.h. tagsüber mit einer Festbesatzung, abends/nachts durch Springer (je einer von LF und Rüstfahrzeug). Der 2. RTW wird grundsätzlich über Springer besetzt (s.o.). Ggfs. geht dann ein (Lösch-/Rüst-)Fahrzeug außer Dienst.
Der nicht dringende Krankentransport ist völlig vom Rettungsdienst getrennt und wird von 2 privaten Anbietern durchgeführt.
Als Rettungs- bzw. Krankentransportwagen (Basic-Units) oder auch als ALS-Unit (Advanced Live Suport = RTW mit 2 Paramedics) werden heute entweder VW-Busse (T 4) oder Mercedes-Transporter MB 310 benutzt, es existieren als Reservefahrzeuge auch noch einige Vans (z.B. von Chevrolet). Eine größere RTW-Variante ist für die nächsten Jahre in Planung, da die Platzverhältnisse in den bisherigen Fahrzeugen für den Einsatz unter Notfallbedingungen doch sehr beschränkt sind. Bereits die Besatzungen der Basic-Units dürfen mit ihrer Ausbildung und nach telefonischer - bzw. über Funk - Rückfrage bei einem Arzt einfache Medikamente (z.B. Nitro, Aspirin) bzw. Glucoselösungen oder Volumenersatz geben sowie mit einem halbautormatischen Defibrillator defibrillieren (gleiche Ausrüstung befindet sich als "First Responder" auch auf allen LF´s der BF). Die Paramedics dürfen darüber hinaus einen erweiterten Medikamentensatz nutzen und alle Medikamente an Bord sowie die Defibrillatoren auch ohne Rückfrage beim Arzt einsetzen.
Die Ausbildung sieht für jeden Feuerwehrmann das Training zum EMTD (Emergency Medical Technicians allowed to Defibrillate) vor. Diese dauert 6 Monate auf der Schulbank, im Krankenhaus bzw. als 3. Mann auf dem "RTW".
Die Weiterqualifizierung zum Paramedic erfolgt nach Bedarf und Eignung sowie mehrjähriger Erfahrung als EMTD auf den ALS-Level (Advanced Live Support) in einem 6-monatigem Lehrgang mit anschließender ca. 3-monatiger Projektarbeit in verschiedenen Bereichen des Rettungsdienstes. Täglich sind mind. 5 Paramedics im Dienst, davon besetzen je 2 einen der beiden ALS-Units (entspricht von der Ausstattung - nicht aber vom Platzangebot! - in etwa einem NAW), der fünfte dient als Alleinfahrer mit einem geländegängigem PKW als Supervisor (z.B. als OrgLRettD im Großschadensfall, zur Beratung und zur "Rettungsdienst-Erziehung") bzw. bringt die Einsatzkräfte und/oder den Patienten bei schlechten Straßenverhältnissen zueinander.
Auf dem einzigen ständig besetzten MIC-Unit (Mobil-Intensive-Care = NEF) fahren neben dem Notarzt (der dem Gesundheitsamt angehört, aber ständig im "Rettungsdienst Helsinki" arbeitet), noch 2 erfahrene und fortgebildete EMTD´s oder Krankenschwestern mit. Dieses Fahrzeug hat - obwohl es das einzige ständig besetzte seiner Art ist - durch die sehr restriktive Handhabung der Alarmierung und die weitgehende Eigenständigkeit der EMTD´s bzw. Paramedics nur ca. 8 Ausrücker am Tag.
Ein zweiter Arzt ist in der Regel tagsüber bei Bedarf auf der Hauptfeuerwache vorhanden (Auswertung der Statistiken, Ausbildung, Einsatzplanung etc.), dieser kommt ca. 1 x wöchentlich zum Einsatz, weitere Ärzte kommen ggfs. aus den Kliniken. Die eingesetzten Ärzte kommen aus dem städtischen Gesundheitsamt, werden dort auch geführt und bezahlt, arbeiten aber hauptsächlich in und für den "Rettungsdienst" (= Feuerwehr).
Im Einsatz werden grundsätzlich die drei Komponenten Notfallkoffer, Sauerstoff und halbautomatischer Defibrillator mitgeführt.

Foto 2: MIC-Unit (NEF), VW-T 4 mit Automatikgetriebe und ca. 120 PS (Angabe des Fahrers), mit halbautomatischem Defibrillator unter dem Fahrersitz (dito bei den anderen Rettungsdienstfahrzeugen).

Foto 3: MIC-Unit (NEF) mit Sauerstoffpaket unter dem Beifahrersitz (dito bei den anderen Rettungsdienstfahrzeugen).
Deutlich ist in der Mitte der Fahrzeugkonsole ein Teil der weiter unten beschriebenen Kommunikationsausrüstung zu erkennen.

Foto 4: MIC-Unit (NEF) mit Notfallkoffer sowie erweitertem Medikamentenkoffer (ein zusätzlicher Medikamentensatz für mehr Verletzte befindet sich im Heck des Fahrzeugs).
Arbeitsplatz des Arztes mit Schreibplatte, Mobil- und CityPhone sowie Funksprechgerät.
Schräg links und rechts hinter dem Arzt befinden sich 2 weitere Sitzplätze (für Praktikanten).

Dazu verfügt jede im medizinischen Rettungsdienst tätige Einsatzkraft während seines Einsatzdienstes über ein persönliches Handfunkgerät (mit dem auch im gesamten Stadtgebiet zu allen anderen Fahrzeugen und zur Leitstelle gesprochen werden kann) sowie einen Funkmeldeempfänger. Auf jedem Rettungsdienstfahrzeug finden sich neben den normalen Fahrzeug-Funkgeräten, ebenfalls natürlich die Statusgeber, das City-Phone sowie ein Mobiltelefon (Handy). Mit diesem Handy kann ggfs. direkt von vor Ort mit einem Bereitschaftsarzt Kontakt aufgenommen und mit diesem von den EMTD´s die Behandlung abgestimmt werden.

Foto 5: Kompaktes Handfunkgerät (auf Beifahrersitz), Tonfolge- und Lichtsignalgeber (auf Armaturenbrett), darunter Funkgerät, rechts daneben der Statusgeber, darunter Radio, darunter Funkhörer und Durchsagemikrophon. Das CityPhone und die Handy-Halterung befinden sich hier am MIC-Unit (NEF) hinten am Artzplatz, bei den anderen Rettungsdienstfahrzeugen ebenfalls am Armaturenbrett.

Bild 6: Heckbeladung des MIC-Unit. Zusätzliche Medikamente und zusätzlicher Sauerstoff.
Am Heckabschluß sind die rückwärtigen Blaulichter und die Umfeldbeleuchtung sowie ein zusätzliches Bremslicht zu erkennen.

Bild 7: Gesamtansicht mit "Straßenräumern" (blaue Blitzleuchten) und Umfeldbeleuchtung.

Jeder Einsatz wird strikt dokumentiert und anschließend statistisch ausgewertet. Dadurch ist es dem "Rettungsdienst" Helsinki z.B. möglich, sehr genaue Aussagen über Einsätze und Rettungserfolge zu machen. So sank z.B. nach Einführung der flächendeckenden Früh-Defibrillation mit Halbautomaten auf den "RTW´s" und den Löschfahrzeugen die Mortalitätsrate (Sterberate der Patienten), um ca. 30 %!!
Das Qualitätsmanagement nimmt aber nicht nur die eigenen Erfolge/Leistungen ständig unter die Lupe, jeder "RTW" führt einen Beschwerdebrief mit sich, der bereits fertig frankiert und adressiert ist. Bei Konflikten vor Ort wird dieser dem Beschwerdeführer übergeben, der sich damit ohne Kosten und sehr einfach und direkt äußern kann. Der "Rettungsdienst" muß dann darauf innerhalb von längstens 14 Tagen schriftlich reagieren. Außerdem befindet sich derzeit eine Info-Broschüre für Patienten und deren Angehörige in Vorbereitung, wo neben allgemeinen Informationen (Adressen aller Krankenhäuser, der Sozialstationen, Heime etc.) auch diverse Vereinigungen (zur Bekämpfung von Suchtproblemen etc.) sowie auch Bestattungsformalitäten beschrieben sind. Damit wird nicht nur "Kundenpflege" betrieben, sondern auch es werden auch Kosten gespart, da nicht mehr lange Adressen ausgetauscht oder Erklärungen gegeben werden müssen und somit das jeweilige Fahrzeug schneller wieder einsatzklar ist.


Regionale Alarmzentrale (in etwa "Bezirksleitstelle)

Die Regionale Alarmzentrale ist eine eigene Abteilung innerhalb des "Rettungsdienstes" der Stadt Helsinki.
Von diesen regionalen Leitstellen gibt es ca. 40 in Finnland, wobei von der Regierung für die nächsten 5 - 10 Jahre eine Konzentration auf ca. 15 bis 20 - bei gleichzeitigen erheblichen Modernisierungsbestrebungen - angedacht ist.

Foto 8: Blick auf die Arbeitsplätze des Bezirksleitstelle. Die gesamte Anlage - einschließlich Schlaf- und Aufenthaltsräumen ist voll verbunkert ca. 25 m unterirdisch in Felsen angelegt.

Die Alarmzentrale in Helsinki ist dabei bei weitem die größte (sie ist u.a. für die 3 größten finnischen Städte Helsinki, Vantaa und Espoo zuständig), sie betreut insgesamt 7 Gemeinden (Helsinki, Espoo, Kauniainen, Vantaa, Sipoo, Siuntio und Kirkkonummi) und deren Umgebung mit insgesamt mehr als 1 Million Einwohner. Außerdem ist sie der internationale Alarmknotenpunkt für den Katastrophenschutz und für ICE/TUIS in Finnland.
Die Region verfügt dabei neben der voll verbunkerten Zentrale (in Helsinkis Hauptfeuerwache in einer Tiefe von ca. 25 m unter der Erdoberfläche gelegen) noch über 4 Reserve-(Neben-)Alarmzentralen, wovon 2 ebenfalls verbunkert sind. (Hier hat man insbesondere auch aus den Erfahrungen von Attentaten auf die Polizeileitstelle Helsinkis Lehren gezogen.)

Foto 9: Fahrzeugzustandsanzeige der angeschlossenen Gemeinden. An der angezeigten Nummer und an den kleinen farbigen Quadraten rechts neben der Fahrzeugbezeichnung ist zu erkennen, in welchem Wachbezirk und in welchem Zustand sich das jeweilige Fahrzeug befindet.

Diese Leitstellen sind dabei für alle nicht-polizeilichen Maßnahmen der Gefahrenabwehr zuständig, zur Polizeileitstelle werden Direktleitungen unterhalten. Außerdem werden alle relevanten Einsätze per Alarmdrucker direkt in der Polizeileitstelle mit dokumentiert.
Es sind ca. 2500 Brandmeldeanlagen aufgeschaltet, es werden ca. 800 Notrufe am Tag entgegengenommen, wovon ca. 200 zu einem Einsatz führen.
Ein Problem stellt für die Alarmzentrale die völlig unterschiedliche Struktur der Gefahrenabwehr im betreuten Gebiet dar: Während in den 3 Großstädten jeweils Berufsfeuerwehren vorhanden sind, gibt es in den kleineren Gemeinden in erster Linie Teilzeit- oder ehrenamtliche Kräfte mit jeweils unterschiedlichen Alarm- und Ausrückeordnungen. Dieser Problematik wird durch massive Anwendung von EDV begegnet. Diese EDV wird auch benutzt, um die ca. 300 Alarmstichwörter handhaben zu können. Diese relativ detaillierten Stichwörter werden in Alarmcodes umgesetzt und auch so als Buchstaben/Ziffern-Code am Funk durchgegeben (vgl. USA), um das unbefugte Mithören zu erschweren. Im Rettungsdienst wird dabei zusätzlich die Priorität von 00 = "Höchste Eile geboten, Patient schon länger ohne Bewußtsein" bis 99 = "nicht eiliger Krankentransport" definiert, was wiederum in die 4 Buchstaben-Codes für den Fahrzeugeinsatz (A = RTW/ALS ggfs. mit NEF mit Sondersignalen zur erheblich lebensbedrohlichen Situation; B = RTW mit Sondersignal; C = RTW ohne Blaulicht; D = RTW zum Krankentransport) mündet. Besonders die Ärzte beharren aber zusätzlich auf dem o.a. Nummerncode, um ggfs. schon eine Behandlung planen zu können. Trotz des dadurch entstehenden erheblichen Aufwands für die Notrufabfrage wird deshalb - auch für statistische Zwecke und weil nur ein NEF zur Verfügung steht und deshalb dessen Alarmierungen sehr restriktiv gehandhabt werden muß - an dem Verfahren festgehalten.
Ca. 12 % der Rettungsdiensteinsätze gehören der Kategorie A, je 30 % B bzw. C und ca. 28 % der Kategorie D an.

Bei dem älteren EDV-Modell werden 21-Zoll (ca. DIN A 3) Arbeitsplatzbildschirme verwendet, die über diverse Masken/Fenster aufgeteilt werden können. Geplant und bereits angefangen ist die Umrüstung auf Windows NT mit Doppelbildschirmen, damit vor allem die digitalisierten Karten besser und parallel betrachtet werden können. Hier wird zukünftig auch das geplante (in ca. 3 - 5 Jahren im Zusammenhang mit digitalisiertem Funk) GPS eine erhebliche Rolle spielen.

Foto 10: Arbeitsplatz in der Leitstelle.
Mittig der geteilte 21 Zoll-Bildschirm mit Hörsprechgarnitur, rechts die Notsteuerung (Telefon, Wachalarm, Funk, Funkalarm etc.) für Rechnerausfall, links Telefon und Kurzzeitdokumentation.

Foto 11: Erster provisorischer Arbeitsplatz für die neue Rechnergeneration.


Bei der Einsatzannahme wird automatisch mit der Annahme (außer bei Geheimnummern, dort ist dieselbe Möglichkeit für die nächsten Jahre angedacht) auch die Telefonnummer des Anrufer angezeigt, die mittels eines einfachen Tastendruckes des Disponenten sofort in die Adresse umgesetzt wird. Bei größeren Unternehmen mit eigener Telefonanlage führt dies allerdings zu dem Kuriosum, daß z.B. aus einem Lager im Hafen der Notruf aufläuft, die Telefonzentrale aber im Verwaltungsgebäude im Industrieviertel steht, demzufolge auch das Verwaltungsgebäude als Zielort vom Rechner angegeben wird. Hier muß deshalb eine telefonische Rückfrage bezüglich der Adresse erfolgen.
Beim Einsatzmittelvorschlag wird unterschieden zwischen Feuerwehr-/THL-Einheiten bzw. den Rettungsdienstfahrzeugen, für beides wird ein getrennter Einsatzmittelvorschlag für den gleichen Einsatz vom Rechner erstellt, dabei werden je Einsatz (falls verfügbar) bis zu 10 rettungsdienstlich geeignete Fahrzeuge (LF, Basic-Unit, ALS-Unit) vorgeschlagen (der Vorschlag mit der vom Rechner gesehen besten Eignung steht dabei ganz oben in der Liste), aus denen der Disponent mind. einen (wenn er ein LF wählt, muß zusätzlich mindestens ein Basic-Unit ausrücken) auswählen muß, während der Einsatzmittelvorschlag der anderen Feuerwehr-Fahrzeuge zunächst keine Alternativen am Bildschirm vorsieht.
Alle notwendigen Telekommunikationswege (Kanalwahl zu einem Funk-freien Fahrzeug, Wachalarm mit Rundspruch, Piepser (alle RTW-Besatzungen und Führungskräfte) werden über den Rechner nach Akzeptieren des Vorschlags automatisch hergestellt, so daß mit einer Durchsage alle Einsatzkräfte zur gleichen Zeit erreicht werden können.
Bei Rechnerausfall schaltet das gesamte System selbständig innerhalb von 15 Sekunden auf Notbetrieb. Dadurch werden alle Anrufe, der gesamte Funkverkehr und die Wachalarmierungen von Hand über das Reserve-Panel gesteuert.

Der Schichtdienst in der Leitstelle wird im 12 h-Rythmus abgeleistet, dabei folgen auf eine Tagschicht, 12 h frei, 12 h Tagschicht, 24 h frei, 12 h Nachtschicht, 24 h frei, 12 h Nachtschicht, 4,5 Tage frei, 12 h Tagschicht usw. Hieraus ergibt sich im Schnitt eine 38 h Woche. Während der Schichten gibt es keine feste Regelungen für Ruhezeiten etc., dies erfolgt in direkter kollegialer Absprache und je nach Auslastung und klappt so wohl auch sehr gut.

In der Leitstelle sind - bis auf die Führungskräfte - fast nur Frauen beschäftigt.
Die Leitstellenausbildung dauert zur Zeit ca. 1120 h = 32 Wochen, ab kommendem Herbst allerdings 1,5 Jahre (57 Schulwochen + Urlaub). Sie beinhaltet u.a. Unterrichte über die einzelnen Aufgaben/Ausrüstungen der verschiedenen Fahrzeuge sowie der wichtigsten Tätigkeiten der Feuerwehr bzw. des Rettungsdienstes. Sie entspricht damit derzeit vom Umfang und Inhalt her in diesem Bereich in etwa einem TM 1- und einem RettSan-Lehrgangs in Deutschland. Zusätzlich erfolgen natürlich noch Schulungen in der verwendeten Technik und der richtigen Kommunikation mit den verschiedenen Kommunikationsmitteln. Außerdem werden alleine 200 h für die Ausbildung in der richtigen Notrufabfrage unterrichtet bzw. geübt. Danach erfolgt erst der Einsatz für ca. 5 - 8 Wochen unter Aufsicht, bevor der zukünftige Disponent eigenverantwortlich arbeiten darf. In der gesamten Zeit erfolgt allerdings derzeit kein praktischer Einsatz in der Brandbekämpfung oder im Rettungsdienst, allerdings kommen viele der Bewerberinnen aus dem Gesundheitswesen (v.a. den Krankenhäusern).


Vorbeugender Brandschutz

Im VB arbeiten überwiegend unseren FH-Ingenieuren vergleichbare uniformierte Frauen und Männer (Fachrichtung ungefähr Bauingenieurwesen), die aber meist über keine Feuerwehrausbildung verfügen und auch nicht im Einsatzdienst eingesetzt werden. Seit 1996 erfolgt zumindest eine 6-monatige Einweisungszeit in die Aufgaben und Tätigkeiten.

Diese sind neben der Beratung des Bauaufsicht (auch den NRW-Regeln vergleichbar), für die Beratung der Architekten (nicht kostenpflichtig), die Begehung von Objekten auf Verlangen, die Beratung von Betreibern hinsichtlich Maßnahmen der Brandbekämpfung/-vermeidung sowie auch für Teile der Brandschutzerziehung zuständig.

Ab 01.09.97 gilt in Finnland ein neues Baurecht, das ungefähr in groben Zügen wie folgt zu beschreiben ist:
Gebäude werden u.a. nach dem Risiko in 3 Typen (P1, P2, P3) unterschieden.

P 1 P 2 P 3
Gebäudehöhe unbegrenzt <= 9 m bis Dach,
max. 2 Etagen <= 9 m bis Dach, max. 2 Etagen
Anforderungen an Gebäude und Innenausbau Nicht brennbare Baustoffe Nutzungsbe-schränkungen Keine Anforderungen
Brandabschnitts-größe, normale Gebäude 2.400 qm 2.400 qm <= 400 qm
BA, Hotels/KH (für Aufenthaltsräume) 800 qm 800 qm nur bei sehr kleinen Belegungszahlen zulässig
Flächen-beschränkung Keine Keine 2.400 qm bei 1 Etage, 1.600 bei 2 Etagen (max. je 800 qm)

Die geforderte Feuerwiderstandsdauer zwischen Brandabschnitten beträgt i.d.R. mind. 60 min.

Mit einer Brandmeldeanlage (BMA) läßt sich die zulässige Fläche der BA verdoppeln (nicht jedoch für Hotels oder Krankenhäuser). Sprinklerung vergrößert die zulässige Fläche je BA nochmals auf max. 40.000 qm (z.B. Kaufhäuser).

Höhere Gebäude werden in solche mit max. 8 Etagen und <= 24 m Fußbodenhöhe des obersten genutzten Geschosses, solche mit max. 16 Etagen und solche darüber unterschieden.
Dabei gilt z.B.:
Wohgebäude Andere Gebäude
<= 8 Etagen und 24 m 1 Treppenraum 2 Treppenräume
<= 16 Etagen 2 mit Schleusen
> 16 Etagen 2 mit Schleusen, die Schleuse zur Treppe muß im Freien liegen (die Treppe selbst nicht).
Fw-Aufzüge sind vorgeschrieben.
Auf dem Dach muß ein Platz vorgesehen werden, über den mittels darüber schwebendem Hubschrauber Personen gerettet werden können (kein Landeplatz!).

Vorschriften zur Vorhaltung von Rettungsgeräten der Feuerwehr (z.B. Hubrettungsgeräten) existieren nicht! Jede Stadt muß aber eine Risikoanalyse anfertigen und ggfs. dem Innenministerium vorlegen. Außerdem muß jede Stadt über einen eigenen hauptamtlichen Feuerwehrchef verfügen bzw. mit einem als solchen ausgebildeten einen Vertrag nachweisen können. Jede Stadt muß über mindestens 1 Feuerwehrchef, 1 Unteroffizier und 3 Feuerwehrmänner (insgesamt!) verfügen, die mit Ausnahme des Leiters auch ehren-/nebenamtlich sein können.

Für Industriegebäude und Garagenbauten gibt es Sonderbauvorschriften.

Für alle Gebäude mit BMA erfolgt monatlich durch die regionale Alarmzentrale eine Überprüfung der Verbindung. Alleine dafür ist praktisch in der Leitstelle eine eigene Planstelle notwendig.

Es ist noch keine einheitliche Bedienoberfläche der BMA vorgeschrieben, wie wir es mit dem Feuerwehrbedienfeld kennen. Dies führt zu dem Problem, daß nahezu jede BMA anders aussieht und zu bedienen ist.

Foto 12: Melderalarm in einem Krankenhaus.
Das Bedienfeld der BM-Zentrale ist aufgeklappt, ebenso der Kasten mit den Schleifenplänen.

Seit 1995 wird an einer einheitlichen Datenbank für alle Einsätze in ganz Finnland gearbeitet, die dann z.B. über Ursachen detailliert Auskunft geben kann. (Vgl. die jahrelangen Bestrebungen nach einer einheitlichen Brandstatistik in Deutschland!)
Neben den automatisch übernommenen Daten aus dem Einsatzleitrechner gibt der EInsatzleiter einen Teil ein (Maßnahmen der Feuerwehr) sowie einen weiteren Teil die Mitarbeiter des VB. Hierzu werden alle (!) Brandstellen in Gebäuden von Mitarbeitern des VB möglichst kurz nach dem Brand besichtigt. Dies hat neben dem Ermitteln der notwendigen Daten (z.B. Brandfläche und -schaden) auch noch den Hintergrund, die Mitarbeiter des VB auch mit Einsatzstellen/Brandursachen etc. vertraut zu machen, da die meisten - s.o. - über keinerlei Feuerwehrerfahrung verfügen. Die Gebäudedaten werden von den Kollegen des VB aus einem anderen Rechner des statistischen Amtes abgeschrieben.
Wegen diverser technischer Probleme und zum Teil noch unausgereifter Beschreibungen (ist ein durch ein überhitztes Bügeleisen entstandenes Feuer eher der Rubrik "Elektrische Ursachen" oder "Fahrlässigkeit" oder "Überhitzung" zuzurechnen?!?) arbeitet die mit einer WINDOWS-Oberfläche versehene Datenbank allerdings noch nicht zufriedenstellend.


Ausbildung

Alle Offiziere der Feuerwehr Helsinki werden an der städtischen Feuerwehr- und Rettungsdienstschule als Ausbilder eingesetzt. Bei häufigerem Einsatz als Ausbilder erhalten diese eine Aufwandsentschädigung von ca. 340 DM/Monat.

Die Feuerwehrausbildung setzt grundsätzlich eine abgeschlossene Schulausbildung (in etwa mind. Gymnasium bzw. Fachoberschule) voraus, nicht jedoch eine Berufsausbildung.
Die Feuerwehrausbildung schließt mit einer Prüfung zum Feuerwehrmann ab, die Brandbekämpfung, THL, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz umfasst. Es ist geplant, diese Ausbildung zum Feuerwehrmann - ebenso wie es nach Angaben der Feuerwehr bereits die der Krankenschwestern ist - auf das Niveau eines FH-Studiums zu heben!

Jede Feuerwehrschule sucht sich ihre Schüler für alle Lehrgänge - insbesondere aber für die Laufbahnlehrgänge - selbst aus, nachdem in den 60iger und 70iger Jahren mit politischen, sportlichen bzw. privaten Einflüssen auf Auswahlentscheidungen sehr schlechte Erfahrungen gemacht worden sind. Sie greift dabei natürlich auch auf Vorschläge der einzelnen Städte zurück. Dabei bildet nur die Stadt Helsinki selbst Feuerwehrmänner (Grundausbildung) und Unteroffiziere selbst aus, alle anderen und alle Offiziersanwärter werden an der 1992 eröffneten staatlichen Feuerwehrschule (Emergency Service College) in Kuopio ausgebildet, die über eines der modernsten Übungsgelände einschließlich Unterrichts- und Unterkunftsgebäuden in Europa verfügen dürfte. Außerdem verfügt die Schule in Kuopio über ca. 50 Fahrzeuge, 60 hauptamtliche Lehrer und Platz für gleichzeitig 500 Schüler.
Das Essen, der Unterricht und die Unterkunft sind dabei für die Schüler frei, diese erhalten aber i.d.R. kein Gehalt für die Schulzeit. Auch die Unteroffiziers- bzw. Offiziersausbildungen müssen ohne Gehalt durchgezogen werden! Eine Ausnahme stellt hier wohl derzeit nur die Stadt Helsinki dar, die ihren ausgewählten Führungskräfteanwärtern das Gehalt weiter bezahlt, nicht jedoch denen, die sich direkt bei der Schule bewerben! (So befinden sich derzeit neben einigen von der Stadt ausgewählten und von der Schule bestätigten Offiziersanwärtern auch noch einer der sich direkt beworben hat in Kuopio, dieser erhält im Gegensatz zu den anderen aus Helsinki kein Gehalt!).

Die "Rettungsdienst"-Schule der Stadt Helsinki ist dabei auf mehrere Gebäude verteilt. So befinden sich der Schulleiter und die meisten Lehrerbüros in einer großen Bunkeranlage des Zivilschutzes, in dem auch in Krisenzeiten die Stadtverwaltung zusammentreten kann. In den modernsten Klassenräumen (für theoretischen Unterricht) werden v.a. die Unteroffiziersanwärter sowie die weiterführenden Kurse für die Feuerwehrmann-Anwärter (FMA) abgehalten.

Foto 13: Teil der verbunkerten Stabsanlage der Stadtverwaltung bzw. Teil der Feuerwehrschule.

Der Anfangsunterricht und die ersten Hofübungen findet für die FMA an der FW 3 statt, wo auch die meisten der Schulfahrzeuge (5 Großfahrzeuge, 1 RTW und ein MTW) untergebracht sind.

Foto 14: Fw 3 mit Trakt für die Schulfahrzeuge (rechts im Bild).

Der praktische Unterricht - insbesondere die "heiße" Ausbildung - findet v.a. auf dem Gelände einer ehemaligen Kläranlage statt, die etwas außerhalb der Bebauung in der Nähe der Fw 6 liegt. Dort steht auch die für Skandinaviens Feuerwehrausbildung typische Flash-Over-Simulator-Anlage (sogar in doppelter Ausführung).

Foto 15: Flash-Over-Container.
Rechts der Aufenthaltscontainer, links und erhöht der Feuer-Container, darunter ein Abrollbehälter für das verbrannte Holz.

Foto 16: Beschicken des Feuer-Containers mit dem Brennmaterial, unbehandelten Spanplatten.

Foto 17: Vom LF im Hintergrund werden 2 Leitungen unter Druck gehalten. Eine für den Einsatz in der Übungsanlage, die andere zur Sicherheit außerhalb.

Foto 18: Das Feuer entwickelt sich.
Deutlich ist die Rauchschicht zu sehen, die sich mit einer scharfen Untergrenzen in Richtung des Aufenthaltscontainers und von oben nach unten ausbreitet. Außerdem kann man gut die Übungskleidung mit zusätzlichen Überjacken sehen, die deshalb verwendet wird, um die eigentliche (und bis auf die Überjacken identische) Einsatzkleidung zu schonen.

Foto 19: Der Flash-Over steht kurz bevor, die Mannschaft liegt flach auf dem Boden. Nun wird entweder der Flash-Over erlebt oder verhindert.

In diesen Flash-Over-Trainer muß jeder FMA ca. 5 - 6 mal während seiner Ausbildungszeit. Für die aktiven Kollegen des Einsatzdienstes ist ein jährliches Übungssoll von 2 Besuchen in der Übungsanlage angedacht, das aber derzeit nicht für alle voll eingehalten werden kann.
Es sind grundsätzlich 2 Übungsarten machbar: Zum einen das Erleben eines richtigen Flash-Overs und in der Folge das richtige Verhalten, wenn er nicht zu verhindern war, zum anderen die Flash-Over-Verhinderung durch das Rauchlöschverfahren.
Aufallend ist, daß die Anlage eine sehr hohe Akzeptanz unter den Kollegen des Einsatzdienstes genießt, obwohl die Absolvierung einer Übung darin sehr anstrengend und im wahrsten Sinne des Wortes "schweißtreibend" ist.

Foto 20: Die zweite und etwas ältere Flash-Over-Anlage, die nunmehr zur Simulation von Zimmerbränden benutzt wird.

Foto 21: Der alte Feuerwehr-Hubschrauber (!) wird nun zu Übungszwecken genutzt.

Foto 22: An diesen Objekten aus alten 200 l-Ölfässern wird das Löschen mit Handfeuerlöschern trainiert.
Im Hintergrund ein Teil der ehemaligen Kläranlage, hier sollen demnächst überdachte Übungsflächen für z.B. Technische Hilfeleistung entstehen.

Die Gefahrgutausbildung (HazMat) findet derzeit v.a. an Fw 7 statt, weil dort viele Sonderfahrzeuge, nahezu die gesamte Ölschadensausrüstung und 2 Übungsbehälter stehen.

Foto 23: Feuerwache 7 mit 2 Löschfähren (klein und groß) v.a. zur Öl-Bekämpfung, in den Fahrzeughallen stehen fast nur Sonderfahrzeuge (die Fw 6 als "normale" Feuer- und Rettungswache ist nicht weit entfernt).
Auf der Freifläche um die Halle finden die meisten Gefahrgutübungen statt.

Die Ausbildung der Hubschrauberbesatzungen (vergleichbar zu unserer Höhenrettung) und ein Teil der Taucherausbildung sowie einiges mehr findet an Fw 5 statt, die auf dem städtischen Flugplatz für Privat- und Geschäftsfliegerei steht (dort finden mehr Flugbewegungen statt als auf dem internationalen Flughafen in Vantaa).

Foto 24: Feuer- und Rettungswache 5 mit dem Fahrzeugpark (der Mercedes G gehört nicht dazu), es fehlt ein RTW.
Das gelbe Fahrzeug ist ein Rapid-Intervention-Vehicle (RIV) speziell zur Flugzeugbrandbekämpfung an kleineren Flugplätzen, rechts daneben ein Standard-LF und ein älteres G-TLF 10.000.

Foto 25: Übungsgelände der Fw 5 mit Übungsturm für die Hubschrauberbesatzungen sowie Tauchbecken (ehemaliger Munitionsbunker).

Foto 26: Hinterer Teil des Übungsgeländes der Fw 5 mit Übungsflugzeug.


Diese Dezentralisierung führt natürlich zu erheblichen Koordinationsproblemen und zu Zeitverlusten durch die erforderlichen Anfahrten. Man hofft jedoch, zumindest Teile davon beim Ausbau der Praxis-Schulungsstätte in der ehemaligen Kläranlage die über riesige Flächen verfügt, zusammenfassen zu können. Grundsätzlich möchte man aber schon jeder Wache - insbesondere den Spezialisten wie den Hubschrauberbesatzungen - dezentrale Übungsmöglichkeiten möglichst an ihrer Feuerwache bieten.

Die Schülerauswahl (v.a. der Feuerwehrmannanwärter, ähnliches wird aber auch für die Unteroffiziers- bzw. Offiziersauswahl angewendet) ist in Helsinki sehr streng, es werden geprüft bzw. mit Sonderpunkten versehen:
- Körperliche Kondition nach einem bestimmten Schema (in je einer Minute: mind. 6 Klimmzüge, 34 "Klappmesser", 25 * 45 kg Bankdrücken, 25 * Kniebeugen mit 45 kg Belastung; außerdem 500 m Schwimmen in weniger als 12 min sowie ein Lauftest über 3000 m).
- Schulzeugnisse
- Arbeitserfahrungen
- Spezialausbildungen (z.B. LKW-Führerschein, Berufstaucherausbildung, Rettungsdienstausbildung)
- Die psychologische Eignung (Streßresistenz, soziale bzw. gruppendynamische Einstellung, Motivation, technisches Verständnis, motorische Fähigkeiten) wird von einem staatlichen Institut überprüft.
- Gesundheitscheck.

Die Ausbildung zum Feuerwehrmann beträgt in Helsinki zur Zeit 57 Wochen (zusätzlich 20 Wochen Einsatzpraktikum in den Schulferien).
Der Stundenumfang beträgt davon ca.:
- Brandbekämpfung und THL 805
- Vorbeugender Brandschutz 140
- Kommunikation 175
- Rettungsdienst 665 (vermutlich hier noch weiter steigend!)
- Sport, Verwaltung etc. 210
- Helsinki´s Besonderheiten (Hafen) 105
Diese Stunden werden zu ca. 70 % als Praxis (Übungsgelände, Labor etc.) durchgeführt.

Nach mindestens 3 Jahren Einsatzdienst in einer finnischen Feuerwehr (in Helsinki im Schnitt nach ca. 10 Jahren) kann man zur Unteroffiziersausbildung zugelassen werden, die 38 Wochen an der staatlichen Feuerwehrschule (und für die Feuerwehr Helsinki zusätzlich 16 Wochen Einsatz-/Ausbildungspraktikum) umfaßt. Die Lehrgangsstärke im Unteroffizierslehrgang in Helsinki beträgt derzeit 6 Mann! Es werden auch nie sonderlich mehr zur gleichen Zeit ausgebildet, da dies nicht für sinnvoll erachtet wird.
Die Unteroffiziersanwärter werden nach dem ersten Lehrgangsteil v.a. auch zur Ausbildung der FMA (hier wiederum v.a in der Praxis, z.B. im Flash-Over-Container) eingesetzt.

Nach weiteren 2 Jahren Einsatzdienst als Unteroffizier (oder auch als Seiteneinsteiger/Laufbahnbewerber) kann man für den 57-wöchigen Lehrgang als Offizier zugelassen werden.

Für die Offiziersausbildung ist seit kurzem keine Grundausbildung mehr erforderlich, der Seiteneinsteiger (bei uns Laufbahnbewerber) kann direkt nach Fachhochschul- bzw. Universitätsabschluß in den Offizierslehrgang einsteigen.


Zivil- bzw. Bevölkerungsschutz

Der Bevölkerungsschutz wird in Finnland aufgrund der Erfahrungen v.a. im II. WK sehr ernst genommen. Es gibt alleine in Helsinki für ca. 700.000 Menschen unterirdische Schutzräume der höchsten Schutzstufe. Für deren Unterhaltung und Ausbau ist ebenfalls der "Rettungsdienst" zuständig. Neben der woanders beschriebenen Bezirksalarmzentrale (Leitstelle) gibt es diverse Abschnittsführungsstellen im Stadtgebiet, große Lagerräume sowie eine eigene Stelle für die Stadtpolitik, die ebenfalls voll verbunkert arbeiten können.
Alle Sirenen können ebenfalls von dort bedient - und demnächst auch besprochen - werden. Der Grad der technischen Ausrüstung dieser unterirdischen Befehlsstellen ist als sehr hoch zu bezeichnen, so sind alle sensiblen Ausrüstungsteile gegen Erdstöße sicher weil flexibel aufgehängt (vgl. Foto 13) und die eigentliche Zentrale selbst sitzt in einem eigens dafür im unterirdischen Bunker geschaffenen Metallkäfig, der den Elektro-Magnetischen-Puls (EMP) einer Kernwaffenexplosion unwirksam machen soll.
Es gibt eine ständige Bevölkerungsschutz-Kommission unter Leitung des Bürgermeisters (Sekretariat liegt beim "Rettungsdienst") die regelmäßig tagt.
Dabei wurde z.B. eines Tages festgelegt, daß alle Linienbusse auch als G-KTW zu verwenden sein müssen. Seitdem werden alle Busse so beschafft, daß diese mit geringen Umbaumaßnahmen (je nach Bustyp und Zahl der erforderlichen Tragen ca. 5 - 60 min. Umbauzeit erforderlich) entsprechend verwendet werden können. Bezahlen muß das nicht der "Rettungsdienst" (von dem der Vorschlag kam) sondern die städtische Busgesellschaft.
Auch private Betreiber erhalten entsprechende Auflagen bereits in Ausschreibungen auferlegt.


Brandschutzerziehung

Die Brandschutzerziehung wird ebenfalls - auch aus Gründen des Bevölkerungsschutzes, aber v.a. wegen der Brandvermeidung, sowohl von der Feuerwehr als auch von der Bevölkerung sehr ernst genommen. Jeder FM (SB) soll die Gedanken der Brandschutzerziehung vermitteln können und dadurch auch zur PR des "Rettungsdienstes" beitragen. Seit 1992 erhält deshalb jeder angehende Feuerwehrmann sowie alle anderen Laufbahngruppen entsprechende Ausbildungen. Jeder FMA muß im letzten Viertel seiner Ausbildung mindestens einmal in einen Kindergarten und dort einen nach den Vorgaben selbständig erstellten mehrstündigen Unterricht abhalten. Die anwesenden Kindergärtner (die über ein Pädagogikstudium verfügen) geben ihm - und dem Ausbildungsleiter - dann ein Feed-Back.
Außerdem werden alle Kindergärten in jedem Wachbezirk von der zuständigen Feuerwache aus dem Dienst heraus mit Fahrzeugen angefahren, um dort vor Ort aufklärend zu wirken. Je nach Einstellung/Motivation (v.a. der Unteroffiziere) haben die Wachen dabei bisher zwischen 30 und 100 % der Kindergärten erreicht.


Kommunikation

In den (Führungs-)Fahrzeugen (vergleichbar etwa hiesigen ELW 1) sind neben Fahrzeug- und Einsatzstellenfunk, zusätzlich City-Phones (Mobilfunk im Stadtnetz) sowie normale Mobiltelefone sowie Radios eingebaut.

Foto 27: Innenraum des ELW 1 (identisch bei den Fahrzeugen für den Senior und Junior Fire Officer (vergleichbar in etwa dem Düsseldorfer A- und B-Dienst).
Radio (in Armaturenbrett eingebaut gehört in allen PKW- und Rettungsdienstfahrzeugen zum Standard), Mobiltelefon (Mobilfax ist vorgesehen hat aber noch Schnittstellenprobleme), in der Konsole: oben Signalton- und -lichtsteuerung, darunter Statusgeber, Fahrzeugfunkgerät, CityPhone, Handfunkgeräte, rechts am Konsolenrand Funkhörer, Mikrophon für Außenlautsprecher, Innenlautsprecher, oben auf dem Armaturenbrett Mikrophon für Freisprecheinrichtung.

Einen Statusgeber gibt es in allen Fahrzeugen, der jedoch einige zusätzliche Besonderheiten im Vergleich zu unseren aufweist, so wird der Eingang einer Statusmeldung grundsätzlich von der Leitstelle mit einem anderen Statusgeber bestätigt (dies wird ebenfalls über eine Statusanzeige im Fahrzeug dargestellt). Außerdem ist es möglich - und wird auch durchweg so gehandhabt - ein Fahrzeug das nicht auf der Heimatwache steht, genau auf dieser Wache per Statusgeber anzumelden, damit dieses dann ggfs. auf dieser "fremden" Wache direkt über den ELR alarmiert werden kann. Dito gilt, wenn das Fahrzeug seinen Wachbezirk verläßt und in einen fremden einfährt, auch dies wird per Statusgeber der Alarmzentrale mitgeteilt, die daraufhin auch dieses Fahrzeug computergestützt in diesem "fremden" Bezirk für dortige Einsätze disponieren kann. Dabei werden für die Statusgabe sowohl Buchstaben
M = Auf dem Weg zur Einsatzstelle
K = An der Einsatzstelle eingetroffen
P = Auf dem Weg zurück zur Wache
A = Auf der eigenen Wache
als auch Zahlen
zur Eingabe der angefahrenen fremden Wache bzw. des fremden Bezirks (s.o.)
verwendet. (Vgl. oben Leitstelle und Bild 9.)
Diese Eingabe muß aktiv von der Leitstelle bestätigt werden, erst dann darf das Fahrzeug verlassen werden.
In ca. 3 - 4 Jahren ist die völlige Umstellung auf digitalisierten Funkverkehr (vermutlich TETRA) geplant.
Es gibt keine Unterscheidung zwischen Fahrzeug- und Einsatzstellenfunk. Auch die Handfunkgeräte können sowohl zur Kommunikation zu und zwischen verschiedenen Fahrzeugen im Stadtgebiet als auch zur Leitstelle benutzt werden, da ausreichend viele Relaisstationen im Stadtgebiet verteilt sind. "Funksalat" wird durch die sehr weitgehende Nutzung der Statusgeber und durch Kanalaufteilung vermieden. Dabei werden bis zu 7 Kanäle alleine für die Einheiten Helsinkis verwendet.
Die Funkgeräte der Führungsfahrzeuge verfügen darüber hinaus noch über eigene Kanäle für die Streitkräfte, die Polizei und diverse andere Dienste.
Auch die ältesten noch eingesetzten Fahrzeuge verfügen über alle aktuellen Kommunikationsmittel. Mindestens ist dies immer Fahrzeug- und Handfunkgerät sowie Statusgeber, bei den meisten kommt dann noch das CityPhone hinzu.

Alle Büros verfügen über mindestens einen vernetzten PC. Noch innerhalb des nächsten Jahres sollen alle über das City-Netz (HelNet) auch Kontakt zum Internet und anderen Netzen haben. Jeder Offizier/Unteroffizier erhält dann seine persönliche internationale email-Adresse. Da das HelNet ohnehin ständig am Internet hängt, fallen für die Feuerwehr keine zusätzlichen Kosten an.


Fahrzeuge und deren Besatzung

Grundsätzlich wird dem Atemschutz sehr hohe Priroität beigemessen. Für jeden Mann der Besatzung ist ein Atemschutzgerät vorhanden, das i.d.R. in der Fahrzeugkabine mitgeführt wird. Dies gilt auch für WLF, Hubrettungsfahrzeuge und Sonderlöschfahrzeuge!
Mit Ausnahme des Fahrersitzes, hier ist das Atemschutzgerät daneben angebracht, sind dabei die Atemschutzgeräte meist in die Rückenlehne integriert (auch im Beifahrersitz!)!
Die weitaus meisten Fahrzeuge verfügen über Automatikgetriebe, während Allrad mit Ausnahme der ELW eher selten ist und praktisch nur für die Rüstfahrzeuge und besondere WLF Verwendung findet.
Fast alle Fahrzeuge (mit Ausnahme der für die FF eigens beschafften sowie der reinen PKW) werden in RAL 3024 (leuchtrot) beschafft und sind mit einer umfangreichen Signalton- und -lichtanlage ausgestattet.

Einsatzleitwagen
Verwendung finden moderne geländegängige Allradfahrzeuge z.B. Chevrolet, einige ältere Typen (Range Rover) dienen als Reservefahrzeuge.
Die Fahrzeuge sind umfangreich ausgestattet, die Führungsfahrzeuge der "Officer in Charge" sind für 3 FM (SB) ausgelegt, wobei der Senior Officer (Chef vom Dienst) Selbstfahrer ist (1/0/0), während der Junior Officer dagegen über einen Fahrer (1/0/1) verfügt.

Foto 28: ELW 1 auf Chevrolet, Allrad, Automatik, ca. 250 PS Otto-Motor, für Senior und Junior Officer, ein baugleiches Fahrzeug wird für den Rettungsdienst-Supervisor verwendet.
3 Sitzplätze (Rückbank durch einen Einzelsitz und eine Arbeits- und Kommunikationsplatte ausgetauscht). Deutlich ist die umfangreiche Signalausstattung zu erkennen (Springlicht, Frontblitzer, seitliches Blaulicht, Blaulichtbalken dazu kommt noch ein Heckblitzlicht).
Als Funkkommandowagen finden diverseste Typen für verschiedene Aufgaben Verwendung, so z.B. VW Passat, Saab 9000, Range Rover (gleichzeitig Reserve-Führungsfahrzeuge).

Foto 29: ELW 1 und FuKoW auf RangeRover, hier als Reserve-ELW bei einem Einsatz auf der Autobahn.
Ebenfalls Otto-Motor, Automatik und natürlich Allrad.

Foto 30: FuKoW und ELW bzw. MTW des Katastrophenschutzes (Eigentum der Stadt) auf Mercedes G.

Foto 31: Fahrzeug des Amtsleiters und seines Vertreters. Saab 9000i.

Außerdem gibt es eine Mischung aus ELW 2 und ELW 3 auf einem Omnibus-Fahrgestell. Dieser verfügt neben relativ einfachen Funkanlagen natürlich auch über Mobiltelefone, Roadfax sowie einen kleinen Besprechungsraum.

Foto 32: ELW 2 auf mittelgroßem, möglicherweise russischem, Omnibus-Fahrgestell.


Löschfahrzeuge
Als Standard-Löschfahrzeuge finden gängige Straßenfahrgestelle der Marken Volvo, DAF und Sisu Verwendung, die Aufbauten stammen meist von Sisu, einem finnischen LKW- und Aufbauhersteller.
Sie entsprechen in etwa einer Mischung aus LF 16/12 und TLF 16/25.
Sie sollen zwar mit 1/5 besetzt werden, tatsächlich werden sie jedoch wegen Personalknappheit meist nur mit 4 FM (SB) besetzt (1 Sub-Officer = Gruppenführer, 1 Fahrer/Maschinist, 1 Trupp = 1/3). Sie haben eine Pumpleistung von ca. 3000 l/min bei 8 bar und einen Löschwassertank von 2000 l.

Foto 33: Aktuelles Standard-Löschfahrzeug hier auf Scania-Fahrgestell.

Foto 34: Links und rechts neben dem TLF je ein älters LF der BF, die nun beide bei der FF stationiert sind, wohl beide Fahrgestell und Aufbau von Sisu. (Vorbaupumpen waren bis vor wenigen Jahren noch die Regel bei allen Löschfahrzeugen.)

Sonderlöschfahrzeuge
Sonderlöschfahrzeuge werden nur mit 0/1 besetzt und in den unterschiedlichsten Varianten vorgehalten.

Foto 35: Hier z.B. ein GTLF 10000 auf Scania mit Vorbaupumpe.

Es gibt auch noch verschiedene Kombinationsfahrzeuge, wie z.B. ein "TLF 45/9/3" (4500 l Wasser, 900 l alkoholbeständiges Schaummittel, 300 l normales Schaummittel), außerdem hält die Feuerwehr Helsinki wohl das einzige Pulverlöschfahrzeug, ein TroLF 3000, der kommunalen Feuerwehren Finnlands vor.

Foto 36: Kombinationslöschfahrzeug "TLF 45/9/3" auf Sisu.

Foto 37: Pulverlöschfahrzeug TroLF 3000 auf Scania.

Besonders zu erwähnen ist noch ein WLF auf 3-achsigem Fahrgestell mit einer 7000 l/min leistenden Pumpe und 15.000 l Wasser. Dazu gehören auch besondere Schläuche, die in den Dimensionen A und F im Gegensatz zu den sonst üblichen Knaggen-Kupplungen mit Storzkupplungen versehen sind.

Foto 38: F-Schläuche im Lager der Fw 7.

Rüstfahrzeuge
Sie werden ebenfalls mit mindestens 4 FM (SB) besetzt (s.o. LF).

Foto 39: Rüst- und Taucherwagen der Fw 2 auf Allradfahrgestell von Scania. Eingebauter Generator, Drucklufterzeuger (auch für Atemluft!) und Frontseilwinde.

Das Rüstfahrzeug der Innenstadtwache ist dabei gleichzeitig der Gerätewagen-Wasserrettung, hier können sich 2 Taucher (in Fahrtrichtung unangeschnallt!) während der Anfahrt je nach Bedarf mit Trocken-/Naßtaucheranzügen (die Regel ist wegen der meist niedrigen Wassertemperaturen der Trockentaucheranzug) sowie Tauchgeräten ausrüsten. Die Tauchgeräte werden gleichzeitig als Atemschutzgeräte im Brandeinsatz verwendet, hier werden nur die Atemschutzmasken über die Mitteldruckkupplung statt der Tauchermaske angeschlossen. Der Restdruckwarner ist bei diesen Geräten - im Gegenzug zu der auch bei uns üblichen Pfeife bei den "normalen" PA - ein Widerstandswarner mit Reservehebel.

Foto 40: Die beiden bereitliegenden Masken auf dem RW/GW-T der Fw 2, links eine Atemschutzmaske, rechts eine Tauchermaske, dahinter das Tauchgerät.


Hubrettungsfahrzeuge
Hubrettungsfahrzeuge gibt es nur 5 für ganz Helsinki. Dies erscheint relativ wenig angesichts der Stadtgröße und der Einwohnerzahl, jedoch darf nicht vergessen werden, daß die Bauhöhe der Gebäude in den Vororten kaum über das 1. OG hinaus reicht und ggfs. aus den Nachbarorten weitere Fahrzeuge angefordert werden können.
Die Drehleitern (DLK 23/12) sind Standardfahrzeuge von Magirus auf IVECO-Fahrgestellen und sind ebenso wie die Hubsteiger mit nur einem Fahrer/Maschinisten (0/1) besetzt.
Die Hubsteiger (teils mit angebauter Leiter) sind von SIMON (Snorkel) auf Sisu- oder Scania-Fahrgestell.
Foto 41: Hier ein Hubsteiger mit einer max. Höhe von 42 m mit angebauter Leiter.


Wechselladerfahrzeuge
Es finden u.a. auch voll geländegängige "feuerwehrisierte" Sonderfahrgestelle des Militärs (vgl. BF Duisburg) Verwendung, die angesichts der winterlichen Straßenverhältnisse auch erforderlich sind.
Sie werden nur 0/1 besetzt.

Foto 42: WLF auf voll geländegängigem Militärfahrgestell von Sisu.

Rettungswagen
RTW´s werden auf Kleintransporterfahrgestellen von MB oder VW (s.o. bei Rettungsdienst) mit Aufbau inländischen Firmen verwendet. Die Besatzung beträgt 1/1.


Sonderfahrzeuge
Für den Nachschub oder für Erdarbeiten wird eine Art "Radlader-Bagger-Stapler" verwendet, der je nach Einsatzzweck mit diversen Anbaugeräten versehen werden kann. Er dient gleichzeitig im Winter als Schneeräumgerät für die Fw 7.

Foto 43: "Radlader-Bagger-Stapler" der Fw 7.

Auf den meisten anderen Fahrzeugen sind Standard-Traktoren vorhanden, die v.a. im Winter zum Schneeräumen verwendet werden.


Einsatzablauf

Der Brandeinsatz verläuft völlig standardisiert nach einem der FwDV 3 ähnlichen Verfahren, das allerdings voll der aktuellen Technik angepaßt ist und auch genauso ausgebildet wird, wie es im Einsatz angewendet wird.
Auffällig ist, daß sich alle - egal ob es der 27. Melderalarm einer Woche im gleichen Objekt ist - immer streng an die Ausrüstungs- und Einsatzgrundsätze halten. D.h. alle Trupps rüsten sich mit PA und den entsprechenden Geräten sowie natürlich mit der gesamten Feuerwehrschutzkleidung inkl. Kopfschutzhauben aus, der ebenfalls voll bekleidete (allerdings ohne PA) Sub-Officer (Fahrzeugführer) erkundet und gibt ggfs. den Einsatzbefehl bzw. den Befehl zum Ablegen eines Teils der Schutzkleidung (PA, Helm, Jacke). Erst danach werden die Trupps tätig. Es gibt keine Diskussion, alles läuft ruhig aber sehr schnell und professionell ab. Problematisch erscheint mir persönlich der Rettungstrupp bei schwachem LF (4 Mann sind fast die Regel), hier ist der Sub-Officer der Rettungstrupp bis weitere Einheiten eingetroffen sind. Trotz der deutlich besseren weil praxisnahen Ausbildung der finnischen Kollegen wird hier m.E. ein recht hohes Risiko eingegangen. In den letzten Jahren ist aber angeblich schwerer Unfall deswegen geschehen.
Der GSG-Einsatz verläuft im Prinzip wie in Deutschland üblich. Es gibt Standardabläufe (vgl. FwDV 14), die aber detaillierter geregelt sind.
So sind die Tätigkeiten der einzelnen Trupps (Angriffstrupp, Gerätetrupp, Rettungstrupp (= am Anfang bei Personalknappheit der Sub-Officer), Dekontaminationseinheit) genau beschrieben.
Zunächst wird unter leichtem Schutzanzug (wird schon im Fahrzeug auf der Anfahrt angelegt) immer die Menschenrettung und die Absperrung der Einsatzstelle durchgeführt, danach ggfs. unter CSA (innenliegender PA) oder ebenfalls unter leichtem Schutzanzug (außenliegender PA) der Einsatz abgearbeitet.

Foto 44: Beginn der Menschenrettung, Absperrung der Einsatzstelle und Dichtsetzen des Kanaleinlaufes.

Alle Führungskräfte bleiben außerhalb des Absperrbereiches, der Sub-Officer ist dabei stets mit nicht angeschlossenem PA ausgestattet, um ggfs. bei Personalknappheit sofort als "Rettungstrupp" zur Verfügung zu stehen, er führt auch persönlich die Einsatzüberwachung der von ihm eingesetzten Kollegen durch.

Foto 45: Sub-Officer (Fahrzeugführer mit gelbem Helm und PA), zweiter Sub-Officer (mit gelbem Helm) und Junior-Officer (mit weißem Helm) bleiben immer außerhalb der Absperrgrenze.
Im Vordergrund ist der Dekon-Platz bereits aufgebaut und betriebsbereit.

An der Dekon-Stelle werden sofort Luftschläuche zur externen Versorgung (ist sowohl am normalen PA als auch durch den CSA möglich) vorbereitet, die vom Rüstfahrzeug aus gespeist werden, um ausreichend Zeit für eine gründliche Dekontamination zu haben. Die Dekontamination erfolgt durch Dekon-Helfer in leichten Schutzanzügen in einer aus Steckleiterteilen und Folie (relativ dünn!) gebildeten Wanne mittels Strahlrohr, Handdruckspritze (ggfs. mit Seifenlauge) sowie durch 2 Helfer mit Bürsten.
Alle verwendeten bzw. möglicherweise kontaminierten Materialien und Kleidungsstücke werden in gasdichte Behälter verpackt und einer Firma zur Reinigung bzw. Entsorgung übergeben.

Foto 46: Durchführung der Dekontamination, deutlich sind die Luftschläuche an den gelben (leichten) CSA zu erkennen, mit denen eine externe Luftversorgung aufrechterhalten wird, bis eine gründliche Dekontamination und sorgfältige Auskleidung durchgeführt worden ist.

Es besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Militär, das nach der Alarmierung in ca. 30 - 60 min mit einer Dekon-Einheit (auch zur Straßen- bzw. Geländedekontamination) vor Ort sein soll.

Foto 47: Dekon-Fahrzeug des Militärs auf russischem ZIL (?)-Fahrgestell. Das Fahrzeug verfügt über einen Wassertank, einen Tank für eine Reinigungsflüssigkeit, eine Kreiselpumpe, Zusatzausrüstung (kann auch zur Brandbekämpfung eingesetzt werden) und Sprühdüsen (an der Fahrzeugfront im Bild im Einsatz zu sehen).


Führungskräftekennzeichnung
Es wird eine einheitliche Führungskräftekennzeichnung verwendet.
Der normale Feuerwehrmann hat einen gelben Gallet-Helm mit seiner persönlichen Nummer sowie die mit gelben Reflexstreifen versehene Einsatzkleidung.
Der "erfahrene" Feuerwehrmann hat am gelben Helm neben seiner persönlichen Nummer 2 rote umlaufende Streifen (= Qualifikationskennzeichnung).
Der Sub-Officer (= Gruppenführer) hat am gelben Helm ebenfalls 2 rote umlaufende Streifen, sein Namenskürzel statt der Nummer und auf der Einsatzjacke an jedem Oberarm 2 rote umlaufende Streifen (Funkions- und Qualifikationskennzeichnung).
Der Junior-Officer (= übergeordneter Einsatzleiter) hat am weißen Helm 2 rote umlaufende Streifen, sein Namenskürzel und auf der Einsatzjacke an jedem Oberarm 3 rote umlaufende Streifen (Funkions- und Qualifikationskennzeichnung). (Vg. Bild 45)
Da allerdings des öfteren auf nicht als solche ausgebildete "Leading-Firemen" als Sub-Officer eingesetzt werden und ebenso langgediente Sub-Officers als Junior-Officers, macht die so umgesetzte Führungskräftekennzeichnung in der Praxis wenig Sinn, da sie nicht flexibel genug ist.


Freiwillige Feuerwehr
Der "Rettungsdienst" Helsinkis verfügt auch über Freiwillige Feuerwehren. Diese sind überwiegend mit älteren Fahrzeugen der Berufsfeuerwehr, zum Teil allerdings auch mit eigens für diese angeschafften Fahrzeugtypen ausgestattet, wodurch sich das "Problem" ergibt, daß praktisch jede Einheit andere Fahrzeuge hat. Diese sind im Prinzip aber alle gleich ausgestattet (ca. 2000 l Wasser, FP 30/8, Lösch- und Hilfeleistungsbeladung, Staffelbesatzung). Sie entsprechen etwa einer Mischung aus LF 8/6 und TLF 16/25.

Foto 48: Links und rechts neben dem TLF je ein für die FF beschafftes LF (am "RAL-3000-Rot" zu erkennen).

Die Ausbildung erfolgt über mindestens 4 Basis-Kurse:
- 48 h Brandbekämpfung (erst danach darf der Anwärter an Einsätzen teilnehmen)
- 30 h Atemschutzgeräteträger
- 30 h Erste Hilfe
- 21 h Technische Hilfeleistung
Sie entspricht damit in etwa dem TM 1.
Darauf bauen diverse Kurse - z.B. GSG 20 h (nur theoretischer Unterricht über die Gefahren), Ölschadensbekämpfung 17 h - auf, von denen der FM (SB) mindestens einen erfolgreich besucht haben muß, will er Gruppenführer werden.
Die Gruppenführerausbildung besteht aus 2 Teilen:
- 27 h Einsatzdienst (Taktik)
- 40 h Einsatzleitung
Darauf aufbauend kann man dann über einen 70 stündigen Lehrgang Chef (Wehrführer) einer Freiwilligen Feuerwehr werden.
Die Löschgruppen der FF stellen einmal jährlich am Helsinki-Tag auf einem belebten Platz öffentlich ihr Leistungsvermögen zur Schau. Dabei wird eine Art Leistungsabzeichen von der Berufsfeuerwehr abgenommen.
Vorher unbekannte, jährlich wechselnde, relativ realistische Einsatzsituationen müssen auf Schnelligkeit bewältigt werden. Dies ist deutlich besser zur realistischen Einschätzung der Leistungsfähigkeit der FF geeignet als etwa unsere Leistungsabzeichen. Aber: Bis vor kurzem gab es auch noch Abzüge für taktische Fehler, dies wurde aber nach massiven Protesten der FF, die sich ungerecht behandelt fühlte, unverständlicherweise wieder eingestellt. Dies führt nunmehr dazu, daß offensichtlich in erster Linie auf Schnelligkeit und erst in zweiter Linie auf taktische Richtigkeit geachtet wird! Die besten (schnellsten) 3 Einheiten erhalten neben einem Pokal und Medaillen auch noch Geldprämien (ca. 1000 DM, 660 DM, 333 DM).

Foto 49: Die Übungsanordnung für das Jahr 1997.
Angenommene Lage: Brand einer Gasleitung, Menschenleben in Gefahr, Behälter mit Gefahrstoffen im Bereich der Wärmestrahlung.

Foto 50: Eine der möglichen und richtigen Varianten: 1. Trupp geht vor und rettet den Verletzten aus dem Bereich der Wärmestrahlung, 2. Trupp bereitet das Kühlen der Gefahrgutbehälter vor.

Foto 51: 1. Trupp hat Verletzten an Sub-Officer bzw. Rettungsdienst übergeben und geht unter Deckung des Strahlrohres vor, um die Gasleitung abzuschiebern.

Foto 52: Nach Abschiebern der Gasleitung werden die Gefahrgutbehälter von beiden Trupps gemeinsam weiter abgekühlt.


Einmal monatlich wird auf Anordnung des Feuerwehrchefs eine Alarmprobe durchgeführt, um die Einsatzbereitschaft zu verschiedenen Tageszeiten (allerdings anscheinend wegen der Arbeitgeber nicht werktags zwischen 7:00 und 17:00 Uhr) und Wochentagen zu überprüfen.
Alle Einheiten der FF üben mindestens einmal wöchentlich.
Alle Tätigkeiten erfolgen rein ehrenamtlich.


Besonderheiten

Atemschutzmasken
Seit der Ausrüstung mit modernen Schutzanzügen (nach EU-Norm) ist das schwächste Glied in der Kette nach Aussage der Feuerwehr Helsinki die Atemschutzmaske. Deren Sichtscheibe (z.Zt. Panorama Nova) versagt bei höheren Temperaturen viel schneller als der restliche Schutzanzug (inkl. Kopfschutzhaube und Helm). Deshalb erfreuen sich derzeit bei den Kollegen der Feuerwehr Helsinki die älteren Zweischeiben-Masken (vgl. Bild 40) wieder großer Beliebtheit. In Zusammenarbeit mit Dräger läuft derzeit ein Projekt, hitzebeständigere Scheiben zu testen.

Lagerhaltung
Aufgrund des hohen Stellenwerts der Eigenständigkeit insbesondere unter dem Zivilschutzgedanken tätigt der "Rettungsdienst" Helsinki eine für unsere Verhältnisse ungewöhnliche Lagerhaltung aller wichtigen und regelmäßig benötigten Ersatzteile. Ein autarkes Arbeiten und Reparieren ist dabei sowohl für die meisten Fahrzeuge, die Rechner- und Fernmeldetechnik möglich. Auch die Werkstätten verfügen über erheblich mehr Personal als es z.B. in Düsseldorf der Fall ist.

Museum
Der "Rettungsdienst" Helsinki verfügt auf der Fw 2 über ein ansprechend gemachtes Museum in einem passendem Umfeld. Außerdem sind aus Platzmangel einige historische Fahrzeuge und Geräte in einem weiteren riesigen Bunkerareal untergebracht. Sind in der KFZ-Werkstatt Kapazitäten frei, so wird an deren Restaurierung gearbeitet.

Foto 53: Ein kleiner Teil der Großfahrzeugsammlung in einem Bunker.
Im Bild rechts einer der sehr seltenen Magirus Rüst-Kranwagen (RKW 7), Baujahr 1958.

Hubschrauber
Die Feuerwehr verfügt in den Sommermonaten an jedem Wochenende sofort und sonst mit einer gewissen Vorlaufzeit über einen eigenen Hubschrauber, der von einer deutschen Firma geleast wird. Neben Aufgaben der Waldbrandbekämpfung sind v.a. der Transport von Verletzten, Hilfskräften und Material aus und in unwegsames Gebiet seine Aufgaben.
Eingesetzt wird er von der Fw 5 auf dem innerstädtischen Regionalflugplatz aus.

Foto 54: Feuerwehrhubschrauber mit deutscher (!) Zulassung.

Führungshilfsmittel
Auf den Führungsfahrzeugen sowie auf allen LF´s und den Rüstfahrzeugen sind umfangreiche Planunterlagen in verschiedenen Maßstäben, einzelne Handlungsanweisungen (eine Art Einsatzleiterhandbuch ist seit Jahren angedacht aber noch nicht verwirklicht), Kommunikationspläne und Gefahrgutliteratur vorhanden.

Foto 55: Gefahrgutliteratur in Form von in 2 Ordner abgelegten Einzelblättern zu einigen wenigen (!) gefährlichen Stoffen (Inhalt in etwa je dem Hommel-Merkblatt entsprechend).

Erziehungsarbeit, Selbstschutzausbildung
Neben den schon erwähnten aufklärenden Aufgaben in der Brandschutzerziehung seitens der Feuerwachen oder des VB finden nahezu ständig im Stadtgebiet irgendwelche Vorführungen und Übungen statt, um den Selbst- bzw. Zivilschutzgedanken zu stärken.

Foto 56: Im Hafen eine Demonstration der unterschiedlichen Rettungsmöglichkeiten bei einem Unfall auf oder an Gewässern.

Foto 57: Zur Kommentierung von derartigen Ereignissen bzw. eigentlich als Warnanlagen werden 3 Lautsprecheranhänger vorgehalten.


Schadensdarstellung
In der Gefahrgutausbildung werden einfache Mittel zur Schadensdarstellung benutzt.

Foto 58: Leckagesimulation mittels einer auf einen normalen Tankwagen aufgeschnallten Leckplatte. Über den links erkennbaren Wasseranschluß wird Wasser mit regelbarem Druck auf einen Riß in der Platte gegeben, der dann wiederum abzudichten ist.

Foto 59: Durch Trockeneis im Auffangbehälter wird ein rauchender Gefahrstoff simuliert.

Busspuren
Vom "Rettungsdienst" werden die Bus- und Taxispuren im dichten Innenstadtverkehr ohne Probleme standardmäßig sowohl für Fahrten mit als auch für solche ohne Sonderrechte benutzt. Hier in der BRD zum Teil vorhandene Vorbehalte gegen "Normalfahrten" auf den Sonderfahrspuren werden mit verständnislosem Kopfschütteln quittiert. Das Argument ist ganz klar: Beides (Rettungsdienst und Busspuren) ist städtisch, die Stadt hat durch die Benutzung der Sonderspuren den (Kosten-)Vorteil und ist auch für die Regelung zuständig, um also nicht unnötig Personal und Material in Staus zu binden, werden die Busspuren etc. ständig mitbenutzt.

Tradition
Wie alle Finnen so ist auch der "Rettungsdienst" stark in die finnische Tradition eingebunden. So beteiligt er sich natürlich an den verschiedenen nationalen Feierlichkeiten.

Foto 60: Ein jährlich wiederkehrendes Ereignis ist die Waschung des Denkmals des finnischen Nationaldichters Aleksis Kivi durch Studenten mit Geräten der Feuerwehr.
Alle haben einen Riesenspaß und sind doch mit Feuereifer bei der Sache, der Umweltschutzgedanke tritt gegenüber der traditionellen Waschverpflichtung in den Hintergrund, kritisches Nachfragen stößt auf völliges Unverständnis.

Streik
Die Feuerwehrangehörigen Finnlands haben das Streikrecht. Vor ca. 1,5 Jahren gab es schon einmal einen großen Streik einer Gewerkschaft, was dazu führte, daß in Helsinki alle nicht dieser Gewerkschaft angehörenden "Mitglieder" des "Rettungsdienstes" sowie alle (meist nicht als Feuerwehrleute ausgebildeten !!!) Verwaltungsangestellten (z.B. technische Abteilung, VB) den Einsatzdienst mit einer Schichtstärke von ca. 15 - 30 Männern/Frauen für die gesamte Stadt aufrecht erhielten. Dabei mußte im Rettungsdienst auch auf die Krankentransport-Privatfirmen zurückgegriffen werden. Dies lieferte den Firmen natürlich willkommene Argumente in der Diskussion um die Beteiligung am Rettungsdienst, der bis dato nur von der Feuerwehr wahrgenommen wird.
Der Streik stieß in der Bevölkerung - nach Aussagen der meisten Feuerwehrangehörigen - weitgehend auf Unverständnis.
Auch heute steht die Feuerwehr in Finnland - speziell in Helsinki - wieder vor einem Arbeitskampf. Die Regierung hat das Pensionsalter für Feuerwehrangehörige von 55 auf 65 Jahre angehoben, dies soll mit dem kommenden (?) Streik rückgängig gemacht werden.


Zusammenfassend ist zu sagen, daß der längere oder kürzere Auslandsaufenthalt den Blick auf Dinge lenkt bzw. das eigene Denken für andere Wege öffnet, die man nicht für möglich halten würde bzw. die hier als undurchführbar gelten. Vieles ist nicht so kompliziert wie es hier von manchen dargestellt wird. Man muß nur wollen!
Alle Erkenntnisse, Fragen und Erklärungen beschreiben zu wollen, würde noch viel mehr Platz erfordern, als in diesem Bericht ohnehin schon "verbraucht" worden ist.

Auf einen Nenner gebracht kann man vielleicht knapp sagen, daß Helsinkis "Rettungsdienst" über bei weitem weniger und auch nicht so technisierte Einsatzfahrzeuge verfügt wie vergleichbare deutsche Feuerwehren. Die Detaillösungen dagegen sind gerade am direkten Handwerkszeug (vom Strahlrohr über die externe Luftversorgung und die Kommunikation) überzeugender als unsere Geräte und schon seit Jahren eingeführt.
Die Ausbildung ist gerade im Bereich der Brandbekämpfung viel härter und realitätsnäher als dies bei uns der Fall ist. Nicht nur aber gerade im Rettungsdienst wird viel stärker auf das wesentliche geachtet und weniger Theorie unterrichtet.
Dagegen verfügen wir in Düsseldorf über eine bessere Personalplanung durch das flexible Dienstplanmodell (vgl. Boddem, in: brandschutz 7/97), das auch auf sehr großes Interesse gestossen ist. Unsere Breitenausbildung ist besser, im Prinzip kann jeder (noch!) alles. Auch unsere Spezialisten in der Leitstelle oder im VB verfügen über eine fundierte Feuerwehrausbildung, was viel zum gegenseitigen Verständnis beiträgt - und in Helsinki zum Teil schmerzich vermißt wird.
Viel lernen können wir in Bezug auf Motivation. Bei jedem Einsatz rüsten sich alle Einsatzkräfte voll aus - auch wenn´s der 30 Melderalarm am gleichen Objekt ist. Anweisungen werden befolgt und es wird erst auf der Wache diskutiert, ob man ggfs. etwas hätte anders machen können. Dienstsport in der Bereitschaftszeit (alle Wachen verfügen über einen umfangreich ausgestatteten Kraftraum und eine Sauna) ist nicht die Ausnahme sondern die Regel. Die Kollegen WOLLEN top fit sein - und nebenbei auch noch so aussehen, alle (Feuerwehr-)Frauen hätten ihre Freude daran! Der Beruf des "Feuerwehrmanns" ist relativ schlecht bezahlt, aber hoch begehrt und in der Bevölkerung hoch geachtet.

Zum Schluß möchte ich mich In jedem Fall auch hier sehr herzlich für die überaus freundliche Aufnahme in der gesamten Organisation "Rettungsdienst" Helsinkis bedanken.


Dipl.-Ing. Ulrich Cimolino
Feuerwehr Düsseldorf


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mit privaten und kommunikativen Grüßen


Cimolino

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 21.08.2008 16:39 ., Keitum/Sylt
 21.08.2008 18:04 Ulri7ch 7C., Düsseldorf

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