Rubrik | Freiw. Feuerwehr |
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Thema | Einige unangenehme Wahrheiten... | 150 Beiträge |
Autor | Irak8li 8W., Haar / Bayern | 504740 |
Datum | 21.08.2008 16:58 MSG-Nr: [ 504740 ] | 135547 x gelesen |
1. Rüstwagen
2. Rettungswache
Tragkraftspritzenfahrzeug
Löschgruppenfahrzeug
Nur mal aus Interesse: welches der bestehenden Systeme im Ausland (gerne weltweit) kommt Deiner Idealvorstellung hierzulande am Nächsten? Alternativ: welche Eckpunkte könnte man sich als Vorbild nehmen?
Ich erlaube mir einen kleinen Vergleich zum Gesundheitswesen, welches bei uns ruhig als das beste der Welt gelten kann, mit wenigen Ausnahmen. Schon jenseits der Grenze, hier in Dänemark, sieht es ganz anders aus. Bis zu 15 Monate Wartezeit auf eine Mammografie oder 12 Monate für eine Herz-OP? Ganz normal. Dennoch leben die Menschen hier länger als in D und zählen sich zu den glücklichsten der Welt. Umm, bitte nicht alles auf nur einen Parameter festnagel, die Aussage oben lediglich plakativ.
Wieder zurück zum Feuerwehrwesen:
Geschrieben von Ulrich CimolinoWenn wir uns unangenehmen Wahrheiten nicht langsam selbst stellen, dann wird man uns noch viel unangenehmere Fragen schneller stellen als uns lieb ist.
Vielleicht sollte man und die Erwartungen etwas zurückschrauben? Wie wär's mit einer längeren Hilfsfrist? Bei meinen Gesprächen mit der Führung des SDIS44 in Frankreich (Nantes) wurde immer wieder betont, das die Sicherheit auch immer eine Frage des Risikos und dadurch invers proportional der Kosten sei.
Auch hier eine Analogie, wer mit SLA im IT-Bereich zu tun hatte, kennt das: 99% Abdeckung kostet beispielsweise €1.- 99,5%-ige Uptime schon €500.- Und wer 99,999% Ausfallsicherheit haben möchte, der muss eben €5000.- zahlen.
Umgekehrt: wieviel des aktuellen Feuerwehrwesens können wir stutzen, ohne erheblich an Sicherheit zu verlieren? Sehr viel, meiner Meinung nach. Wieder hier in Dänemark: ich habe keine Vergleichszahlen was Schäden betrifft, aber ich bin mir ganz sicher, dass diese nicht wesentlich höher sein dürften als bei uns. Dafür ist das Feuerwehrwesen um den zigfachen Faktor geringer.
Wir können uns tatsächlich Fragen, ob eine Feuerwehr gleich zwei rund um die Uhr besetzte Kranwägen vorhalten muss, oder ob wie im Münchner Umland alle 5 Kilometer ein RW oder eine DL stehen muss. Oder ob man ab 50 Einwohner aufwärts ein TSF vorhalten muss. Und ob diese TSF-Feuerwehren nominell mit 80 Mann aufgestellt sind.
zurück zu Frankreich: Im Prinzip ist das System genau umgekerht zu unserem: Kleine Dorfwehren gibt es als solche nicht, sondern "größere" und zusammengelegte Wachen, die ein KlAF, ein LF, einen GW-VU und vielleicht noch ein Sonderfahrzeug vorhalten. Die Sollstärke der Mannschaft beträgt 20 Mann. Diese Männer bekommen eine Entlohnung (nicht unbedingt fürstlich) und machen vor jeder Übung erstmal 50 Liegestütz.
und? zumindest im Département 44 kämpfen sie mit genau den gleichen problemen. Nur dass man dort etwas pragmatischer damit umgeht: per täglichen Anruf an eine Nummer meldet jedes Mitglied automatisch seine Einsatzbereitschaft. Wird die sollstärke nicht erreicht, wird die Wache einfach abgemeldet. Punkt. Das möchte ich mal bei uns sehen, dass man zugibt, man sein nicht einsatzbereit.
Auch ich überlege mir die Patentlösung. Sehr schwere Sache. Doch richtig ist, dass man erst umdenken sollte. Zuerst sollte man seinen Fuhrpark, seine Geräte, insbesondere aber das, was man leisten kann, nach der Wochentags tagsüber verfügbaren Mannschaft bemessen. Dann kann man sich auch überlegen, ob man im Einsatz unbedingt selbst die zweite Pumpe aufbieten soll. Kleiner Geheimtip: die Nachbarwehr hat auch welche. Und so weiter.
Also Uli: was können wir uns wo abgucken?
Irakli
FWnetz
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