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RubrikFeuerwehrtechnik zurück
ThemaTools zur Waldbrandbekämpfung38 Beiträge
AutorJürg8en 8S., Dortmund / NRW401282
Datum04.05.2007 12:13      MSG-Nr: [ 401282 ]23112 x gelesen

Hallo Ulrich, hallo @ll,

ein paar Antworten zu "Werkzeuge zur Waldbrandbekämpfung" aus meiner Sicht/Erfahrung heraus (E.S.E.P.A. Waldbrandcamp, Buschfeuereinsätze in Griechenland, USA und Australien). Das meiste davon deckt sich natürlich mit der Erfahrung von Jan und Detlef:

Standard-Baumarktschutzbrille oder Panzerfahrerbrille:
Beides nicht empfehlenswert, beides selber im Einsatz ausprobiert. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit UVEX "Fire" und mit ESS gemacht und setze diese beiden ein.
Bei der UVEX "Fire" handelt es sich um ein Exportmodell, das für den deutschen Markt nicht erhältlich ist, aber in Australien verbreitet bei den Bush Fire Brigades zum Einsatz kommt. Am besten Fa. UVEX direkt ansprechen, ob auch eine Lieferung in Deutschland möglich ist.
Vorteil UVEX Fire: Dichtschließend, es dringt kein Rauch unter die Brille, vergleichsweise billig (ca. 20,- EUR). Nachteil: Kann beschlagen, Sichtfeld kleiner als bei ESS.
Vorteil ESS: Größeres Gesichtsfeld, Lüftungsschlitze, daher kein Beschlagen: Nachteil: Bei starker Verrauchung kann Rauch in die Brille eindringen, relativ teuer.
Wir haben bei der E.S.E.P.A. Baumarktschutzbrillen, Panzerfahrerbrillen und UVEX Fire (eine Spende der Fa. UVEX) ausprobiert. Fazit: Baumarktschutzbrillen und Panzerfahrerbrillen haben sich nicht bewährt, UVEX "Fire" hingegen gut.
Anmerkung: Brillenträger sollten im Waldbrandeinsatz auf jeden Fall Brillen und keine Kontaktlinsen tragen. Wir weisen bei der E.S.E.P.A. immer wieder darauf hin, nachdem im ersten Jahr unseres Waldbrandcamps mehrere Kontaktlinsenträger Probleme mit Augenreizungen nach Rauchkontakt bekommen haben.

Mundschutz/Atemschutz:
Herkömmliche Maske-Filter-Kombi ist absolut abzuraten, nach kürzester Zeit Hitzestau. In Perth bei der FESA (Fire & Emergency Services Authority of West Australia) werden Filtermasken von 3 M verwendet. Dort kommen die Halbmasken der Serie 6000 von 3M zum Einsatz. Diese Masken sind mit einem Bajonettverschluß für einfachen Filterwechsel ausgestattet. Niedriger Atemwiderstand (Doppelfilter), daher auch bei hohen Umgebungstemperaturen gut einsetzbar. Habe selber sehr gute Erfahrungen damit gemacht in Australien (bei Außentemperaturen von rund 40°C).
Die FESA verwendet Gasfilter der 6000er-Serie von 3 M, die in Kombination mit dem Filterdeckel 501 mit Feinstaubfiltern der Serie 5000 von 3M kombiniert werden.
Das ersetzt natürlich keine herkömmliche Maske-Filter-Kombi, hat sich aber in Australien im Einsatz sehr gut bewährt. Die Kameraden dort sind sehr zufrieden damit.
Ich besitze auch ein Hotshield, die Filterwirkung ist aber deutlich geringer als bei der oben genannten Lösung von 3M. Der Schutz gegen Strahlungswärme ist natürlich beim Hotshieldd prima, aber es gibt bei dessen Einsatz relativ schnell einen Wärmestau. Also pro und contra je nach Einsatzlage abwägen. Ich habe das Hotshield in meinem Fireline Pack (Einsatzrucksack) im Außenfach verlastet und kann dann im Bedarfsfall schnell drauf zugreifen.

Pulaski-Werkzeug:
Ein sehr gutes Werkzeug. Ich würde Euch aber auch dringend zur Beschaffung von McLeod-Tools raten. Es gibt in meinen Augen kaum etwas Effektiveres, nicht umsonst werden McLeod-Tools (in Australien als Rakehoe (frei übersetzt: "Rechenhacke") bezeichnet) auf so gut wie jedem australischen Waldbrandlöschfahrzeug mitgeführt. Leider muß dieses Werkzeug nach wie vor importiert werden. Ich habe jedoch vor einiger Zeit einen mittelständischen Gartengerätehersteller dazu angesprochen, der momentan Möglichkeiten für eine Fertigung in Deutschland abklärt.
Prinzipiell sind Hacken ein sehr gutes Tool, um Wundstreifen anzulegen. Je breiter die wirksame Kantenlänge, desto besser. Bei den "Fußtruppen" der E.S.E.P.A. setzen wir herkömmliche Flachhacken ein (mangels McLeod-Tools).

Schaufeln:
Ich habe in USA mit einer Schaufel gearbeitet, die am Blattansatz abgeknickt war (von der Feuerwehr in Eigenarbeit modifiziert), außerdem seitlich angeschliffen. Meine Erfahrung mit festen Böden ist, daß eine Hacke deutlich mehr bringt, idealerweise ein McLeod-Tool.

Rucksack/Rückentragespitze:
Ich stimme Detlef zu, daß die Scotty-Löschrucksäcke spitze sind. Bezugsquelle für Scotty: Fa. Gorski, wie bereits von Detlef geschrieben. Weitere Infos zu Scotty bei www.scotty.com.
Bei der E.S.E.P.A. haben wir leider keine Scotty-Löschrucksäcke, weil die Dinger teuer Geld kosten. Wir behelfen uns mit uralten Löschrucksäcken aus deutschen Zivilschutzbeständen, eine großzügige Spende des THW. Trotz ihres Alters haben wir mit diesen Löschrucksäcken exzellente Erfahrungen gemacht, ein sehr effektives Einsatzgerät. Leider gibt es diese Rucksäcke nicht mehr zu kaufen, sie werden seit vielen Jahren nicht mehr gefertigt. Eine entsprechende Anfrage bei der Fa. Gloria (ehemaliger Hersteller) brachte als Antwort ein "Sollten wir mal drüber nachdenken.". Vielleicht würde sich bei Gloria mehr erreichen lassen, wenn die BF Düsseldorf da mal offiziell anfragen würde... *g*
Ansonsten die umliegenden THW-OVs abklappern und schauen, was da noch auf Speichern und in Kellern auf seine Wiedergeburt wartet...
Gut sein soll auch der ERMAK-20 (stammt glaube ich aus russischer Fertigung). Habe allerdings selber noch nicht damit gearbeitet. Dieser Löschrucksack kann über den Forstausrüster Grube (www.grube.de) beschafft werden.

Zur Ausrüstung von Pickups:
Es gibt etliche amerikanische und australische Hersteller, die spezielle Slip-On-Units bauen, mit denen man städtische oder private Pickups binnen kürzester Zeit zu kleinen und wendigen Waldbrandfahrzeugen umrüsten kann. Diese Lösung ist relativ kostenschonend im Vergleich zu festen Aufbauten, da die Fahrzeuge außerhalb der Waldbrandsaison auch für andere kommunale Aufgaben genutzt werden können. Eine Slip-On-Unit ("Aufschieb-Einheit") besteht normalerweise aus einem kompakten, flach gebauten Löschwassertank, einer daran fest angekoppelten kleinen Pumpe mit Verbrennungsmotor und einem oder zwei Hosereels (Schnellangriffshaspeln mit formstabilem Schlauch, Schlauchdurchmesser vergleichbar "D").
Bei der E.S.E.P.A. nutzen wir hauptsächlich die alten TS 2/5 (stammen aus Ausrüstungsspenden der deutschen Bundeswehr). TS 2/5 können über die VEBEG oder über spezialisierte Verwerter gekauft werden. Natürlich ist vieles aus diesen Beständen reparaturbedürftig, aber wir hatten bei der E.S.E.P.A. bislang immer fähige Mechaniker, die die Dinger wieder hingebastelt haben. In punkto Beschaffung von Waldbrandeinsatzmaterial (TS 2/5, D-Schläuche, D-Armaturen) ist die VEBEG sicherlich die beste Adresse, Bereitschaft zu Reparaturen vorausgesetzt. Aber Ihr habt doch in D'dorf sicherlich gute Werkstätten bei der BF...
Alternativen zu den alten TS 2/5 gibt es viele:
- Bei der E.S.E.P.A. ist z.B. ein alter VW LT im Einsatz, der mit einem 600 Liter Löschwassertank ausgerüstet wurde. Als Pumpe wird eine Hochdruckpumpe aus dem griechischen Baumarkt verwendet, die eigentlich für das Versprühen von Schädlingsbekämpfungschemikalien gedacht ist. Daß das nicht optimal ist, ist natürlich klar, aber das Ding funktioniert und es ist billig. In 2002 haben unsere Leute, die mit dem Auto auf Patrouille waren, einen Buschbrand in der Nähe von Katerini zwanzig Minuten lang erfolgreich an der Ausbreitung hindern können, bis die schweren Tanker aus Katerini und aus unserem Waldbrandcamp eintrafen.
- Auf dem internationalen Markt, vor allem in USA, gibt's viele leistungsfähige kleine Pumpen, meist mit Briggs&Stratton-Motörchen ausgerüstet. Das spielt sich natürlich alles außerhalb der deutschen Norm ab, aber ein Blick über den großen Teich kann nicht schaden.
- Die dänische Fa. Firexpress (www.firexpress.com) baut interessante "Micro-Drop" Löschanlagen, mit denen in Versuchen zur Buschbrandbekämpfung gute Ergebnisse bei sehr geringem Löschwasserverbrauch erzielt worden sind. Arbeitsdruck der Löschanlage sind 22 bar.

Mich würde mal interessieren, ob Ihr in D'dorf auch städtische Fahrzeuge, die originär nicht der Feuerwehr zugeordnet sind, anfordern und einsetzen könnt, z.B. kommunale Unimogs des Grünflächenamtes für Wasser- und/oder Materialtransport in schwerem Gelände. Im Ausland (Griechenland, Australien) tut man sich deutlich leichter damit, auf behelfsmäßige Lösungen zurückzugreifen. Aber auch in Deutschland gibt's Beispiele. In manchen kleinen Städten und Dörfern werden von Bauern, die bei der FF tätig sind, während der Waldbrandsaison mit Wasser gefüllte Güllefässer bereitgestellt, wobei sich die Bauern reihum mit der Bereitstellung und dem Vorspanndienst abwechseln.

Vorschlag zur Beladungsergänzung für geländegängige Einsatzfahrzeuge:
- Das D-Schlauchmaterial macht so schon Sinn, aber ich würde noch mehr D-Schläuche draufpacken. Die von Detlef erwähnten Hose Clamps sind auf jeden Fall sehr empfehlenswert.
- C-HSR sind nicht so der Hit, wegen der recht hohen Wasserdurchsatzmengen. Der Markt bietet auch spezielle D HSR, z.B. ein exzellentes Teil vom amerikanischen Hersteller PUK. Info hierzu über die Fa. FSP-Tech Essen: Ansprechpartner Herr Thomas Geier, Tel. 0201 269990.
Ein einfacheres D-Hohlstrahlrohr hat auch die Fa. AWG im Programm. Weil bei der E.S.E.P.A. das Geld chronisch knapp ist, haben wir uns mit selbst gebauten D-Hohlstrahlrohren beholfen. Basis für den Selbstbau sind DIN-Düsen für Wandhydrantenschränke (günstig zu kaufen, in unserem Fall eine großzügige Spende der Fa. Feuer-Vogel (www.feuer-vogel.com)).
- Schutzbrillen und Staubmasken. Unerläßlich!
- Mehr Handwerkzeuge zur Waldbrandbekämpfung. Mehrere Hacken/McLeods, mehrere Wiedehopfhauen/Pulaskis. Leider wird bei den meisten deutschen Feuerwehren die Bedeutung des Mop-ups unterschätzt. Und dafür sind Handwerkzeuge unerläßlich.
- Kiste Wasser. Unerläßlich, vor allem zum Nachfüllen der Trinkflaschen. Alle Feuerwehrangehörigen (SB) sollten Trinkflaschen am Mann/an der Frau tragen, kann mich Detlef nur anschließen. Bei der FESA hat jede/r Feuerwehrangehörige mehrere 0,5-Liter Trinkflaschen aus Plastik, die als Merkregel eine aufgedruckte Farbskala für die Urinfärbung haben (dunkelgelb dehydriert bis weiß gut hydriert). Diese Trinkflaschen können z.B. in die Jackentaschen der PSA gesteckt werden. Bei der E.S.E.P.A. verwenden wir Trinkflaschen aus Bw-Beständen, die am Gürtel getragen werden.
Bei der Versorgung der Einsatzkräfte mit Getränken (Nachschub) sollte auf eine ausreichende Elektrolytversorgung geachtet werden. Nicht nur Mineralwasser, sondern z.B. auch Gatorade, auch wenn das teurer als herkömmliches Mineralwasser ist.
Wie Detlef schon geschrieben hat: Die Flaschen vom Auto kommen zu spät, und es wird in den meisten Fällen zu wenig getrunken. Da hilft nur das Tragen der Flaschen am Mann/an der Frau und vor allem eine entsprechende Schulung aller Feuerwehrangehörigen.

Schulung:
Eine umfassende Schulung für den Waldbrandeinsatz ist unerläßlich, vor allem unter dem Sicherheitsaspekt. Jede/r Feuerwehrangehörige sollte auf der Basis der Fachempfehlung Waldbrandbekämpfung des DFV geschult werden, vor allem auch unter dem Aspekt der Verwendung der geeigneten PSA (HuPF leicht). In Risikogebieten macht eine deutlich weiterführende Schulung m.E. nach absolut Sinn. Kompetenter Ansprechpartner dafür ist natürlich @fire.

Aktuelle Bezugsquelle für Waldbrandausrüstung (Lieferant), soweit oben noch nicht genannt:
Fa. Wildfire, www.wildfire-equipment.com
Bei einer Lieferung aus USA ist allerdings zu berücksichtigen, daß relativ hohe Einfuhrzölle anfallen können. Und auch die Versandkosten sind happig. Aber Wildfire müßte auch Händler in Europa haben (ich glaube in Portugal).


Weiterführende Infos und Links:
www.wildlandfire.com . Amerikanisches Portal für Wildfire Fighters (Waldbrandfeuerwehrleute) mit zahlreichen Infos und Links.

Ich hoffe, daß Euch meine Infos weiterhelfen.

Mit kameradschaftlichem Gruß,

Jürgen Sprengel, E.S.E.P.A. Orga-Team

PS: Meine persönliche Meinung, die sich nicht mit der Meinung der E.S.E.P.A. decken muß!



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