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RubrikFreiw. Feuerwehr zurück
ThemaFeuerwehr quo vadis255 Beiträge
AutorUlri8ch 8C., Düsseldorf / NRW370701
Datum14.11.2006 14:17      MSG-Nr: [ 370701 ]301826 x gelesen

Hallo,

dazu ein Beitrag von mir aus 2004...

Quo Vadis - Ehrenamt?
(Freiwillige) Feuerwehren (FF) und ihr Personal

Der Jahreswechsel ins neue Jahrtausend ist schon länger vorbei, die zahlreichen Reden zum ?Jahr des Ehrenamtes" auch. - Das eine wie das andere ohne größere Folgen gehabt zu haben.

Folgende Faktoren spielen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten für die Personalgewinnung und das Halten des ausgebildeten Personals eine große Rolle:


Demographische Entwicklung:
Der ?Nachschub" an Nachwuchs sinkt in der absoluten Zahl, weil seit Jahrzehnten immer weniger Kinder geboren werden. Deutschland überaltert!

Arbeitsmarkt:
Durch die relativ schlechte Entwicklung der Wirtschaft haben wir (noch) ein Überangebot an Arbeitskräften und einen Mangel an (ortsnahen) Arbeitsstellen. Arbeitnehmer mit unpassenden" Fehlzeiten (= Angehörige der FF) sind unkalkulierbar und daher unbeliebt, zumal in den Firmen schon lange keine Personalreserven zum Ausgleich für ungeplante Ausfälle (= Einsätze) existieren.
In ca. 10 - 20 Jahren wird sich das durch die demographische Entwicklung vermutlich geändert haben, bis dahin ist aber noch ein weiter und dorniger Weg.

Fluktuation der Arbeitsplätze;
Arbeitsplätze gehen verloren und werden ggf. woanders neu geschaffen. Von allen Arbeitsnehmern wird höhere (auch örtliche) Flexibilität erwartet.

Druck auf qualifizierte Arbeitnehmer steigt:
Gut qualifizierte Arbeitnehmer bekommen durch immer weitgehendere Rationalisierungen immer mehr Arbeit bzw. Aufgaben aufgelastet. Das ist aber das Personal, das man auch für Führungsfunktionen und/oder Spezialisten benötigt.

Zunehmende Freizeitangebote:
Vereine (auch die Feuerwehr!) bewegen sich heute in einem Konkurrenzfeld zahlreicher anderer Freizeitangebote.

Wegfall der Wehrpflicht, des Zivildienstes und damit auch der Freistellung für
den Katastrophenschutz vermutlich in den nächsten 5-10 Jahren:
Die Bundeswehr wird weiter reduziert und umgebaut, damit fällt früher oder später der Rest der Wehrgerechtigkeit, damit die Wehrpflicht und damit wiederum die Grundlage für den Zivildienst bzw. die Freistellung von KatS-Helfern.

Erhöhte Ansprüche:
Im Vergleich zu früheren Jahrzehnten haben heute Lebenspartner bzw. die Familie weit höhere (zeitliche) Ansprüche.
Eine Uniform und ein paar Übungen reichen nicht, um qualifiziertes Personal zu
locken und v. a. auch zu halten.

Ansprüche von Außen nehmen zu:
Das ?Ehrenamt" schützt weder vor Verantwortung noch vor Strafen.
Gesetze gelten natürlich auch in und für Freiwillige Feuerwehren. Das reicht von Vorschriften zur Reinhaltung der Umwelt (Wasser, Luft), über zu beachtenden Sicherheitsregeln im Einsatz und bei Übungen bis hin zu abzurechnenden GEMA-Gebühren oder Hygienevorschriften bei Vereinsfesten.
In vielen Bereichen ist die Hinzuziehung von ?Spezialisten" erforderlich.

Es wird mit Sicherheit nicht weniger Pflichtaufgaben geben:
Schon vor weit über 30 Jahren kamen zunehmend Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen oder die Beseitigung von Umweltgefahren auf die Feuerwehren zu.
Diese bleiben in jedem Fall erhalten, zusätzlich darf der Katastrophenschutz nicht aus dem Auge verloren werden. Es wird nicht weniger, sondern eher mehr (Natur-)Katastrophen geben und die gesellschaftlichen Systeme reagieren immer empfindlicher darauf.


Daraus ergeben sich für die Personalgewinnung und -erhaltung zwingend notwendige Aufgaben:

1. Jugendfeuerwehren bilden und unterstützen.
Jugendfeuerwehren bilden die Basis für den Nachschub an interessiertem Einsatzpersonal. Sie müssen gefördert und gefordert werden, um sich auch im Angebot und im Anspruch von konkurrierenden ?Freizeitgestaltungsmöglichkeiten" abzuheben.

2. Gewinnung von Frauen fördern.
Frauen stellen zwar die Hafte der Gesellschaft, aber nur einen Bruchteil der Mitglieder in den Feuerwehren. Es gilt daher auch die Frauen vermehrt für den aktiven Einsatzdienst zu gewinnen.

3. Einsatzkräfte halten.
Mühsam gewonnenes Einsatzpersonal muss möglichst lange und aktiv ?bei der Stange" gehalten werden. Wer einen ausgebildeten Gruppenführer oder Maschinisten verliert, verliert nicht nur einen wertvollen Mitarbeiter und erfahrenen Kollegen, sondern immer auch einige Monate, wenn nicht Jahre an investierter Netto-Ausbildungszeit. Dafür wird noch dazu ein mehrfaches an Jahren Dienstzeit benötigt.

4. Führungspersonal schaffen und halten.
Es muss laufend nach geeignetem Führungsnachwuchs Ausschau gehalten werden. Nur ein Teil der Einsatzkräfte ist für diese anspruchsvolle Aufgabe wirklich geeignet und wiederum nur ein Teil von den geeigneten will diese Aufgabe auch über längere Zeit ausüben. Geeignete Feuerwehrangehörige sind zu fördern und frühzeitig in Teil-(Führungs-)aufgaben mit einzubinden.

5. Spezialisten rekrutieren.
Feuerwehren sind schon lange auf ?externen" Sachverstand angewiesen. Dies beginnt bei ärztlichen Maßnahmen oder Entscheidungen in Einsätzen mit verletzten Menschen oder gar eigenen Einsatzkräften, geht über den Einsatz bei Gefahrgutunfällen bis hin zu Hoch- und Tiefbauunfällen, die einen Statiker verlangen.

6. Synergien nutzen
Gemeinsam Ressourcen nutzen. Sei es indem tagsüber (von der Arbeit) bei der einen Feuerwehr ?Dienst? getan wird, während nachts und in der Freizeit (von der Wohnung) bei einer anderen ggf. ein Einsatz erfolgt. Oder indem man auch Zusammenlegungen überlegt, da wo es taktisch möglich ist, wenn nur dadurch die notwendige Schlagkraft (z.B. Mindestpersonalstärke in definierter Zeit) zu erreichen ist.


Dies alles umzusetzen bedarf keiner gut ausgebildeten, anerkannten und damit
auch weiterhin hoch motivierten Mannschaft.
Sie wird schon wegen der Größe der Stadt sicherlich noch auf lange Zeit nahezu
ausschließlich im Ehrenamt tätig sein. In einigen Bereichen (z.B. ?Führung",
?Wartung" und Ausbildung") ist "hauptamtliche" (hier vor allem ?teilzeitliche" oder
?bezahlte") Unterstützung allerdings bereite jetzt erforderlich, um das Ehrenamt nicht
zu überfordern.


-----

mit privaten und kommunikativen Grüßen


Cimolino

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