Zum Thema kennen ich für Deutschland folgende hochgerechneten Zahlen bei einem mehrtägigen Stromausfall in der industriellen Landwirtschaft:
10 Mio tote Hühner
4 Mio tote Schweine
1 Mio tote Kühe
Ein weiterer kritischer Punkt sind Dialyse-Patienten. Die wenigsten Dialysepraxen sind notstromversorgt und die Notstromanlagen der Krankenhäuser müssen auch wieder betankt werden. Bisher sind diese Anlagen nur auf stundenweisen Notstrombedarf hin konzipiert worden (Tankgrößen, Tanklogistik), nicht aber auf tagelangen Netzersatzbetrieb. Ich hörte hier einmal die Zahl von bis zu 75.000 möglichen toten Dialyespatienten - ohne diese Zahl selber nachgeprüft zu haben.
Wie kommt in so einem Fall zeit- und bedarfsgerecht der Dieselnachschub zu den Krankenhäusern? Wie werden diese Transporte gesichert? (es wird mit Sicherheit auch "Begehrlichkeiten" Dritter geben, die nicht zum Empfang der Kraftstoffnachlieferungen berechtigt sind)
Richtig ist, dass die Schwarzstartfähigkeit der Kraftwerke angesprochen wurde. Ein Wärmekraftwerk startet nicht auf Knopfdruck wie ein PKW-Motor. Brennstoffsysteme hochfahren, Kesselhilfssysteme hochfahren, Wasser-Dampfkreislauf hochfahren, Ölsysteme hochfahren. Dann ist erst die Zündung des Kesselfeuers möglich. Dann dauert es bis zum Beginn der ersten Dampfproduktion....aber erst müssen noch Komponenten wie Frischdampfleitung, Turbinen auf Betriebstemperaturen vorgewärmt werden bis überhaupt der Betrieb aufgenommen werden kann (Wärmedehnungen, Materialspannungen). Das dauert bis zu 12...16h und dafür muss erst einmal Hilfsenergie eingespeist werden um diese Systeme zu betreiben. Wir reden da durchaus von Größenordnungen von 5..8% der Nettoleistung eines Kraftwerkes. Bei einem 500MW Kraftwerk wären das dann ca. 25..40MW (oder wem PS anschaulicher sind: 34.000 PS bis 54.400 PS).
Dazu sind nur ganz wenige Kraftwerke heute noch in der Lage. Kosteneinsparungen - denn Schwarzstartfähigkeit kostet Geld. Und viele Pumpspeicherkraftwerke oder dafür geeignete andere Kraftwerke haben wir in D nicht.
Weiter muss sekundengenau der erzeugte Strom auch von Verbrauchern abgenommen werden. Sind mit Zuschaltung auf Mindestlast des Kraftwerkes zu wenige Verbraucher da, steigt die Netzfrequenz unzulässig an und es geht wieder in die Notabschaltung. Umgekehrt genauso, wenn zu viele Verbraucher zuviel Leistung benötigen, die nicht zeitgleich erzeugt werden kann.... Das ist ein anspruchsvoller Prozess ganz langsam kleine Inselnetze hochzufahren, weitere Kraftwerke anzufahren und dann Inselnetze langsam wieder zusammenzuschalten. Und immer sekundengenau das Gleichgewicht von Stromerzeugung und Stromnachfrage wahren...
Auch auf Verbraucherseite kann ein "Schwarzfall" größte Probleme bereiten. Stichwort: Produkte oder Prozessmedien die als Folge des Stromausfalles verderben oder in Behältern/Leitungen erstarren.... Nehmen wir mal Pipelines mit Produkten, die in heißem Zustand über zig-Kilometer zwischen Werken transportiert werden. Erstarren die als Folge eines mehrtägigen Energieausfalles, dann ist das "Zeugs" steinhart geworden und kann in den Rohren nicht mehr wieder verflüssigt werden. Dann ist kilometerlang "bergmännischer Abbau" gefordert - oder besser ausgedrückt Komplettaustausch der erstarrten Pipelines. Das dauert Monate...Und solange sind alle angeschlossenen Werke nicht arbeitsfähig .etc. etc.
Ich sage nur "viel Spaß"
..natürlich gebe ich hier nur meine ganz persönliche Meinung kund...
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