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Rubrik | Einsatz | zurück | ||
Thema | Vegetationsbrände - Ursachen (und Zahlen) z.B. für Südeuropa # | 6 Beiträge | ||
Autor | Ulri8ch 8C., Düsseldorf / NRW | 871480 | ||
Datum | 11.08.2021 09:00 MSG-Nr: [ 871480 ] | 1228 x gelesen | ||
Hallo, aktuell wird leider viel zu einseitig über das - angesichts des Wetters und der Lage - brandheiße Thema "Vegetationsbrände" berichtet und diskutiert (in Südeuropa, D gerade wetterbedingt weniger, das kann sich aber auch wieder ändern..). Die Hauptschlagwörter und Behauptungen sind - nie dagewesen - höchste Temperaturen - größte Feuer - meiste Feuer und alles liegt natürlich am Klimawandel - oder "besser", weil schärfer formuliert, an der Klimakrise. Wie schon bei den Hochwasserlagen nach (nicht klimawandelbedingten!) Vb-Wetterlagen gilt auch hier: Vorsicht mit Behauptungen und Vermutungen, die Lage ist (glücklicherweise und natürlich für jetzt und den Rückblick, daher noch!) ganz anders... 1. Zahl und Fläche der Feuer: Die Zahl der Brände geht seit Jahren nicht nur in Italien zurück. https://www1.wdr.de/nachrichten/waldbraende-suedeuropa-klimawandel-100.html Das belegen viele Zahlen, die man (leider kostenpflichtig) u.a. auch bei destatista laden kann, oder man guckt halt in offenen Quellen (danke an Jan Südmersen, der das ausgegraben hat): " target="_BLANK">Rückgang der verbrannten Flächen in Südeuropa von 1980-2015 (Der Einbruch nach Anstieg in Portugal ist sehr interessant - und lässt sich gut mit den nach den katastrophalen Bränden der damaligen Zeit mit etlichen toten Einsatzkräften sowie den danach erfolgten Änderungen an Ausbildung, Einsatztaktik und Ausrüstung der Fw sowie bessere Information zum richtigen Umgang mit dem Lang begründen. - Wobei letzteres m.W. nicht wirklich viel bewirkt hat.) 2. Die Ursachen sind die gleichen wie in Deutschland oder sonstwo in entwickelten Ländern mit keinen/wenig natürlichen Feuerquellen (Vulkanismus, extreme Unwetter mit Blitzen ohne viel Regen): DER MENSCH! Hier eine Quelle für Süditalien, die das genauer beschreibt: "Nach einem offiziellen Bericht der Region Sizilien werden auf der Insel 70 bis 90 Prozent der Brände von Menschen verursacht, das ist Jahr für Jahr so, ein konstantes Muster." https://www.nzz.ch/panorama/italien-feuerwehrleute-werden-als-brandstifter-verdaechtigt-ld.1639667 Das ist dann vorsätzliche (leider auch durch v.a. für die Brandbekämpfung bezahlte (Teilzeit-)FA), fahrlässige (Grill-/Lagerfeuer, Rauchen, heiße Katalysatoren, Auspuff zum Boden, Funken bzw. brennende/heißgelaufene Maschinen, Landwirtschaft (auch in Sizilien IMMER noch mit Aschedüngung durch bewusst angezündete, abgegerntete Felder - meine Erlebnisse dazu haben mit zu dem Roman hier geführt... Urlaub a la Griglia Fazit: Um die z.B. in diesem Jahr für Griechenland laufenden Feuer bewerten zu können, muss man erstmal prüfen, woher diese doch dramatische Entwicklung kommt, wie oft die vorkommt - und was man mittel-/langfristig dagegen machen könnte. Ist dieses Jahr ein singuläres Ereignis? NEIN! Einige Beispiele... 1977: Das Jahr mit der bisher höchsten gemessenen Temperatur in Europa, in und um Athen mit 48 °C im Schatten 1987: mit einem erneut sehr heißen Jahr mit im Sommer deutlich über 40 °C 2002: Das Jahr mit verheerenden Bränden, deren Bekämpfung für die Griechen schwer und langwierig war, viel am EU-Mechanismus in Frage stellte bzw. in der Folge eben bewirkte und letztlich zur Gründung von https://www.at-fire.de/ führte. 2007: der halbe Peleponnes und Euböa brannten (wie jetzt auch... - wie alt ist dann jetzt der schnell brennende Bewuchs?) 2018: mit über 100 Toten (durch Brandstiftung, unerlaubtes/illegales Bauen, unvernünftiges Handeln der Bewohner, schlechte Warnung, zu wenig lokale Feuerwehren) https://www.spiegel.de/panorama/waldbraende-in-griechenland-ein-jahr-nach-dem-inferno-bei-athen-a-1279096.html 2019: damals brannten u.a. größere Pinienwälder (Plantagen) auf Euböa Die direkte Ursache der schnellen Entwicklung in diesen Jahren war und ist in Griechenland praktisch immer das dann oft vorkommende Wettersystem des Schirokko. Das ist ein heißer Wind aus Afrika der den südöstlichen Bereich des Mittelmeeres im Sommer erfassen kann. Die hohe Temperatur (von oft deutlich über 40 Grad am Tag und oft über 30 Grad in der Nacht) führen mit Windstärken von oft 30 - 60 km/h (teilweise auch je nach lokalen Lagen der Geländeformen auch mehr!) zur schnellen Brandausbreitung. (Achtung: solche Windsysteme gibt es rund um das Mittelmeer mehrere - und alle haben Einfluß auf die Entwicklung von Bränden: https://radio-kreta.de/aus-dem-wetterstudio-der-schirokko/, einige haben zwar kalte Luftströmungen, aber z.T. eine höhere Windstärke, wie z.B. der Mistral in Südfrankreich). Das wird begünstigt durch bzw. von: Umgang mit der Natur: von dichten Plantagen ohne brandschutztechnische Vorkehrungen, über Aschedüngung, Unachtsamkeit mit Feuer bis hin zu vorsätzlicher Brandstiftung (egal warum, es gibt diesmal u.a. Gerüchte, eigentlich geschützte Wälder wären angezündet worden, um dort Windenergieanlagen aufstellen zu können https://www.krone.at/2480147) Sozialen Veränderungen: Die kleinbäuerliche Landwirtschaft rund um das Mittelmeer ist fast ausgestorben, viele Flächen werden nicht mehr bewirtschaftet, weil es sich nicht mehr lohnt bzw. die Jugend für die Menge an Arbeit lieber woanders deutlich mehr Geld verdient. Die aufgegebenen Flächen verwildern, die Wege und Sicherungsmaßnahmen (Steinmauern) sowie Bewässerungssysteme verfallen. Fehlender Prävention (weder wird leicht brennbares Material mehr entsorgt oder in feuchten Zeiten abgeflämmt, noch gibt es ausreichend Wege, Brandschneisen, Wasserentnahmestellen uvm.) Zu wenig Feuerwehr - v.a. in der Fläche, dadurch fehlen schnelle Bekämpfungsmöglichkeiten und die Feuer breiten sich dann schnell immer weiter aus, bis sie faktisch gar nicht mehr bekämpft werden können. Es gibt in Griechenland (und in vielen anderen südlichen Regionen) weder eine Kultur der Freiwilligen Feuerwehr, noch ist man offensichtlich willens, Versuche zum Aufbau organisierter Einheiten zu unterstützen, eher im Gegenteil, vgl. die traurige Geschichte um die ESEPA. Ablenkung von den eigentlichen Problemen durch die Politik, die natürlich "Klimawandel" leicht vorschieben kann, um von den obigen Themen abzulenken. Klimawandel: Gibt es, der Anstieg der Temperaturen ist für die letzten Jahrzehnte hinreichend belegt! Das hat dann natürlich auch Auswirkungen auf die Vegetation. Fällt weniger Niederschlag und ist es im Durchschnitt wärmer, trocknen die Böden aus, wachsen Pflanzen nicht mehr so wie früher, vertrocknen und bilden leichte Nahrung für die Feuer. Der führt aber insgesamt eher zu einem langsamen Anstieg der Zahlen (für Südeuropa ist das Gegenteil belegt) und nicht zu Peaks, schon gar nicht zu solchen, die sich über Jahrzehnte immer wiederholen! Mein Fazit: Es wäre viel besser, die echten Probleme anzugehen, weil das wegen weniger verbrannter Flächen und mehr stehen bleibender Vegetation auch besser gegen den Klimawandel hilft (vgl. aktuell die Entwicklungen der meist von Menschen gelegten Brände in Südamerika, Afrika, aber auch die fatalen, weil riesigen Feuer in unbewohnten Teilen Russlands), als einfach zu behaupten, man (jemand) müsste was gegen den Klimawandel unternehmen, damit man selbst eben nichts verändern muss! ----- mit privaten und kommunikativen Grüßen Cimolino | ||||
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