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RubrikSonstiges zurück
Thema Über die Uniform    # 20 Beiträge
AutorJose8f M8., Dillingen / Saar / Saarland790731
Datum22.06.2014 19:00      MSG-Nr: [ 790731 ]8320 x gelesen

Als Zivilist bin ich wie viele andere auch: mal entspannt, mal wütend, mal voller Energien und mal müde und so weiter...eben ein Mensch in seiner ganzen Bandbreite. Inklusive der schlechten Seiten, wenn ich manchmal genervt, intolerant oder verschlossen gegenüber neuen Ideen bin.

Uniformen (die zum Arbeiten, nicht das Kasperkostüm für festliche Anlässe) finde ich überaus praktisch: Ich kann die Taschen mit dem vollräumen was ich ab und an gern griffbereit habe und muss im Einsatzfall (meistens) nicht diskutieren warum ich Zutritt habe und andere nicht.

Parallel zur Ausweisfunktion hat die Uniform noch eine andere Wirkung:
Alle, die darin stecken, werden uniform, also alle gleichartig.
Jede und jeder einzelne von uns die in Uniform etwas gutes tun helfen uns allen,
jeder und jede einzelne von uns die in Uniform etwas schlechtes tun schaden uns allen.
Zwar gibt es in Deutschland keine Sippenhaft mehr, es funktioniert aber trotzdem irgendwie so.
Im Guten wie im Schlechten.

Die Wirkung nach außen ergibt sich für mich vor allem durch den feinen Unterschied wie ich die Uniform trage: Trage ich sie mit Stolz für das was, was ich darin leiste oder brauche ich sie, um überhaupt auf mich stolz sein zu können?

Für mich selbst betrachte ich die Uniform als zusätzliche Motivation, immer mein Bestes zu geben. Dabei finde ich das Zwischenmenschliche kaum weniger wichtig als das Fachliche: Wenn ich gut bin, dann kann ich den Menschen in Not nicht nur das Feuer in ihrem Haus löschen oder sie aus ihrem Auto herausschneiden, sondern verstehe auch dass sie (und die anderen Menschen um sie herum) in einem absoluten Ausnahmezustand sind. Wenn ich noch besser bin, dann kann ich ihnen eine Orientierung geben:
Was wir jetzt tun, was als nächstes erforderlich ist, wer dabei hilft.
In möglichst kurzen Sätzen und einfachen Worten.

Vor ein paar Jahren wurde in einer Studie untersucht, welche Erwartungen die Bevölkerung an die Feuerwehr hat: Schnelligkeit, Professionalität und Kompetenz waren dabei gewünscht, Freundlichkeit nicht. Ich fand dieses Ergebnis beängstigend, weil ich mich fragte welches Bild oder welche Erfahrungen die Menschen von diesen Uniformträgern hatten:
Retten ja, Menschlichkeit ist aber zu viel erwartet?

Natürlich werden wir im Einsatz immer auch mit Anfeindungen konfrontiert sein:
Warum habt ihr so lange gebraucht, warum helft ihr nicht richtig, warum hat das Opfer immer noch Schmerzen...Wie alle kennen die Vorwürfe.
Auch hier finde ich die Uniform sehr nützlich, denn ich habe gelernt dass solcherlei eigentlich nie gegen mich persönlich gerichtet ist sondern einfach nur ein Ventil für die Wut und den Schmerz meines Gegenübers. Deshalb prallt es an meiner Uniform ab und ich kann freundlich und fachlich fundiert erklären was wir getan haben und warum nicht mehr oder nichts anderes möglich war.
Manche Vorwürfe tun zwar mehr weh als andere, aber meistens klappt es sehr gut.

Für mich gehört deshalb - zumindest nach der heißen Phase des Einsatzes - zur Professionalität auch Freundlichkeit, Erklären was wir tun und warum und zuletzt auch etwas Empathie dazu.

Und für alle, die dies für überflüssig halten weil sie ja die Uniform anhaben und deshalb alles, was sie tun ohne wenn und aber und ohne ein bisschen Freundlichkeit und Höflichkeit richtig sein muss:
Freundlichkeit und Empathie sorgen auch für weniger Arbeit, sie wirken nämlich beim Patienten meist viel, viel kreislaufstabilisierender und beruhigender als alles was der Notarzt spritzen kann.

Noch eine Kleinigkeit:
Würdet ihr einem Notarzt vertrauen, der mit eingetrocknetem Blut auf der Einsatzkleidung ankommt?

Ich nicht.

Deshalb versuche ich auch, die Stiefel und die Jacke geschlossen und die Einsatzkleidung sauber zu halten. Das dient nicht nur meiner Sicherheit und Gesundheit,
sondern trägt auch dazu bei die Kundschaft zu beruhigen indem wir auch so zeigen dass wir uns als Profis verstehen.
Dann lassen sie uns in Ruhe arbeiten und wir haben weniger Stress im Einsatz.

Deshalb finde ich Uniformen praktisch...
...So lange es nicht gerade mal wieder Hochsommer ist ;-)

Gruß aus dem Saarland

Jo

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