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RubrikJux + Tollerei zurück
Thema Die Jahreshauptversammlung   26 Beiträge
AutorNils8 L.8, Hannover / Niedersachsen784579
Datum07.03.2014 12:16      MSG-Nr: [ 784579 ]16408 x gelesen

Alle Jahre wieder kommt Sie. Von Manchen mit Freude erwartet, von Anderen mit Grauen. Und die dritte Kategorie geht einfach nicht hin. Die Jahreshauptversammlung. Dabei geschehen dort doch immer wieder ähnliche Dinge, oder?

An dieser Stelle das Protokoll einer Jahreshauptversammlung aus ... sagen wir mal Echtingen. Ich hoffe, dass es kein Echtingen gibt. Das gleiche gilt für die Mundart: Ich habe hier exemplarisch versucht, Schwäbisch zu nutzen - echte Schwaben werden mich als Noigschmekta erkennen - Mein Englisch ist sicherlich besser, doch beherrsche ich einfach keinen anderen Dialekt. Man möge mir sonst verzeihen. Genauso, wie ich nicht Andi oder Rudi meine, wenn ich das hier schreibe - beide sind mit nur in so vielfältiger Form begegnet, dass Ihre Namen hier Platzhalter sind. Und so gilt wie immer: Ein Augenzwinkern ist erlaubt, ich wünsche viel Vergnügen:




17:30
Die Jugendfeuerwehr trifft sich, um in der Stadthalle Tische und Stühle aufzubauen. Von den acht erschienenen Jugendlichen müssen zwei nochmal nach Hause, weil sie fälschlicherweise keine Ausgehuniform tragen. Der Rest fängt unter Aufsicht des Jugendwartes schonmal mit dem Aufbau an.

18:00
Die belegten Brötchen vom Fleischermeister F. treffen ein und müssen vom Jugendwart gegen die mittlerweile vollzähligen Jugendlichen energisch verteidigt werden. Ausserdem ist ja auch noch nicht Alles richtig aufgebaut.

18:15
Vor und in der Stadthalle sammeln sich langsam Feuerwehrangehörige in aufgebrezeltem Zustand. Vor der Halle bildet sich eine große Traube, die vornehhmlich über die Anschaffung des neuen HLF der Nachbargemeinde. Der Rudi ist sich aber sicher darüber, dass es sich nur um ein LF16 handelt. Es wird auch ausgiebig diskutiert, was ein LF16 von einem HLF unterscheidet. Später teilt sich die Traube, weil einige sich noch nicht über das Fussballspiel gestern Abend ausgetauscht haben - Mannomann hat der VfB gestern einen auf den Sack gekriegt...

18:20
Der Bürgermeister trifft ein. Die Traube verstummt und steht brav zum Handschütteln Schlange, während einer reinflitzt und den Kommandanten holt, der gerade kontrolliert, ob die Jugendfeuerwehr die Tische vernünftig aufgebaut hat und schonmal die belegten Brötchen probiert ("Ha die send doch zum essa da!").

18:30
Die Altersabteilung verscheucht die Jugendfeuerwehr, die sich an dem Tisch niedergelassen hat, der am nächsten am Bufett und am weitesten von der Bühne entfernt steht ("Mir henned da scho immr gsessa!").

18:32
Mit kleiner Verspätung trifft die Schnelleinsatzgruppe des DRK ein, die heute aus kameradschaftlichen Gründen den Tresen schmeisst ("Des Bussle isch ed agspronga!").

Wenige Sekunden später erhebt sich die gesamte Altersabteilung und bestellt am Tresen das erste Bier. Die jungen Jugendfeuerwehrler sind empört. Bier gibt es aber noch nicht, "weil dui Zapfolag no net kalt isch". Die Altersabteilung kehrt zu ihrem Tisch zurück und muss den Ortsverbandsvorsitzenden des THW und dessen Stellvertreter, die mittlerweile eingetroffen sind von "Ihrem" Tisch verscheuchen.

18:35
Der Jugendwart stellt fest, dass auf dem Tisch auf der Bühne noch keine Getränke stehen. Auf der Suche nach seinem Team findet er die Bande im Hinterzimmer, wie sie heimlich ein Tablett mit belegten Brötchen vespern. Nach einem kurzen, aber heftigen Anschiss ziehen zwei los, um noch Getränke auf den besagten Tisch zu stellen. Leider schaffen sie es aber nicht bis auf die Bühne weil sie an dem Tisch der Altersabteilung vorbeimüssen, die schon sämtliche Getränke ausgetrunken haben und Neue einfordern.

18:40
Der Ortsverbandsvorsitzende und sein Stellvertreter des THW, die Abordnungen des Schützenverein und Kleintierzüchterverein, der Stadtbrandmeister, der Kommandant der Nachbarwehr mit Abordnung und der Regionsbrandmeister suchen den Kommandanten, der gerada mit dem Bürgermeister verschwunden ist.

18:42
Kassenwart, Kassenprüfer und Schriftführer lungern auf der Bühne herum und bilden damit Anlaufpunkt für alle, die den Kommandanten suchen. Nach diversen Höflichkeiten kommt man auf das katastrophale Versagen des VfB gestern Abend. Jetzt ist auch der Schriftführer nichtmehr sauer, dass er nicht draussen bei der Traube stehen kann um dort mitzudiskutieren.

18:45
Die Getränke bei der Altersabteilung sind schon wieder alle. Aber dafür funktioniert die Zapfanlage jetzt. Ausserdem hat schon irgendjemand die Folie von einem Tablett auf dem Buffett abgemacht, was zu vollen Mündern führt.

18:50
Der Kommandant ist wieder aufgetaucht. Große Erleichterung auf der Bühne. Die Jugendfeuerwehr hat sich mittlerweile auch auf einen Tisch geeignet, wo auch schon eine Cola und eine Apfelschorle lautstark umgekippt sind (ausserdem herrscht an dem Tisch auffallend lautes und fröhliches Geschnatter). Ansonsten füllt sich der Raum langsam. In der Traube mahnen die Ersten, dass man langsam mal reingehen sollte, "woil ma sonschd ganz vorn hogga missed."

18:55
Die Mitglieder des Fördervereins trudeln ein und sammeln sich um ihren Vorsitzenden. Mittlerweile tönt auch vom Tisch der Altersabteilung lautstarkes Gelächter.

18:57
Die Journalistin des Regionalen Käseblattes trifft ein und bittet den Kommandanten (der sich gerade mit anderen fachlich versierten Führungskräften über das neue HLF der unterhält) um "an geignedes Plätzle von wo i Fodos schiassa ko."

19:00
Der Kommandant eröffnet die Versammlung und begrüsst alle Anwesenden ausführlichst. Danach stellt er fest, dass 45 der 70 Aktiven anwesend sind ("Womit mer bschlussfähig sen"). Draussen beim Rest der Traube bricht Panik aus, angebrochene Zigaretten werden ausgetreten und die Raucher bahnen sich durch die volle Halle zu den vorderen noch freien Tischen ihren Weg ("na denn semmer zwoiafufzig Leid hoit Obed" resümiert der Kommandant)

19:04
Der Schriftführer beginnt die Niederschrift vom letzten Jahr vorzulesen. Er findet auch mahnende Worte: "Ledschdes Jahr semmer um achde ferdig gwäa".

19:17
Ehrung der Verstorbenen - Diverse Jugendliche wissen den Anlass nicht zu würdigen und versuchen krampfhaft, ihr Kichern zu unterdrücken. Dies äussert sich in diversen Prustlauten, die gelegentlich zu vernehmen sind.

19:20
Der Bürgermeister beginnt seinen Beitrag (wie immer) mit den Worten: "Denn will i mi amole kurz fassa!" - was er aber nicht tut.

19:28
Am Tisch der Jugendfeuerwehr hat jemand seine Flatulenzen nicht im Griff. Das lautstarke Knattern sorgt dafür, dass alle vorrübergehend nichtmehr zum Bürgermeister, sondern an den JF-Tisch schauen. Die JFler kichern, der Jugendwart schüttelt den Kopf, der Kommandant schaut böse, die Altersabteilung hat nix mitgekriegt weil die Getränke schon wieder alle sind und der Bürgermeister hat entweder nix mitgekriegt oder lässt sich nix anmerken.

19:35
Der Kommandant rast durch seinen Jahresbericht. Fast ohne Luft zu holen liest er die Liste mit den 62 Einsätzen des letzten Jahres vor. In der Halle herrscht Ruhe.

19:40
Der Kassenwart trägt nüchtern die Kassenlage vor. In Anbetracht der anwesenden Journalistin versucht er dabei seinen Dialekt zu unterdrücken und sich besonders schlau auszudrücken. Trotz seiner großen Nüchternheit kommen die Zahlen so schnell, dass eigentlich keiner wirklich folgen kann. Am Ende wird der Kassenwart sowie der Kassenprüfer einstimmig entlastet (Null Gegenstimmen - nur der Neue, der enthält sich).

19:45
Der Stadtbrandmeister fasst sich tatsächlich kurz. Am vorderen Tisch kippt mit großem Gepolter eine Wasserflasche um.

19:50
Pause für 10 Minuten. Draussen bildet sich eine riesige Menschen- und Rauchertraube. Die JFler gehen mit leeren Kisten rum und sammeln Leergut ein. Andere verteilen neue Getränke. Die Altersabteilung belagert den Tresen. Die Journalistin nutzt die Gelegenheit, mal mit dem Ortsverbandsvorsitzenden des THW zu bequatschen - oder umgekehrt.

20:02
Mit etwas Verspätung geht es wieder weiter. Es ist eine Ermahnung durch den Kommandanten nötig, Ruhe am Tisch der JF zu erzeugen und zwei für den Tisch der Altersabteilung. Der Regionsbrandmeister hält sich auch überraschend kurz. Für kurze Irritation sorgt eine Bemerkung über "des neia LF16 vom Nachbarort". Aber die Unruhe am vorderen Tisch sorgt für eine Klarstellung des Regionsbrandmeisters, "dass des nadierlich an HLF isch!"

20:05
Es bricht kurze Unruhe im Saal aus, als ein Pieper geht. Es kommt aber vom Handy eines heisdüsigen Kameraden, der den Pieperton als Klingelton für den Kontakt seiner Freundin eingerichtet hat.

20:07
Der Jahresbericht des Jugendfeuerwehrwartes sorgt für frischen Wind in der Halle. Er hat nämlich eine richtige Präsentation vorbereitet, spricht frei und liest nicht vor.

20:21
"Mir kommed jetz zu dene Ehrunga ond Befördnerunga" kündigt der Kommandant an. Unruhe macht sich breit. In aufsteigender Reihenfolge werden unterschiedlichste Auszeichnungen durch den Regionsbrandmeister, Bürgermeister und Kommandanten ausgesprochen und durchgeführt: Das doppelt goldene Löschkreuz für 50 Jahre Mitgliedschaft hier, die silberne Nadel für besonderes Engagement im Dienst, Hauptoberlöschknecht dort. Stolze, durchgedrückte Kreuze.

20:30
Der Beifall wird nach jedem Beitrag bedeutend leiser. Ausserdem starren immer mehr Augen in Richtung des mittlerweile schon deutlich dezimierten Buffets. Auch die Getränkesituation ist nichtmehr so rosig.

20:45
"Om Jetzt zom Schluss zom komma däd i nommal die Leit nach vorn bidda, wo im Juli ledschdes Jahr bei Ihre Nachbarn gholfe henn des Kind rauszumhole als es brennt hed bevor mir da waret!" Es wird schlagartig still im Raum - alle haben diesen Einsatz noch gut in Erinnerung. Ein verschüchterter Mann steht auf, der sich auf den einzigen freien Platz (neben der Journalistin) gesetzt hatte. Ihm wird unter donnerndem Applaus die Ehrennadel in Bronze angeheftet.

20:52
Der Kommandant beschliesst die Jahreshauptversammlung und erwähnt, dass "es da no a kloinigkoit zum Essa giabt". Die Strategische Platzierung der Altersabteilung zahlt sich aus. Die hungrigen JFler werden vom Jugendwart zurückgepfiffen.

21:15
Die fortgeschrittene Stunde führt zu komischen Situationen. Dem Andi, der seit dem Eintritt in die Aktive Wehr keine neue Ausgehuniform mehr gekriegt hat, reisst die Hose, als er sich zu seiner silbernen Ehrennadel bückt, die runtergefallen ist, als er versucht hat, das Bierglas und das Wurstbrötchen am Rudi vorbeizumanövrieren.

21:30
Die JFler fangen an, aufzuräumen. Das gelingt ihnen auch ganz gut bis kurz vor Zehn, als nurnoch der Tisch der Altersabteilung übrig geblieben ist.

22:00
Der zu Hilfe gerufene Kommandant schickt die Altersabteilung ins Floriansstübchen auf der Wache.

22:10
Der Bürermeister schickt alle aus der Stadthalle "Den Reschd machd am Mondag dui Schul, die henn da Spord ond eh Nix zom doa!" und schliesst ab. Feierabend.

22:20
Im Floriansstübchen sammelt sich der Rest der Aktiven bei der Altersabteilung. Wie lange der Abend noch dauern wird, ist nichtmehr abzusehen, genausowenig wie die Menge an Bier, die diese Nacht noch die Kehle runtergehen wird. Aber das ist auch Alles nicht Inhalt einer Jahreshauptversammlung und deshalb hier nicht weiter Inhalt...

Am nächsten Morgen um Neun Uhr erscheinen die ersten wieder auf der Wache. Vereinzelte Kameraden im Restrausch sind immer noch da. Vor Allem die beiden Neuen, einer frisch von der JF übergetreten und gerade in den Ort gezogen wurden über Nacht noch von Kameraden so bösartig abgefüllt, dass sie jetzt hinter dem TLF auf zwei Krankentragen schlafen.

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