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Thema Zum Führen gehört auch geführt werden...   2 Beiträge
AutorJan 8S., Wallenhorst / 770725
Datum19.08.2013 18:17      MSG-Nr: [ 770725 ]3387 x gelesen

Ich habe mich dabei ertappt, dass ich bei jeder Veröffentlichung über Führungskräfte und deren Können unwillkürlich abhake, was ich davon kann/mache/darstelle und was nicht. Und mit jeder weiteren Eigenschaft, die der perfekte Führer haben sollte, rutsche ich immer tiefer in den Sessel und stelle mich in Frage. Summa summarum bin ich wohl zum Führen komplett ungeeignet - und es gibt vermutlich nicht wenige meiner Mitarbeiter, die das Bejahen würden.

Jeglicher Versuch der Relativierung und Begründung hört sich gleich nach billiger Ausrede an, daher verkneift sich man diese Versuche gleich sofort bei der Selbstreflektion. Man hat es ja so gewollt, ihr werdet ja dafür bezahlt etc.etc.

Trotzdem möchte an dieser Stelle - vielleicht wegen einem beginnenden Altersstarsinn - auch mal die Geführten in Frage stellen:

1. Führungskräfte müssen Vorbild sein. Ja klar, das ist schon richtig. Fragt sich nur, worin? Ich hatte mal angenommen, gute Fachkenntnisse, einigermaßen erträgliches Auftreten und ein Vermeiden jeglicher Arroganz wären ja schon mal nicht schlecht. Mittlerweile ist mir aber klar, dass es im Wolfsrudel Feuerwehr nicht unbedingt darum geht, etwas gut zu können (das wird im Zweifelsfall durch neidische Kollegen sowieso in Lächerliche gezogen bzw. hinterrücks in Frage gestellt) sondern möglichst nichts falsch zu machen. Als ich letztens bei 32 Grad mit einem T-Shirt (aber mit Helm, lange Hose, Handschuhe) zur Arbeit mit dem Motorrad gefahren bin, gab es eine ernsthafte Diskussion, ob das vorbildhaft ist. Oft genug wird versucht Führungskräfte durch eine intensive Beschäftigung mit den vielen kleinen Makeln desjenigen möglichst klein zu halten, um das eigene Ego zu befriedigen. Das ehrliche Zugeständnis, dass der Vorgesetzte trotz Abweichungen in den Idealmaßen oder leichten Mängeln im Autrten fachlich doch recht hat, das fällt vielen sehr, sehr schwer. (Mir ja auch). Wollen die Geführten aber wirklich die Führungskraft, die den Großteil seiner Energie dafür einsetzt "nichts falsch zu machen"?

2. Eigentlich will man ja auch nicht geführt werden. Klar, man nicht eifrig beim Schlagwort Teamwork, aber in unserer individualisierten Gesellschaft ist der Hauptmotivator oft genug " Was habe ich davon?" bzw. "Ich will noch mehr davon!" bzw. "Wie kann ich das meiste rauskriegen?" Sicher ist das schon immer dagewesen, aber wenn in einer Feuerwehr der Leitsatz "Was haben wir/habe ich davon?" maßgeblich ist, dann ist diese Feuerwehr bald hirntot, dann ist keiner mehr bereit, seine persönlichen Befindnisse dem Wohl der Wachabteilung / Löscchgruppe / Eimertruppe hinten an zu stellen.

3. Eigentlich ist auch allen bewußt, dass man in der Feuerwehr in einem Netz hängt. Keine Führungskraft kann schlagartig die Richtung ändern, weil das Getriebe Feuerwehr mit so unendlich vielen kleinen Zahnrädern bewegt wird. Dreht man an dem einen Rad, blockiert ein anderes Teil des Getriebes undsoweiter. Selbst der Leiter einer Feuerwehr kann nicht einfach in voller Fahrt eine Kehrtwende befehlen - das geht schief. Und trotzdem ist esnatürlich am einfachsten und bequemsten die Schuld für Defizite in der Feuerwehr und alles andere auf die Führung zu schieben. Oder die andere Wachabteilung/Nachbarfeuerwehr. Oder auf wen auch immer, Hauptsache ma muss nicht darüber nachdenken, wieviel man selber zu den Misständen beiträgt. Das noch mit ein wenig Humor verziert udn schon hat mein das gefährlichste Gift, was es (nicht nur) bei der Feuerwehr für die Betriebszufriedenheit, den inneren Zusammenhalt, den "Spirit" gibt: Das Lästern. Wenn mich einer Fragen würde, wie man am schnellsten eine Feuerwehr tötet, würde ich sagen. Fangt an zu lästern - über den Chef, die Führung, die andere Schicht, die FF, die Nachbarlöschgruppe etc.

So lange es die perfekte Führungskraft nicht gibt, werden sich die Geführten immer nach Ihrem Anteil an einer schlechten Führung fragen lassen müssen...

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