Auf diese Frage antworte ich gerne etwas ausführlicher, da das direkt mein Beruf ist (ich arbeite als Produktmanager bei der Fa Swissphone, nur dass mir keine Reklamationen kommen) ;) und ich meine Diplomarbeit über die Thematik geschrieben habe...
Handy Alarm
In der Fläche wird in der Schweiz (auch bei der Pol) vermehrt über das Handy alarmiert. Dabei kommen primär zwei Produkte zum Einsatz: MST Web und e-Alarm der Swisscom. Die Swisscom ist das ehemalige staatliche Telecom Unternehmen der CH. Beim e-Alarm wie auch beim MST Web werden gewisse Leitungspakete priorisiert behandelt, welche für die Alarmierung verwendet werden. Das heisst, dass diese Leitungen möglichst lange frei gehalten werden. Falls im Alarmfall die Leitungen dennoch benötigt werden, werden andere Benutzer Zwangs-Aufgelegt. e-Alarm alarmiert primär über ein Text-to-Speech Modul, welches zur Verständlichkeit der Flurnamen usw. ein Flash-SMS nachsendet. e-Alarm kann quittiert werden, so dass das Kdo sieht, wer wann den Anruf entgegengenommen hat und ob er am Einsatz erscheinen wird oder nicht.
Das Problem am Handy-Alarm liegt bei den Mobilfunkstationen: Längst nicht jede Basisstation verfügt über eine USV-Anlage, bei Stromausfall ist also auch die Antenne tot. Bei grossen Ereignissen mit Terror-Verdacht werden die Netze zudem gerne ausgeschaltet um weitere IED nicht mehr zünden zu können. Somit funktioniert auch die Alarmierung nicht mehr. Ein weiterer Nachteil: Fast jeder FM hat mehrere Nummern hinterlegt (Privat, Arbeit, Mobile). Beim Telefon-Alarm muss jede Nummer einzeln gewählt werden und die Alarmmeldung übertragen werden. Aufgrund der begrenzten Leitungskapazität werden dabei zwangsweise Personen sequentiell, also nacheinander, alarmiert. POCSAG macht hingegen ein "Braodcast", teilt also mit welche RIC auslösen muss die im Gerät programmiert ist und zeigt die Meldung an. Dadurch ist POCSAG von der Technologie her schneller.
Pager Alarm
Alternativ dazu gibt es auch die Alarmierung über POCSAG (Digitales Paging) und analoges Paging.
Die Schweiz verfügt über ein Nationales POCSAG Alarmierungsnetz, somit könnte grundsätzlich jede Wehr über POCSAG alarmiert werden. Der Kanton Zürich und der Kanton St. Gallen verfügen zusätzlich über ein eigenes Alarmierungsnetz, welches bei ihnen primär zum Einsatz gelangt. Der Kanton Schwyz alarmiert über das Nationale Netz. Falls dieses einmal nicht verfügbar sein sollte, meldet sich der RES.Q am Leitrechner und ein SMS-Fallback wird verwendet. Die Zustellung von SMS ist zwar weder garantiert zeitnah noch sicher, aber noch immer besser als gar nichts zu haben.
Der Rückkanal wird auch hier verbreitet verwendet, um direkt am Alarmterminal zu quittieren ob/wann man am Einsatz teilnimmt oder nicht.
Digitalfunk
Nennt sich in der CH Polycom, setzt auf dem Standard Tetrapol (ungleich Tetra!) auf.
Gegenwärtig verfügen primär die Stützpunktwehren über Polycom Funkgeräte. Die Priorisierung kommt meines Wissens daher, dass bei Grossereignissen eigentlich fast immer auch ein Stützpunkt mit auf Platz ist. Somit kann die Koordination sauber über Digitalfunk laufen.
Der Stand ist hier aber Kantonal stark unterschiedlich, so wird im Kt. Basel-Land auch eine kleinere Feuerwehr im Kommando bereits mit Polycom versorgt sein.
In der Tiefe ist mir bislang nicht bekannt, dass alle auf Digitalfunk umstellen sollten, warum auch? Analog läuft zuverlässig und kostet zumindest momentan noch deutlich weniger.
Sirenen Alarmierung
Die Sirenen Alarmierung gibt es zumindest in einigen Kantonen noch, so z.B. auch im Kt. Aargau. Das wissen nur die aller wenigsten. Vorgeschrieben ist, dass jede Feuerwehr über redundante Alarmierungsmöglichkeiten verfügt. Im Kt. Aargau wird genau das über die Sirenen realisiert. Darum findet sich dort in den Feuerwehr-Depots auch immer ein Auslöse-Knopf für die Sirenen.
Dieser Beitrag repräsentiert meine rein private Meinung.
Weder mein Arbeitgeber, noch meine Feuerwehr, deren tragende Gemeinde noch die Gebäudeversicherung muss dieselbe Meinung teilen.
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