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RubrikEinsatz zurück
ThemaZum Jahr der Freiwilligen, war: Wer Feuerwehrleute nicht freistellt...1 Beitrag
AutorUlri8ch 8C., Düsseldorf / NRW668892
Datum24.02.2011 19:31      MSG-Nr: [ 668892 ]2269 x gelesen

Hallo,

weils so schön passt hier der Text der Kolumne im Fw-Magazin 11/08...:

Jahr der Freiwilligen – und was kommt danach?

Kolumne von Dipl.-Ing. Klaus Schaffstädter

2001 war das internationale Jahr der Freiwilligen und hat sich positiv auf das Ehrenamt ausgewirkt. Diskutiert man auch derzeit über Verbesserungen (z. B. Eh-renamtskarte), so wird das Hauptinteresse vieler freiwilliger Feuerwehrleute häufig verkannt: der Schutz des Arbeitsplatzes. Im Gegensatz zu den meisten anderen Eh-renamtlichen müssen Feuerwehrleute bei Einsätzen auch während der Arbeitszeit tätig werden. Häufig wird dieses Problem aber gedanklich nur auf gewerbliche Kleinbetriebe reduziert, für deren Probleme, die aus einsatzbedingten Fehlzeiten erwachsen, man sogar Verständnis hat.
Aber wie sagte der heutige DFV-Präsident Hans-Peter Kröger 2001: „Der schlechteste Arbeitgeber ist oftmals der öffentliche Dienst selbst, und das ist ein be-schämender Zustand.“ Eine übertriebene Feststellung? 2001 büßte z. B. ein Be-diensteter seine Leitungsfunktion durch eine bewusst falsche Beurteilung ein, die er unmittelbar nach der Übernahme einer Funktion in der FF erhalten hatte. Obwohl durch eine gerichtliche Entscheidung alle negativen Inhalte aus der Beurteilung entfernt werden mussten, erhielt er die Funktion nicht zurück.
Der Schutz der Ehrenamtlichen versagt häufig trotz vielfacher Schutzklauseln in den Brandschutzgesetzen. Erforderlich wäre eine Umkehr der Beweislast. Auch Fälle, in denen Ehrenamtliche wegen eines Unfalls im Feuerwehrdienst für ihre Entschädigung sogar Klage auf ihre Kosten erheben müssen, sind bekannt. Ein Recht auf Rechtsschutz durch den Träger der Feuerwehr sucht man vergebens.
Aber wie sieht es in der Feuerwehr aus? Da werden die guten Arbeitgeber als „Partner der Feuerwehr“ ausgezeichnet. Unabhängig davon, ob es um die Sache oder gegebenenfalls eine öffentliche Selbstdarstellung einzelner Führungskräfte mit Politikern in den Medien geht, muss man sich fragen, was macht man mit den schwarzen Schafen unter den Arbeitgebern? Unterstützung Benachteiligter be-schränkt sich leider häufig darauf, dass man sich unabhängig von seiner Überzeu-gung lieber nach guter deutscher Mentalität aus unangenehmen Dingen heraushält: „Wer weiß, ob der nicht mit der Feuerwehr übertrieben hat und was da noch so gewesen ist?“
Man stelle sich im Straßenverkehr nur vor, dass Vorbildfunktion zwar gewür-digt, Verkehrsverstöße aber einfach ignoriert würden. Ein unhaltbarer Zustand wäre die Folge. In der Feuerwehr wird dieses Ungleichgewicht aber vielfach akzeptiert. Berufliche und versicherungstechnische Probleme werden sich aber eher verstärken, da man versucht, die demografischen Auswirkungen wiederum durch das Ehrenamt aufzufangen (Doppelmitgliedschaften, Erhöhung der Altersgrenze). Dies führt zu weiteren Belastungen der Arbeitgeber, der Ehrenamtlichen samt Familie und einer Erhöhung des Unfallrisikos.
Gleichzeitig hört man immer häufiger von durch Versicherer abgelehnten Un-fällen auf Grund (altersbedingter) Vorschädigungen. Daher benötigen wir zur Prob-lemlösung besonders fachlich und persönlich geeignete Führungskräfte, parallel dazu spricht man aber von abnehmender Qualifikation. Da heute häufig genug besonders geeignete Personen durch immer höhere berufliche Belastungen keine Führungsfunktion mehr übernehmen, kommen auch nur bedingt geeignete Personen in Funktionen. Da aber eine Funktion im Ehrenamt bei einigen auch eine Entschädigung für entgangene Anerkennung im Beruf darstellt, ist von Fällen zu hören, bei denen gut geeignete Bewerber auf diese Funktion mit Schikanen von der Übernahme abgehalten wurden.
Es sind selbst Fälle bekannt, bei denen ein Bürgermeister oder Landrat gut geeignete Bewerber mit zum Teil rechtswidrigen Mitteln bis hin zur Wahlmanipulation an der Übernahme des Ehrenamtes hinderte, weil Bedenken bestanden, dass diese z. B. zuviel Einfluss ausüben könnten.
Alles nur ein Märchen, es gibt doch verschiedene Aufsichtsebenen? Leider schließt sich hier der Kreislauf. Viele Führungsfunktionen werden durch einen Wahlvorschlag anderer Führungskräfte vergeben. Auch sind vielfach hohe ehrenamtliche Posten in Doppelfunktion (Feuerwehr und gleichzeitig im Verband) besetzt. Dies führt zwangsläufig zu Unvereinbarkeiten. Man stelle sich beruflich Chef, Betriebsratsvorsitzenden und Gewerkschaftsfunktionär in nur einer Person vor. Undenkbar, aber in einer gewissen Vergleichbarkeit durchaus in der Feuerwehr anzutreffen.
Qualitätssicherung ist daher auch im Personalmanagement unabweisbar. Dies erfordert jedoch ein deutlich höheres Engagement der Kostenträger, eine wenigstens punktuelle Einrichtung hauptberuflicher Feuerwehrfunktionen, eine Abkehr vom kleinstaatlichen Strukturdenken und mehr starke Interessenvertretungen anstelle von Traditionspflege.
Ein Blick über die Grenzen bietet genügend Lösungsansätze. Schon jetzt be-stehen zwischen einzelnen Feuerwehren teilweise ganz erhebliche Qualitätsunter-schiede. Gelingt eine Verbesserung nicht, dann wird bald selbst die Bevölkerung merken, dass sich die bisherige Verfügbarkeit der Feuerwehr personell und zeitlich weiter reduziert.
Ich will keine Schwarzmalerei im Sinne des Gedichtes von Wilhelm Busch „Nur kein Ehrenamt“ betreiben, denn es gibt natürlich auch viele positive Beispiele in den Feuerwehren und Verbänden. Damit aber die tragende Säule des Ehren-amtes in der FF nicht irgendwann einstürzt, muss auch jeder in der Feuerwehr selbst ein Stück dazu beitragen. Daher nicht nur über Kameradschaft reden, sondern diese selbst mit Leben erfüllen. Arbeiten wir so, als wäre jedes Jahr ein Jahr der Freiwilligen.

Feuerwehr-Magazin 11/2008


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mit privaten und kommunikativen Grüßen


Cimolino

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 22.02.2011 10:53 Jörg7 M.7, Rahden Wer Feuerwehrleute nicht freistellt, soll zahlen
 24.02.2011 19:31 Ulri7ch 7C., Düsseldorf

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Zum Jahr der Freiwilligen, war: Wer Feuerwehrleute nicht freistellt... - Feuerwehr-Forum / © 1996-2017, www.FEUERWEHR.de - Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Mayer, Weinstadt