alter Server
News Newsletter Einsätze Feuerwehr-Markt Fahrzeug-Markt Fahrzeuge Industrie-News BOS-Firmen TV-Tipps Job-Börse

banner

RubrikKatastrophenschutz zurück
ThemaExplosionskatastrophe Oppau (BASF-Zweigwerk) anno 192128 Beiträge
AutorVolk8er 8L., Erlangen / Bayern361377
Datum18.09.2006 10:43      MSG-Nr: [ 361377 ]15452 x gelesen

...da in wenigen Tagen das Jubiläum ansteht, ein Hinweis auf eine kaum erwähnte Explosionskatsatrophe in Deutschland. (Text so aus dem www übernommen) :



Am 21. September 1921 wurde der kleine Ort Oppau in der Nähe von Ludwigshafen von einer schweren Explosion fast völlig zerstört. In die Luft geflogen war ein Zweigwerk der BASF, in dem Kunstdünger hergestellt wurde. Die Explosion war noch in Frankfurt zu hören, in Mannheim und Ludwigshafen zersprangen Fensterscheiben, und der Ort Oppau selbst wurde fast völlig dem Erdboden gleich gemacht. Etwa 600 Menschen starben, 2000 wurden verletzt, und die restlichen Einwohner des 6500-Einwohner-Ortes waren obdachlos. An der Stelle der Detonation blieb vom Zweigwerk Oppau nur ein 120 mal 80 Meter großer und 20 Meter tiefer Krater übrig, der sich bald mit Wasser füllte. Erstaunlich ist, daß dieses Unglück, eines der schwersten dieser Art auf deutschem Boden, nur sehr selten erwähnt wird. Die wenigen, kurzen Berichte geben zudem meist eine falsche Erklärung für die Ursache der Explosion.

Das Werk in Oppau war 1911 gebaut worden, um dort Kunstdünger herzustellen. Zuerst produzierte man Ammoniumsulfat, einen Stickstoff- und Sulfatdünger, aus Schwefelsäure und Ammoniak. Ammoniumsulfat ist ein weißes Salz, das weder explosiv noch giftig ist. Daher konnte man es in zwanzig Meter hohen Betonsilos lagern, in die das Produkt von oben eingefüllt und unten durch Türen wieder heraus geschaufelt wurde. Dabei gab es niemals Probleme, denn Ammoniumsulfat zieht kein Wasser aus der Luft, klumpt nicht und lässt sich leicht entnehmen. Wäre es bei der Produktion dieses Düngers geblieben, dann wäre es nie zu der Explosion gekommen.

Aber mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges wurde Deutschland von den internationalen Rohstoffquellen abgeschnitten. Der für die Herstellung von Schwefelsäure nötige Schwefel kam nicht mehr ins Land. Daher wechselte man im Werk Oppau der BASF zur Produktion von Ammoniumnitrat. Dieser reine Stickstoffdünger wird aus Ammoniak und Salpetersäure hergestellt. Ammoniak konnte am Ort aus Luftstickstoff gewonnen werden, und Salpetersäure wiederum ließ sich durch Umsetzung eines Teils des Ammoniaks herstellen. So wurde auf die Produktion dieses neuen Düngers umgestellt.

Doch damit begannen die Probleme. Der neue Stoff wurde, wie vorher das Ammoniumsulfat, in denselben Silos gelagert. Ammoniumnitrat ist aber extrem hygroskopisch, das heißt, es zieht das Wasser aus der Luft an. Mit der Zeit wird es feucht und beginnt zu zerfließen. Unter dem enormen Druck in den zwanzig Meter hohen Silos begannen die untersten Schichten sich zu verfestigen. Die Arbeiter, die das Material entnehmen sollten, sahen sich einer kompakten Masse gegenüber, die die Konsistenz von nassem Gips hatte. Sie konnten den Dünger nicht einfach heraus schaufeln, sondern mussten ihn erst mit Spitzhacken zerkleinern. Dabei kam man aber nicht tief genug in das Silo hinein, denn die Arbeiter durften das Silo selbst nicht betreten, da ständig Material von oben nachzustürzen drohte. In dieser Situation beschloss irgend jemand, das Ammoniumnitrat durch den Einsatz von Dynamit zu zerkleinern.

Das war keine gute Idee, denn Ammoniumnitrat ist selbst explosiv. Diese Eigenschaft hätte auch den Verantwortlichen in Oppau bekannt sein müssen, denn es wird in vielen Ländern als sogenannten 'Sicherheitssprengstoff' verkauft. Normalerweise ist es wirklich sehr sicher und ungefährlich zu handhaben. Es kann nicht von selbst explodieren oder, wie etwa Nitroglyzerin, durch einen Schlag gezündet werden. Daher verwendet man eine Sprengkapsel mit einer kleinen Menge schärferem Sprengstoff. Die Explosion dieser Sprengkapsel zündet dann das Ammoniumnitrat. Genau diese Situation schufen die Verantwortlichen in Oppau, als sie Löcher in das verfestigte Ammoniumnitrat bohrten und in ihnen kleine Dynamitladungen anbrachten. Als diese gezündet wurden, gingen zweitausend Tonnen Ammoniumnitrat mit in die Luft - mit den bekannten Folgen. Das große Rätsel bleibt, warum anscheinend niemand dies vorausgesehen hat.



Beitrag inhaltlich zustimmen / ablehnen

 antworten>>
flache AnsichtBeitrag merkenalle Beiträge als gelesen markieren
Beitrag weiterempfehlen

 18.09.2006 10:43 Volk7er 7L., Erlangen
 18.09.2006 10:50 Mich7ael7 H.7, Altlußheim/z.Zt.Bahlingen
 18.09.2006 11:00 Volk7er 7L., Erlangen
 18.09.2006 11:13 Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü)
 18.09.2006 12:41 Mich7ael7 H.7, Altlußheim/z.Zt.Bahlingen
 18.09.2006 12:56 Jako7b T7., Bischheim
 18.09.2006 13:18 Mich7ael7 H.7, Altlußheim/z.Zt.Bahlingen
 18.09.2006 14:13 Jako7b T7., Bischheim
 18.09.2006 14:57 ., Nordheim
 18.09.2006 20:05 Thor7ste7n G7., Hassloch/Pfalz
 18.09.2006 20:11 Mich7ael7 H.7, Altlußheim/z.Zt.Bahlingen
 18.09.2006 20:55 Volk7er 7L., Erlangen
 18.09.2006 17:16 ., Bremervörde
 18.09.2006 20:06 Mich7ael7 H.7, Altlußheim/z.Zt.Bahlingen
 18.09.2006 20:16 ., Bremervörde
 18.09.2006 20:49 ., Bad Hersfeld
 18.09.2006 21:12 Jako7b T7., Bischheim
 18.09.2006 11:02 Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü)
 18.09.2006 12:09 Sieg7fri7ed 7F., Gutenstetten
 18.09.2006 12:21 Jako7b T7., Bischheim
 18.09.2006 12:48 Simo7n B7., Konstanz
 21.09.2006 10:14 Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü)
 22.09.2006 08:49 Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü)
 21.09.2021 10:48 Jürg7en 7M., Weinstadt
 21.09.2021 10:57 Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü)
 21.09.2021 11:08 Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü)
 21.09.2021 11:32 Jürg7en 7M., Weinstadt
 01.10.2021 18:47 Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü)

2.561


Explosionskatastrophe Oppau (BASF-Zweigwerk) anno 1921 - Feuerwehr-Forum / © 1996-2017, www.FEUERWEHR.de - Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Mayer, Weinstadt