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| Thema | Waldbrände: Ausbreitungsrichtung von Bodenfeuern | 9 Beträge | |||
| Rubrik | Ausbildung | ||||
| Autor | Maxi8mil8ian8 F.8, Garching b. München / Bayern | 604057 | |||
| Datum | 20.01.2010 13:38 | 5262 x gelesen | |||
| Liebe Kameraden, lange war ich nur als stiller Mitleser im Forum unterwegs. Nun möchte ich mich bei euch vorstellen und gleichzeitig eine Frage zum Thema Waldbrände, insbesondere Bodenfeuern, stellen. Mein Name ist Maximilian, ich bin 20 Jahre alt und wohne in Garching im Landkreis München. Seit circa sieben Jahren bin ich in der Feuerwehr aktiv. Mittlerweile habe ich den Truppführerkurs sowie diverse weiterführende Lehrgänge besucht (Atemschutz und CSA, Strahlenschutz, Sprechfunker, usw.). Desweiteren bin ich Mitglied in unserem Sachgebiet für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Als angehender Abiturient habe ich mein Interessensfeld Feuerwehr mit dem Thema meiner Abschlussarbeit "Geografische Aspekte der Waldbrandbekämpfung im Mittelmeerraum". Beim Schreiben dieser Arbeit bin ich auch auf das Problem, dass hinter meiner Frage steckt, gestoßen. Wie breiten sich Bodenbrände/Bodenfeuer aus und warum breiten sie sich derart aus? In den gängigen Fachbüchern stehen wiedersprüchliche Aussagen zu dem Thema: Dr. Hans-C. König schreibt in seinem "Waldbranschutz - Kompendium für Forst und Feuerwehr", dass "das Feuer [...] zunächst nach allen Seiten" läuft und "sich dann in Richtung der höchsten Sauerstoffzufuhr, d.h. nach Luv, der dem Wind zugewendeten Seite" verstärkt. Im "Merkblatt für die Feuerwehren Bayerns 5.6: Waldbrände" der staatlichen Feuerwehrschule Würzburg steht, dass eine "elliptische Ausbreitung mit dem Wind" vorliegt. Meiner Meinung nach sagen diese beiden Quellen etwas konträres aus, beide Aussagen machen für mich aber Sinn. Ich wäre euch dankbar, wenn ihr mit weiterem Wissen zu dem Thema aufwarten könnt bzw. eine physikalische Erklärung parat habt. Bei meinen wenigen Waldbrandeinsätzen hatte ich nie die Möglichkeit derart zu "forschen" bzw. war noch nicht derart an den Hintergründen interessiert. Mit kameradschaftlichen Grüßen, Maximilian | |||||
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| Autor | Jens8 K.8, Maintal / Hessen | 604060 | |||
| Datum | 20.01.2010 14:03 | 3060 x gelesen | |||
| Hallo und Herzlich Willkommen! Das Feuer wird sich, wenn wir von einer Ebene ausgehen, mit dem Wind bewegen. Man sagt auch: Vom Wind getrieben. Du hast also in der Windrichtung eine Front mit hohen, langen Flammen, eine Basis/Rückseite gegen die Windrichtung mit kleinen Flammen, die über das verbrannte gebeugt werden. Und an den Seiten Flanken mit Flammen in der Größe dazwischen. Grund (u.a.): - Die Flammen legen sich durch den Wind schräg (in die Windrichtung), dadurch sind sie näher am Boden, es wird der Brennstoff stärker erhitzt und die Flammen sind näher. -Die Funken fliegen in Richtung unverbrannte Brennstoffe an der Front, was weitere Spotfeuer ergeben kann. Wenn noch Fragen sind, einfach los Gruss Jens | |||||
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| Autor | Mark8us 8R., Höhenrain / Bayern | 604064 | |||
| Datum | 20.01.2010 14:21 | 3072 x gelesen | |||
| Servus Maximilian, kontaktiere doch mal Jan Südmersen oder Detlef Maushake von @fire... die sind da richtig fit und schreiben ja beide hier im Forum. Im Dezember letzten Jahres war in Unterschließheim von @fire ein Taktikseminar zu Waldbränden. Da wurde auch über diese Faktoren ausführlich gesprochen... Gruß Markus | |||||
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| Autor | Ralf8 H.8, Drebkau / Brandenburg | 604079 | |||
| Datum | 20.01.2010 16:26 | 2845 x gelesen | |||
| Hallo, beide Aussagen sind richtig. Die Annahme das ein Bodenfeuer sich immer nur mit dem Wind ausbreitet gilt meist nur für die idealisierte Betrachtungsweise. Da aber in der realen Sitouation weit mehr Faktoren eine Rolle spielen stellt dies nur eine sehr grobe Verallgemeinerung dar. Allein der umgebende Bewuchs (Hochwald, Schonung, Freiland) in Luv- o. Lee-Richtung beeinflussen die Ausbreitung. Bei kleinen Feuern und wenig bis kein Wind wird sich keine eindeutige Tentenz feststellen lassen, anders bei entsprechenden Windstärken. Genauso verhält es sich wenn in Windrichtung z.B. weniger brennbares Material vorhanden ist als an den Seiten (z.B. Heidekraut) hier läuft ein Feuer auch tendenziell mal eher in die Breite. Zu den geographischen Einflüssen siehe Fachempfehlung des DFV auf der Seite von @fire Diese Thema erinnert mich immer an einen Satz den mein Vater aus seiner aktiven Zeit mitgebracht hat. "Das Feuer macht sich seinen eigenen Wind" Gruß Ralf www.ffw-drebkau.de Das Gute an Feinden ist man weiß wo sie stehen, bei Freunden ist das anders. (Tom Clancy, Gnadenlos) | |||||
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| Autor | Maxi8mil8ian8 F.8, Garching b. München / Bayern | 604096 | |||
| Datum | 20.01.2010 17:31 | 2714 x gelesen | |||
| Danke für eure Erklärungen und Tipps. Ich bin wohl in meiner Denkweise in der Tat etwas zu sehr an idealisierten Abläufen fixiert. Kamderadschaftliche Grüße, Maximilian | |||||
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| Autor | Hans8wer8ner8 K.8, Kirnitzschtal / Sachsen | 604104 | |||
| Datum | 20.01.2010 18:29 | 2842 x gelesen | |||
| Hallo, Geschrieben von Maximilian Fürmann Wie breiten sich Bodenbrände/Bodenfeuer aus und warum breiten sie sich derart aus? Diese Frage bedingt noch einiger Randbedingungen, wie Topographie (Geländeschnitt) aber auch Baumbestand/Freiflächen, im geringeren Umfang auch die Restfeuchte im Humus. Ist der bodennahe Wind (im Wald ist der W. je Baumbestanddichte eh geschwächt) rel. schwach tritt das Szenario nach Dr. König ein. Ich habe selbst schon beachtliche Brandausbreitungen gegen die Hauptwindrichtung von B. gesehen. Ab einer bestimmten Windgeschwindigkeit wird sich der Bodenbrand dem W. "beugen", da Leeseitig die Abkühlung zu groß wird und Luvseitig der Rauch (u/o. der inertisierende Feuchtedampf) schneller weggetragen wird. Das gilt für die kurzflammigen Bodenbrände, aber nicht! bei solchen in z.B. Getreidefeldern. Hier ist genug (Luft-)O2 zwischen dem Brandgut, welches der Wind (Rauch) nicht schnell verdrängen kann. Dazu verfügt solch ein Feuer über stärkere Eigenthermik, welche größerer Windgeschwindigkeit entgegenwirken kann. Bei Vollbränden ist erst bei Windgeschwindigkeiten über 30km/h (KÖNIG) diesselbe von Einfluß. Davor macht sich das Feuer einen "eigenen" Wind (Thermik). Man beachte aber auch bei böigen Winden oder Fallwinden (Gebirge über Nacht) den Einfluß des Funkenflugs. Die vielen Einflußgrößen erfordern eigentlich eine gute Kontrolle der Brandentwicklung bis zum Löscherfolg und kein leichtsinniges Pausieren zur Nacht. Interessant ist auch, das der Rauchaustritt (bei Wind) aus den Baumwipfeln zu beachtlichen Fehlinterpretationen bzgl. der Ortung führen kann. mkg hwk | |||||
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| Autor | Ulri8ch 8C., Düsseldorf / NRW | 604106 | |||
| Datum | 20.01.2010 18:30 | 2783 x gelesen | |||
Geschrieben von Markus ReichartIm Dezember letzten Jahres war in Unterschließheim von @fire ein Taktikseminar zu Waldbränden. Da wurde auch über diese Faktoren ausführlich gesprochen... Ja, kann nur dazu raten, diesen Kurs zu besuchen.... Neben den genannten Faktoren (Windrichtung, Bewuchs) spielt v.a. noch die Hangneigung (berg-/talwärts) sowie die Sonneneinstrahlung eine erhebliche Rolle.... Vgl. auch: http://www.standardeinsatzregel.org/de/home/die_broschueren/ser_waldbrand/index.html ----- mit privaten und kommunikativen Grüßen Cimolino | |||||
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| Autor | Mark8us 8R., Höhenrain / Bayern | 604108 | |||
| Datum | 20.01.2010 18:36 | 2705 x gelesen | |||
| Diese Taktikschulung war mehr als lehrreich, und es gab viele gute Ansatzpunkte, die es gilt in den kommenden Jahren umzusetzen... Geschrieben von Ulrich Cimolino Neben den genannten Faktoren (Windrichtung, Bewuchs) spielt v.a. noch die Hangneigung (berg-/talwärts) sowie die Sonneneinstrahlung eine erhebliche Rolle.... Speziell bei diesen Themen gab es bei der Mehrzahl der Teilnehmer den "Aha-Effekt"! Eine absolut "neue" Betrachtungsweise, die mir so bislang auf den einschlägigen Führungslehrgängen so nicht untergekommen ist (und für die Beurteilung einer entsprechenden Einsatzlage absolut hilfreich!). Auch wenn in Bayern gerne mal als Prüfung bei einem Verbandsführer-Lehrgang eine Waldbrandlage gespielt wird... Gruß vom Starnberger See Markus | |||||
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| Autor | Andr8eas8 H.8, Weißwasser / Sachsen | 610061 | |||
| Datum | 16.02.2010 22:49 | 2627 x gelesen | |||
| Nabend Allerseits, Geschrieben von Hanswerner Kögler Ist der bodennahe Wind (im Wald ist der W. je Baumbestanddichte eh geschwächt) rel. schwach tritt das Szenario nach Dr. König ein. Wie schon richtig erwähnt, kommt es unter anderem auch auf die jeweilige Bestandesart des Waldes drauf an. Bei Ki-Schonungen bzw. Jungbeständen (Stangenholz) wird der Wind bis zu einer bestimmten Geschwindigkeit massiv abgebramst, da der Waldrand meist tiefbeastet ist. Dieser Bremst den Wind zum Teil ab und leitet ihn über den Bestand weiter. Darum werden meist auch zusätzlich die Waldränder mit breiten Sträucherstreifen bepflanzt, zwecks der vermeidung großflächiger Sturmschäden, doch das ist wieder ein anderes Thema :-) Wenn es aber zu höheren Windgeschwindigkeiten kommt, dann kanns aber auch richtig schnell zur SAchen gehen. Selbst erlebt in einem 20jährigen Ki-Bestand ... die Bäume bogen sich und der Wind konnte tief in den Bestand eindringen. Besonders bei Großflächig zusammenhängenden Ki-Jungbestandkomplexen (ich sag mal 100 ha und mehr) gibt es aber noch weitere Sachen zu beachten. Meist sind diese riesigen Flächen in kleinere Unterflächen aufgeteilt, was durch Wege, Rückegassen oder Wundstreifen (nähe Bahngleisen) geschieht. Hier kann ein effekt beobachtet werden, wie er auch in Großstädten mit viel Bebauung anzutreffen ist. Da gibt es Bereiche, die fast Windstill sind, andere wiederrum lassen den Wind mit teils erhöhten Geschwindigkeiten vorbeiblasen. Sogar ein wechsel der Windrichtung abweichend von der Hauptwindrichtung ist Möglich, eben durch die vielen kleinen Gassen/Wege. Daher besteht bei Bränden in sollchen Gebietet die höchste Gefahr, wenn das Feuer den Wegen nahe kommt. Geschrieben von Hanswerner Kögler Die vielen Einflußgrößen erfordern eigentlich eine gute Kontrolle der Brandentwicklung bis zum Löscherfolg und kein leichtsinniges Pausieren zur Nacht Das sind M.E. immer wieder Fehler, die gemacht werden. Gerade bei Größeren Bränden sollte die Brandbekämpfung, und sei es nur die Restablöschung, auch in den Abend- und Nachtstunden fortgeführt werden, da meist der Wind zur und in der Nacht nachlassen. So ist es zumindestens in Deutschland häufig der Fall. Das größte Problem bei den "Nachtarbeiten" sind die Lichtverhältnisse. Wenn man die Nacht nicht ausnutzt, sollte man den nächsten Tag bei Zeiten (Sonnenaufgang) mit dem Resrtlöschen anfangen, da meist ab 9 Uhr der Wind wieder spürbar auffrischt. Die Folgen brauch ich ja hier nicht weiter erläutern. Geschrieben von Hanswerner Kögler Interessant ist auch, das der Rauchaustritt (bei Wind) aus den Baumwipfeln zu beachtlichen Fehlinterpretationen bzgl. der Ortung führen kann. Gerade bei hohen Beständen kommt es öfter vor, das der Rauch mit hilfe des Windes ziehlich lange am Boden entlang geführt wird und erst bei veränderung der Windverhältnisse oder Bestandesarten nach oben kommt und sichtbar wird. Lausitzer Grüße Andreas Alles meine ganz persönliche Meinung! | |||||
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