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ThemaBürokratie (war: Feuerlöscher in gewerblich genutztem Büro.9 Beträge
RubrikSonstiges
 
AutorChri8sti8@n 8P., ein Badner in Leipzig / 339490
Datum18.05.2006 01:305012 x gelesen
Tach, Post!



Geschrieben von Christian PannierSiehst du, das ist der Gag an der Sache. Ich habe hier einen 6l Schaum-Löscher rumstehen, 21A 233B, d.h. 6 bzw. 15LE (in meinem Fall eher 6, weil ich hier fast ausschließlich Brandklasse A habe). Meine Wohnung hat 86 m² und überschlägig habe ich in Wohn- und Arbeitszimmer so ca. 17/18 Regalmeter Ordner und Bücher rumstehen. Als gewerblicher Betrieb wäre ich nach BGR 133 damit natürlich hemmungslos unterversorgt mit Feuerlöschern, als Privathaushalt brauche ich hingegen gar keinen und so rein subjektiv betrachte ich mich mit diesem 6l Schaumlöscher als ausreichend versorgt.



Nehmen wir jetzt mal an ich würde mich selbständig machen und mein Arbeitszimmer für meine berufliche Tätigkeit nutzen. Dann ändert sich zunächst mal rein gar nichts, da ich wahrscheinlich als Selbständiger mich nicht bei der BG versichern muß und folglich mir deren Vorschriften ziemlich egal sind. Wenn ich nun aber halbtags eine Bürokraft einstelle, was dann? Nun, die einen würden sagen, ich müsste meine Feuerlöscheranzahl verdreifachen (das sind die, die die abgeschlossene Nutzungseinheit sehen), wiederum andere würden sagen, pack deinen Feuerlöscher von der Diele ins Arbeitszimmer und gut is, weil die BGR133 nur für mein 20 m² Arbeitszimmer gilt und nicht für anderen 65 m² der Wohnung und wiederum andere würden sagen, mach gar nichts, weil es eh keiner kontrolliert. Die Frage, wie viele Feuerlöscher ich also bräuchte, hat sich in allen drei Punkten gar nicht um die Brandlast gedreht, die würde u.U. sich gar nicht zu heute verändern, sondern alleine um die Frage der Flächen. Spätestens da wirds paradox.






Eines der großen Probleme in unserem Land ist die Tatsache, dass wir uns in den letzten Jahren - langsam aber zielstrebig - zu Tode reguliert haben. Jeder Scheiß muß hierzulande irgendwo geregelt sein, wo es manchmal besser wäre, einfach mal die (ungeschriebenen) Gesetze der Marktwirtschaft oder auch einfach nur gesunden Menschenverstand walten zulassen. Wir haben Vorschriften, die die Mindesthöhe von Wohnräumen sowie Mindestfensterflächen in ebensolchen regulieren. Und wenn du nun eine Sousterrainwohnung hast, in der das Fenster nur 10 cm² (das ist ein Quadrat von ca. 3,3 x 3,3 cm!!) zu klein oder die Deckenhöhe 2 cm zu niedrig ist, dann darf man diese Wohnung nicht vermieten, ganz egal ob ein blinder Single oder eine Horde Lilliputaner einziehen will. Würde man statt dessen die Gesetze der Marktwirtschaft anwenden, dann würde man feststellen, dass in Städten mit chronischem Mangel an bezahlbarem Wohnraum (wie München oder Düsseldorf) einem die Leute diese Wohnung aus der Hand reissen würden, während hier in Leipzig (mit einem horrenden Leerstand an guten Wohnungen) kein Mensch Interesse daran hätte. Eine große süddeutsche Branddirektion schreibt einem vor, wie das Schild "Aufzug im Brandfall nicht benutzen" auszusehen hat, indem sie auf den zehntelmillimeter die Dicke des roten Randes (nach DIN schlagmichtot) vorgibt. Egal ob man da eine Neon-Leuchtschrtift hat, die im dunkeln tausendmal besser zu erkennen ist - Vorschrift ist Vorschrift. Wir haben Vorschriften, die sind uralt, keiner weiß so genau, warum es die überhaupt gibt, aber sie sind halt da. Schon lange bevor Al-Kaida hierzulande ein Begriff war, hatte man - so rein vorsichtshalber - schon mal geregelt, wie jemand im Falle des vorsätzlichen Herbeiführens einer Explosion durch Kernenergie zu bestrafen ist (307 StGB, mindestens fünf Jahre und damit von der Straffolge vergleichbar mit einem räuberischen Angriff auf Kraftfahrer, vgl. 316a StGB). In einem Land mit real 5 Millionen Arbeitslosen verbieten wir es Ladeninhabern ihre Geschäfte auch nach 20 Uhr und an Sonntagen zu öffnen, es könnte ja ein kleiner Verkäufer vom Ladenbesitzer ausbeuterisch behandelt oder gar ein Arbeitsplatz geschaffen werden. Es waren Deutsche, die sich ernsthaft Gedanken darüber gemacht haben, ob man das Ladenschlußgesetz nicht auch aus Webshops ausdehnen müsse...

Und das alles wird sich vermutlich auch zukünftig nicht ändern, weil ein nicht unerheblicher Teil unserer Volksvertreter dereinst oder immer noch der Juristerei nachgeht bzw. das Volk Regeln haben will. Wir Deutsche sind regelverrückt, wir wollen für jeden Scheiß irgendein Gesetz und wenn kein Gesetz dann doch bitteschön eine Verordnung oder doch wenigstens eine Richtlinie. Einen Erlaß oder vielleicht wenigstens eine kleine Richtlinie, wie Fangleinen in einem Beutel zu packen sind? Egal was, Hauptsache was offizielles von einer Dienstselle des Landes Laden-Württemberg, halt so richtig mit Wappen und Stempel und Unterschrift. Das ist kein Witz, das ist Realsatire von gestern morgen, 07:31 Uhr in diesem Forum. Man kann keinen Tag mehr leben ohne nicht (ungewußt) gegen wenigstens eine Vorschrift zu verstoßen und jeder von uns arbeitet eine gewisse Zeit des Jahres um diese Vorschriften samt dem gesamten dahinter hängenden Verwaltungsapparat zu finanzieren. Und das Beste daran ist: Dafür brauchen wir gar keine EU (deren Grundansatz genau das gegenteil ist, nämlich so wenig wie möglich und das möglichst allgemein vorzuschreiben), das haben wir uns alles fein selbst eingebrockt. Willkommen in Deutschland, 2006...

MkG,

Christi@n



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Fumus ignem



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AutorJens8 O.8, Keitum/Sylt / 339492
Datum18.05.2006 07:094395 x gelesen
Hallo Christian,



Geschrieben von Christi@n PannierUnd das Beste daran ist: Dafür brauchen wir gar keine EU (deren Grundansatz genau das gegenteil ist, nämlich so wenig wie möglich und das möglichst allgemein vorzuschreiben)



Was ich ersnthaft bezweifel: Gerade die Umsetzung unseliger EU-Richtlinien beschert uns eine teilweise absurde Ausweitung völlig sinnloser Überregulierung: Beschäftige dich mal mit so überragenden Werken wie Arbeitszeitrichtlinie, Trinkwasserverordnung etc. und den Auswirkungen auf den Einsatzdienst der Feuerwehr, vielleicht bekommt deine Europhilie dann auch Risse.



Gruß Jens

Vieles ist möglich, manches wahrscheinlich, einiges plausibel, wenig gewiß - aber sicher ist nichts!

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AutorUlri8ch 8C., Düsseldorf / 339497
Datum18.05.2006 08:144352 x gelesen
Guten Morgen,



gut beschrieben, wir regeln vieles, was sich "bemessen" lässt - anderes lassen wir viel zu lang offen (fast alle einsatztaktischen Fragen).



Geschrieben von Christi@n PannierWillkommen in Deutschland, 2006...



aber noch "besser" ist meine völlig feuerwehrfremde Urlaubslektüre (neben üblicher Unterhaltungsliteratur), hab mir dann überlegt, ob das alles nicht doch als Strandbarbetreiber im Süden besser auszuhalten wäre...

1. Harry G. Frankfurt: Bullshit bei Suhrkamp

2. Thomas Darnstädt: Konsens ist Nonsens, wie die Republik regierbar wird, Spiegel Buchverlag



Danach wundert Dich nichts mehr...



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mit privaten und kommunikativen Grüßen





Cimolino

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AutorIngo8 H.8, Vockenhausen / 339507
Datum18.05.2006 10:064328 x gelesen
Hi,



Geschrieben von Christi@n PannierWir Deutsche sind regelverrückt, wir wollen für jeden Scheiß irgendein Gesetz und wenn kein Gesetz dann doch bitteschön eine Verordnung oder doch wenigstens eine Richtlinie.



Im Bereich der Fw stimmt das sogar. Schlag mal irgendwas vor, was sinnvoll ist, aber Zeit oder Geld kostet. Ich weiß nicht, wie oft die Frage "Wo istn das vorgeschrieben?" so das Jahr über gestellt wird, wenn man z.B. Heißausbildung fordert. Andererseits wird auch in den seltensten Fällen Geld für etwas locker gemacht, für das keine Rechtsgrundlage besteht. Blöd, aber Tatsache. Gesunder Menschenverstand ist halt offensichtlich nicht so nachvollziehbar, wie Gesetzestexte... muss so sein, sonst wär die DV7 nicht für den größten Teil der Feuerwehren so derart neuartig gewesen...



Frustrierte Grüße



Ingo

--



"Wenn man ein 0:2 kassiert, dann ist ein 1:1 nicht mehr möglich."[Alexander Ristic]




Juli 2007 - Eckhaubertreffen


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Auch wenn es eigentlich klar sein sollte: meine hier geschriebenen (btw privaten) Beiträge sind nur für die Veröffentlichung in diesem Forum gedacht. Sollte jemand den Inhalt für andere Zwecke verwenden wollen, kann man mich jederzeit via Mail kontaktieren und dieses klären ;)

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AutorIrak8li 8W., München - Waldtrudering / 339514
Datum18.05.2006 11:424362 x gelesen
Geht's Dir jetzt besser, Christian? :)



Geschrieben von Christi@n PannierWir Deutsche sind regelverrückt, wir wollen für jeden Scheiß irgendein Gesetz und wenn kein Gesetz dann doch bitteschön eine Verordnung oder doch wenigstens eine Richtlinie.



Als anglophiler Däne, der aber sehr gerne hier lebt, erlaube ich mir mal einen objektiven Blick von außen zu werfen. Leider schwer zu beantworten ist die Frage, ob die offensichtliche Überregulierung ein Resultat der "Volkspsyche" ist, oder anders rum. Tatsache ist, dass man hier, im Vergleich zu anderen Staaten eine Art Pakt mit dem Staat geschlossen hat (frei nach Thomas Hobbes' "Leviathan", gefällig?): Sorge für mich, dafür trete ich auch alle Eigeninitiative ab.



Sicher, Eigeninitiative, Proaktivität und Entrepreneurtum ist insular vorhanden, aber die Mehrzahl fühlt sich so ganz wohl. Arbeit ist dazu da, um die Freizeit zu finanzieren. Man siehe sich nur die %-Verteilung des Einkommens vor, sagen wir mal, 50 Jahren an und heute. Miete? Essen? Freizeit?



Zur Ursprungsfrage: Der Antrieb etwas bewegen zu wollen und zu können, muss von innen kommen. Man kann auch etwas - wie Christian sagt - ganz pragmatisch angehen, oder es von Haus aus totregulieren. Dann darf man sich aber auch nicht wundern, dass Eigeninitiative so gut wie nonexistent ist.



Senf Ende :)

Irakli



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AutorChri8sto8ph 8H., Hagen / 339614
Datum18.05.2006 19:094379 x gelesen
Geschrieben von Christi@n PannierEines der großen Probleme in unserem Land ist die Tatsache, dass wir uns in den letzten Jahren - langsam aber zielstrebig - zu Tode reguliert haben.

Allumfassend und treffend ausgedrückt! Habe gestern meine Reisekostenabrechnung gemacht - unschlagbar. Anderthalb Stunden Arbeitszeit, und ich wette, dass ich die Abrechnung mit der Bitte um Korrektur zurückbekommen werde!



Wer noch einen kleinen Einblick in die teutonische Regelungswut riskieren will: der Spiegel hat da mal was Nettes zum Thema Mehrwertsteuer verfasst.



MkG



Christoph


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AutorChri8sto8ph 8H., Hagen / 339615
Datum18.05.2006 19:144336 x gelesen
Geschrieben von Christoph Heitfeldder Spiegel hat da mal was Nettes zum Thema Mehrwertsteuer verfasst

Da war ich etwas vorschnell - der Artikel selbst ist nur gegen Zahlung eines Entgeltes von 0,50? (incl. MwSt) online verfügbar. Der von mir angegebene Link gibt nur einen kleinen Ausschnitt wieder.



MkG



Christoph


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AutorChri8sti8@n 8P., ein Badner in Leipzig / 339645
Datum18.05.2006 23:044356 x gelesen
Tach, Post!



Geschrieben von Christoph HeitfeldHabe gestern meine Reisekostenabrechnung gemacht - unschlagbar. Anderthalb Stunden Arbeitszeit,



Süß. Meine Reisekostenabrechnung für drei Wochen USA hat den gesamten Mittwoch Vormittag gedauert, weil ich jede in den USA bezahlte Rechnung in Euro umrechen durfte. Wohlgemerkt: Zum Kurs, der zum Zeitpunkt der Zahlung geherrscht hat! Nach deutscher Gesetzgebung werden mir für jedes Frühstück in den USA ? 7,20 abgezogen, Realpreis für meine Cornflakes samt einen Pott Kaffee waren US$ 2,70, mit Trinkgeld insgesamt $ 4,00, also nicht mal die Hälfte von besagten ? 7,20.

MkG,

Christi@n



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AutorChri8sti8@n 8P., ein Badner in Leipzig / 342343
Datum06.06.2006 14:474400 x gelesen
Tach, Post!



Zufällig entdeckt und passend zu diesem Thread, mein erklärter Liebling der Woche: Die

"Ordnungsbehördliche Verordnung zur Bekämpfung von Veränderungen des Erscheinungsbildes einer fremden Sache durch Aufbringung von Graffiti (Thüringer Graffiti-Gefahrenabwehrverordnung ? ThürGraffGefAbwVO) vom 26.05.2004, geändert durch Verordnung vom 05.11.2004 (Thüringer Staatsanzeiger Nr. 49/2004 S. 2724)1". Kein Witz!

MkG,

Christi@n



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